Kunsthaus Zürich zeigt den österreichischen expressiven Meister mit britischer zeitgenössischer Malerin ab Oktober, Teil 2

 

Hubertus von Bramnitz

 

Zürich (Weltexpresso) – Wir kennen noch die Zeiten, wo Egon Schiele in deutschen Landen und auch in der Schweiz fast unbekannt war. Auch in den großen Sammlungen der Welt ist er kaum vorhanden. Heute wissen wir, daß auch das ein Ergebnis des Ersten Weltkriegs ist, nachdem deutsche und österreichische Kunst international abgewertet wurde. Er gehört zu den ganz Großen!

 

 

BERÜHMTE MEISTERWERKE UND EINE NEUE ARBEIT

 

Jenny Savilles Gemälde sind als Prozess zu begreifen, der das Medium Malerei an seine Grenzen treibt und deren vielschichtige Quellen in Reaktion auf das Malen immer wieder umgeformt werden. Somit fangen sie den Zustand eines Werdenden ein, der über das Menschliche hinaus Malerei an sich abbildet. Für die Ausstellung im Kunsthaus schafft die Absolventin der Glasgow School of Art, die nach einer Einzelausstellung in der Saatchi Gallery 1994 den internationalen Durchbruch erlangte, ein neues Werk.

 

Insgesamt werden 17 ihrer Gemälde und einige Zeichnungen, die sich mit Textur und Materialität befassen, neben Schiele Platz finden. Dessen 38 Gemälde und 40 Arbeiten auf Papier entfalten im kleinen Format eine Wirkung, die Savilles Grossformaten in nichts nachsteht. In ausgewählten Themengruppen lassen sie eine künstlerische Intensität zu Tage treten, die vor dem Extremen nicht zurückschreckt.

 

 

SELTEN AUSGELIEHENE WERKE

 

Für die Ausstellung konnten selten verliehene Leihgaben gewonnen werden. Das Leopold Museum in Wien hat ausnahmsweise der Ausleihe des Bildpaares «Selbstbildnis mit Lampionfrüchten» und dem zugehörigen «Bildnis Wally Neuzil» – Schieles langjähriger Lebensgefährtin – zugestimmt. Und dem außerordentlichen Entgegenkommen des Belvedere, Wien, ist es zu verdanken, dass Schieles Hauptwerk «Tod und Mädchen» erstmals seit über 25 Jahren ins Ausland reisen darf. Die Werke Savilles stammen aus Privatsammlungen in Europa und den USA.

 

 

SCHIELE UND ZÜRICH

 

Erstmals werden anhand von Dokumenten aus dem Museumsarchiv die engen Bezugspunkte von Egon Schiele zum Kunsthaus Zürich beleuchtet. Der damalige Direktor Wilhelm Wartmann versuchte 1915, mitten im Ersten Weltkrieg, eine Einzelausstellung zu organisieren, die die erste grosse Museumsausstellung für Schiele geworden wäre. Schiele trat damals als Künstler-Kurator in Erscheinung, der sich mit grossem Engagement für die junge Kunst seiner Zeit einsetzte, für das «Extremste», und getragen war vom Gedanken «Menschen sehend zu machen.» Seine erhaltenen Briefe und weiteres Quellenmaterial erlauben der Forschung bisher unbekannte Aufschlüsse.

 

 

INFO:

 

FÜHRUNGEN

Zur individuellen Erschliessung des Themas steht Besuchern ein mehrsprachiger, im Eintritt inbegriffener Audioguide zur Verfügung. Ebenfalls kostenlos sind öffentliche Führungen. Sie finden mittwochs um 18 Uhr, freitags um 15 und sonntags um 11 Uhr statt. Private Führungen werden gerne auf Anfrage organisiert (T: +41 (0)44 253 84 84, Mo–Fr 9–12 Uhr). Das weitere Begleitprogramm und Angebote der Kunstvermittlung sind ab Oktober auf der Website zur Ausstellung publiziert.

 

PUBLIKATION

Um auch in Buchform die visuelle Kraft dieser Gegenüberstellung von Egon Schiele und Jenny Saville erfahrbar zu machen, erscheint der Ausstellungkatalog als Tafelband in einem besonders grosszügigen Format. Kunsthistorische Beiträge von Oskar Bätschmann, Maria Becker, Martin Harrison, Diethard Leopold, Helena Pereña, Franz Smola und Oliver Wick begleiten das Projekt. Das Buch erscheint in einer deutschen und einer englischen Ausgabe bei Hatje Cantz, gebunden, ca. 176 Seiten mit rund 160 Abbildungen und ist im Kunsthaus-Shop oder im Buchhandel (ISBN 978-3-906574-94-3) erhältlich.

 

KONZERT

Wien war um 1900 ein Zentrum der Avantgarde in Kunst, Literatur und Musik. Schönberg, der selber auch malte, revolutionierte mit seinen Schülern Webern und Berg die abendländische Musik, doch seine Walzer stehen in der Wiener Walzertradition. Am Sonntag, 30. November um 11 Uhr gastiert das Zürcher Kammerorchester im Kunsthaus. Tickets unter www.zko.ch

 

ALLGEMEINE INFORMATIONEN

Das Kunsthaus Zürich liegt im Zentrum von Zürich und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln bestens erreichbar: Kunsthaus Zürich, Heimplatz 1, CH–8001 Zürich. Tel. +41 (0)44 253 84 84, www.kunsthaus.ch

 

Öffnungszeiten: Di/Fr–So 10–18 Uhr, Mi/Do 10–20 Uhr, montags und am 25.12.14 geschlossen. Weihnachten (24./26. Dezember), Silvester/Neujahr (31. Dezember, 1./2. Januar 2015) 10 bis 18 Uhr geöffnet. siehe www.kunsthaus.ch

 

Eintritt inkl. Audioguide (d/e/f): CHF 22.-. CHF 17.- für Gruppen ab 20 Personen (Änderungen vorbehalten). Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren gratis.

 

Vorverkauf: SBB RailAway-Kombi: Ermässigung auf Anreise und Eintritt: am Bahnhof oder beim Rail Service 0900 300 300 (CHF 1.19/Min. ab Festnetz), www.sbb.ch. Zürich Tourismus: Übernachtung inkl. Eintrittsticket. Tourist Service im Hauptbahnhof, Tel. +41 44 215 40 00, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.zuerich.com. Magasins Fnac: Verkaufsstellen CH: Rives, Balexert, Lausanne, Fribourg, Pathé Kino Basel, www.fnac.ch; F: Carrefour, Géant, Magasins U, 0 892 68 36 22 (0.34 €/min), www.fnac.com; BE: www.fnac.be.

 

Fotos: in beiden Artikeln geht es um die Pendants: Selbstbildnis Schiele und langjährige Freundin Wally. Das letztere Bild hat ein anrührende Geschichte, auf die wir noch eingehen werden.

Egon Schiele

Selbstbildnis mit Lampionfrüchten, 1912

Öl und Deckfarbe auf Leinwand, 32,2 x 39,8 cm

Leopold Museum, Wien

 

Egon Schiele
Bildnis Wally Neuzil, 1912
Öl auf Holz, 32 x 39,8 cm
Leopold Museum, Wien