UNESCO-Welterbe: Das Bauhaus und seine Meisterhäuser in Dessau
Günther Winckel
Dessau (Weltexpresso) - Mit einem Kulturfest wurde vom 16. bis 18. Mai 2014 in Dessau die Wiedereröffnung der kriegszerstörten Meisterhäuser Gropius und Moholy-Nagy gefeiert. Seit 1996 gehören die Wohnhäuser der Bauhaus-Meister zusammen mit dem Bauhaus zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Die Wiedererrichtung der beiden Meisterhäuser ist ein einzigartiges Beispiel dafür, wie die Bauhaus-Architektur auf interessante Weise fortgeschrieben werden kann. Die Meisterhaussiedlung ist somit wieder als Gesamtensemble zu besichtigen.
Ob sich 1925 die tatkräftigen Väter des Projektes „Meisterhäuser“, der Dessauer Oberbürgermeister Fritz Hesse und der Bauhausgründer Walter Gropius, darüber bewusst waren, die Geschichte der Architektur weltweit entscheidend zu ändern und nachhaltig zu beeinflussen?
Für Generationen von Architekten wurde der Begriff „Meisterhäuser“ in der Verbindung mit der Stadt Dessau zu einer Botschaft und einem Symbol für die wohl einflussreichste Denkfabrik und Bildungsstätte für Architektur, Design und Kunst. In seiner aktiven Phase war das Bauhaus in den Jahren 1919 bis 1933 Ursprungsort und Motor der Klassischen Moderne und Avantgarde. Das Ziel der Bauhausgründer Henry van der Velde und Walter Gropius war, den Klassenunterschied zwischen Künstler und Handwerker aufzuheben, Sie sollten eine Arbeitsgemeinschaft bilden und die Architektur mit allen Künsten verbinden. In seinem Bauhaus-Manifest goss Gropius alle seine Ziele in einen herausragenden Satz: „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau“.
So entstanden 1925 und 1926 für die Lehrer des Bauhauses drei Doppelhäuser und ein Einzelhaus an der Ebertallee, die als „ Die Meisterhäuser Dessau“ weltweit berühmt wurden.
Von einem unglaublichen Potential an Kreativität zeugt dieser Platz, wo Paul Klee mit Wassily Kandinsky, Oskar Schlemmer mit Georg Muche, Lazlo Moholy-Nagy und Lyonel Feininger Wand an Wand wohnten. Hier traf man sich, feierte gemeinsam, konzipierte, entwarf, verwarf und diskutierte alle Möglichkeiten und Ideen, die später den Schülern des Bauhauses vermittelt werden sollten. Farbenlehre und Farbkompositionen spielten nicht nur in den Bildern von Kandinsky und Klee eine große Rolle, sie bildeten auch in der farblichen Ausgestaltung des gemeinsamen Doppelhauses und dem Lehrbetrieb einen Schwerpunkt. Auch bei dem Maler und Bühnenbildner Oskar Schlemmer und seinem Hausnachbarn László Moholy-Nagy bildeten Farbe und Fotografie wichtige Grundlagen der gemeinsamen Arbeiten und der täglichen Lehrtätigkeit.
Was in der heutigen Zeit durch Großkonzerte und Politik initiiert und gefördert wird, ist der Wunsch nach genialen „Think Tanks“, Denkfabriken für die Bereiche von Kunst, Kultur, Wirtschaft und Sozialem. Diesen modernen Ansatz hatten damals wohl auch Gropius, Van der Velde und seine Meister im Sinn. Das Ergebnis dieser genialen Kooperationen symbolisiert unter dem Begriff Bauhaus schon seit mehr als 70 Jahren die Moderne in Design und Architektur.
Von den ursprünglich sieben Meisterhäusern überlebten nur fünf Häuser den Zweiten Weltkrieg, die anschließende Nachkriegszeit und die Vorbehalte der Deutschen Demokratischen Republik gegenüber der Lehre des Bauhauses. Nach langen Diskussionen und einem international besetzten Architekturwettbewerb entstand ein Konzept für die Rekonstruktion und Reparatur des Meisterhausensembles mit der Wiederherstellung der historischen Außenanlagen.
Die 1996 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommene Meisterhaussiedlung wurde feierlich am 16. Mai der Öffentlichkeit vorgestellt und übergeben. Dessau wird wieder zum Mekka der Architekturliebhaber, die Rekonstruktion wurde überzeugend umgesetzt, es schließt sich damit ein Kreis, der 1933 durch die Nationalsozialisten durchbrochen wurde.
„Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!“ Walter Gropius Manifest könnte aktueller nicht sein.
Informationen und weitere Details zum Bauhaus und der Eröffnung der Meisterhäuser findet man unter: www.bauhaus-dessau.de, www.meisterhaeuser.de
sowie www.sachsen-anhalt-tourismus.de.
