Finnland zur Buchmesse in der SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT vom 2. Oktober 2014- bis 11. Januar 2015, Teil 3

 

Anna von Stillmark

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Helene Schjerfbeck wurde am 10. Juli 1862 in Helsinki geboren und erlebte eine wenig glückliche Kindheit, überschattet durch den Tod der älteren Schwester, einen Unfall, der einen lebenslangen Hüftschaden zur Folge hatte, und den Tod ihres Vaters, als sie 13 Jahre alt war.

 

Obwohl sich ihre Mutter nicht um ihr malerisches Talent kümmerte, wurde schon in der Schule ihr malerische und zeichnerische Begabung erkannt. Sie begann mithilfe einer Lehrerin ihre akademische Ausbildung. Diese führte sie als junge Frau zum Studium unter anderem nach Paris, Rom, Florenz, St. Petersburg und Wien. Während Künstlerinnen in Frankreich und England im ausgehenden 19. Jahrhundert mit zahlreichen Einschränkungen in der Berufsausbildung rechnen mussten, wurden finnische Künstlerinnen weitestgehend institutionell gefördert und unterstützt. In den Museen Europas konnte Schjerfbeck die Gemälde alter Meister studieren, die Werke der Renaissance, des Barock und des Manierismus, zum Beispiel die Gemälde von Giotto, El Greco, Franz Hals sowie Rembrandt; sie setzte sich eingehend mit der Historienmalerei auseinander und beschäftigte sich auch mit Arbeiten ihrer Zeitgenossen wie Pierre Puvis de Chavannes’, James McNeill Whistlers, Paul Cézannes und Edgar Degas’.

 

Es waren die Motive, Kompositionsschemata, die Farb- und Oberflächenbehandlung dieser Werke, die sie beeindruckten und die sie zeitlebens inspirierten. 1890 nahm sie mit ihrem naturalistischen Gemälde „Die Genesende“ (1888) an der Pariser Weltausstellung teil und erhielt die Bronzemedaille. Schjerfbeck entwickelte durch das Kopieren und das Arbeiten nach Vorlagen einen eigenen Stil und eine spezifische Malweise: Sie reduzierte die Bildelemente, fokussierte in der Komposition auf einen Bildausschnitt, experimentierte mit unterschiedlichen Medien (Leinwand, Papier), Techniken (u. a. Öl, Aquarell, Gouache) und Farben.

 

Nachdem sie 1894 eine Stelle als Lehrerin an der Zeichenschule des Finnischen Kunstvereins angetreten hatte, die sie 1902 wieder aufgab, zog sie mit ihrer Mutter in die kleine Ortschaft Hyvinkää. Trotz der geografischen Abgeschiedenheit stand sie in regem Austausch mit ihren Zeitgenossen. Sie korrespondierte regelmäßig mit befreundeten Künstlerinnen und Künstlern und diskutierte über Literatur, Mode und die Ereignisse der Kunstszene in den europäischen Zentren.

 

Ihr Kunsthändler und Galerist Gösta Stenman regte Schjerfbeck gegen Ende der 1920er-Jahre an, auch neue Fassungen ihrer eigenen Arbeiten zu malen. Vorhandene Bilder dienten ihr ebenso als Modelle wie vor ihr sitzende Personen, die sie im Malprozess mit ihrer reichen Bilderwelt ausstattete. Trotz ihres sich verschlechternden Gesundheitszustands beteiligte sie sich regelmäßig an Ausstellungen, unter anderem in Schweden, wohin sie nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges umsiedelte. Ohne ihre Heimat wiederzusehen, starb Helene Schjerfbeck 1946 in Saltsjöbaden im Alter von 83 Jahren.

 

Anmerkung: Wir entnehmen diese biographische Skizze leicht modifiziert den Presseaussendungen der Schirn.

 

INFO:

 

Die Ausstellung in der Schirn geht vom 2. Oktober 2014 bis zum 11. Januar 2015

 

Es gibt ein DIGITORIAL: Das neue kostenlose digitale Vermittlungsformat in deutscher und englischer Sprache ermöglicht es dem Publikum, sich bereits vor dem Besuch auf die Themen der Ausstellung einzustimmen. Das Digitorial präsentiert aufschlussreiche Informationen, übergreifende Zusammenhänge und Hintergrundgeschichten in neuartiger Visualität gebündelt auf einer responsiven Website. Das Digitorial ist von der Website www.schirn.de/schjerfbeck abrufbar.

 

KATALOG: Helene Schjerfbeck. Herausgegeben von Carolin Köchling und Max Hollein.

Vorwort von Max Hollein, Essays von Anna-Maria von Bonsdorff, Carolin Köchling, Riitta

Konttinen, Marja Lahelma, Abigail Solomon-Godeau. Dt. sowie Engl. Ausgabe, 168 Seiten, 102 Abbildungen, 31,5 x 22 cm (Hochformat), Broschur mit Umschlag (Siebdruck); Gestaltung BankerWessel, Stockholm; Kerber Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-7356-0009-7 (deutsche Ausgabe), ISBN 978-3-7356-0010-3 (englische Ausgabe). Preis 28 € (Schirn), 39,95 € (Buchhandel)