Wanderausstellung zu F.K. Waechters ZEICHENKUNST im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt am Main, Teil 2
Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) -. Warum hier das Museum für Angewandte Kunst doch noch legal ins Geschäft kommt, hat damit zu tun, daß aus allen Bereichen des Künstlers Waechter Beispiele vorhanden sind, die direkt ins Herz dieses Museums zielen: frühe Zeichnungen für das Satiremagazin PARDON und die späten für seine letzte Bilderzählung „Höllenhund“ auch. Dazu die Bücher (und Buchumschläge), Plattencover, Spielkarten (Frankfurter Serie mit den Köpfen der 68er) und all die Unsinnsdinge, zu denen wir früher Nonsens sagten, die er für sich und seine Kinder, die wir im gewissen Sinne alle sind, geschaffen hat.
Man soll sich diese Ausstellung, die nun aus Hannover nach Frankfurt kommt, also ansehen. Aber man soll sich auch gut erinnern: Im Fall der Freunde des Waechter aus dem Kreis der Neuen Frankfurter Schule hat die Stadt Frankfurt deren Nachlässe für das dafür errichtete Caricatura Museum angekauft. Waechter wollte sie zwar kaufen, konnte es aber nicht, da die Erben längst mit dem Wilhelm-Busch-Museum in Hannover für sie auch finanziell günstige Absprachen hatten, vor allem aber die Zusicherung, daß seine Arbeiten umgehend zügig bearbeitet werden und in Ausstellungen gezeigt werden.
Die in Frankfurt ist eine davon. Den Frankfurtern gelang aber in dieser Misere – denn im Ernst, natürlich gehört Waechter nach Frankfurt zu seinen Genossen ins Caricatura Museum – dann doch noch ein kleiner Streich. Es wurde vereinbart, daß alle drei Monate neue Blätter von Waechter am Dom ausgestellt werden dürfen, so daß nach und nach der gemeine Frankfurter sich einen besseren Überblick über Waechters Werk verschaffen kann, als diejenigen, die nach Hannover reisen, denn dort ruht normalerweise das meiste im Depot, es sei denn es gibt Ausstellungen. Und auch diese reisen. Dennoch wissen wir, wenn es wieder eine große Ausstellung im Wilhelm-Busch-Museum geben wird. Wir sind da.
Bis 11. September 2011
Katalog: Es gibt keinen speziellen Katalog, aber es gibt den für die Waechterausstellung im Jahr 2009 herausgegebenen Begleitband des – mit vollständigem Namen – Wilhelm-Busch-Museum Hannover, Deutsches Museum für Karikatur und kritische Grafik „F.K.Waechter – Zeichenkunst“ aus dem Jahr 2009. Und selbst wenn man alle bei Diogenes erschienen Einzelbände zu F.K. Waechter besäße, dann sagen einem die Kommentare und Erläuterungen in diesem herrlich dicken Band noch immer mehr. Die Hausherrin und Besitzerin des Waechter Nachlasses, Gisela Vetter-Liebenow zeigt im Vorwort, daß sie weiß, was sie an ihm, respektive dem Nachlaß hat.
Reinbert Tabbert gibt eine Lebensbeschreibung und untersucht die Mechanismen dieser Kunst, die er unter Waechters eigenes Motto stellt: „Komik schreit danach, sehr ernst genommen zu werden.“ Nicht allein der Zeichner ist ihm wichtig, genau so der Stückeschreiber. Andreas Platthaus erinnert sich wehmütig an den Besuch in Waechters Atelier als dieser schon 67jährig gestorben war und daran, was er noch alles vorhatte, besser: beide vorhatten. Aber die Texte sind ja nur die Zugabe zu den Zeichnungen, dem Eigentlichen, wo man wieder einmal bei den Schweinen hängenbleibt.
„Das Schwein in der bildenden Kunst“ von 1967 zeigt das Schwein, als Gestalt aufgearbeitet, wie es Leonardo mit dem Menschen machte, als er die Vitruvschen Vorgaben ausführte. Als „Stimme von oben“ aus dem Jahr 1988 erweist sich, ja was schon, natürlich ein Schwein, das in der himmlischen Wolke den Rüssel herausstreckt und kündet: „Mein Sohn! Er ist für Euch gestorben!“ und unten auf der Erde zeigt das Blatt die verwirrten Metzger, einen Mann und eine Frau, den Eimer und das Schlachtmesser in der Hand, wo an den Hinterläufen aufgehängt, das tote Schwein gerade abgestochen wurde und das Blut zu Boden läuft. Man ist schon geschockt, aber nicht schockiert, denn so richtig blasphemisch wirkt das nicht, aber hat dennoch einen doppelten Boden.
Seine Bibliographie zeigt, wie er anfänglich in verschiedenen Verlagen veröffentlichte. So das schöne Buch „Brülle ich zum Fenster raus“ aus dem Verlag Weinheim. Aber schon seit 1978 wird der Diogenes Verlag sein Hausverlag. Wir können unmöglich alle seither dort veröffentlichten Bücher aufführen, geben aber gerne die Webseite an, denn ein paar Waechters muß man schon haben!
www.diogenes.ch
http://www.diogenes.ch/leser/autoren/illustrator/a-z/w/waechter_fk/biographie