im Archäologischen Museum Frankfurt anläßlich der Buchmesse 2014
Eric Fischling
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Was hat das Archäologische Museum Frankfurt mit der ab morgen tobenden Buchmesse zu tun, so daß ab 7. Oktober, dem Beginn der Messe ein außergewöhnlicher archäologischer Fund von großer kulturhistorischer Bedeutung bis 2. November 2014 ist hieisgen Museum zu besichtigen ist: der einzige erhaltene Siegelring eines merowingischen Königs.
Der Zusammenhang entschleiert sich durch die folgenden Informationen. Nahezu unbemerkt schlummerte dieser Schatz seit über 100 Jahren in einer Kölner Privatsammlung. Dank umfangreichen Recherchen und naturwissenschaftlichen Analysen konnte er jetzt als authentischer goldener Siegelring des Merowingerkönigs Childebert II. (Regierungszeit 575 – 596 n. Chr.) bestätigt werden.
Auf der Frankfurter Buchmesse werden diese im Verlag Dr. Kovač Hamburg erschienenen Forschungen vorgestellt. Wir werden den Standort auf der Messe noch mitteilen, wollen aber erst einmal das Original würdigen, daß aus diesem Anlass im Archäologischen Museum den singulären Goldring in einer kleinen Sonderpräsentation zeigt.
In der Merowingerzeit (6. bis 7. Jahrhundert) gab es zwei Siegelarten am Hofe: Das Amtssiegel führte der referendarius, der Vorsteher der königlichen Kanzlei; mit ihm siegelte er Erlasse und Urkunden. Daneben besaß der König ein persönliches Siegel in Form eines Fingerrings. Mit ihm besiegelte er seine litterae, kurze Sendschreiben und Anweisungen an Beamte. Das persönliche Siegel des Königs sollte ein Bild- und Erkennungszeichen für den Adressaten sein.
Der Siegelring von König Childebert II. zeigt eine Männerbüste im Profil mit Lanze und Brustpanzer sowie die Umschrift + HILDEBERTI REGIS. Der goldene, über 40 Gramm schwere Ring wurde am Daumen getragen. Childebert II. wurde 570 als einziger Sohn von Sigibert I., König im austrasischen Reichsteil, und der Königin Brunichild geboren. Noch minderjährig, wurde er 575 zum König erhoben, starb jedoch schon 596 im Alter von 26 Jahren.
Fotos: Goldener Siegelring Childeberts II. (575 – 596 n. Chr.), (Privatbesitz Köln). Seitenverkehrtes Siegelbild: Das Haupt steht nach Sitte weströmischer Kaiserportraits im Profil, die Haare sind aber länger als bei diesen. Er trägt einen Panzer und einen Mantel (paludamentum) mit Prunkfibel sowie eine Lanze. Umschrift: + HILDEBERTI REGIS.
Zeichnung: Umzeichnung des – positiven – Abdrucks.
Bildrechte: A. Weber, Köln.