Das ist das starke Geschlecht.“ Frauen in der Psychoanalyse in Wien ab 16. Oktober, Teil 1/2

 

Anna von Stillmark

 

Wien (Weltexpresso) – Sie nennt sich Sonderausstellung, die im Sigmund Freud Museum vom 16. Okotber bis zum 12. Juni des nächsten Jahres laufen wird und die am 15. Oktober um 19 Uhr im Wohn- und Praxishaus von Sigmund Freud im 9. Bezirk eröffnet wird. Im Spätherbst lohnen sich Wienbesuche besonders, weil fast alle Museen neue Ausstellungen eröffnen.

 

Daniela Finzi und Johanna Frei sind die Kuratorinnen der Ausstellung "Das ist das starke Geschlecht". Frauen in der Psychoanalyse, die gemeinsam mit Direktorin Monika Pessler die Ausstellung eröffnen werden. Und allein, wenn man hört und sieht, um wen es in dieser Ausstellung geht, weiß man, daß sie lange lange überfällig war und ist. Denn Frauen waren zu allen Zeiten an allen Dingen der Welt beteiligt, sie wurden nur im herrschenden Männermodus nicht wahrgenommen oder sogar bewußt verschwiegen. Und es hat auch mit der Geschlechterfrage zu tun, daß die Kinderpsychoanalyse fast allein von Frauen verantwortet wird. Mit dem Schweigen über ihre Arbeit ist es auch in der Psychoanalyse vorbei.

 

Über die Ausstellung

 

Das ist das starke Geschlecht.“ Frauen in der Psychoanalyse – Das Sigmund Freud Museum widmet demnach ab 16. Oktober jenen Frauen eine Sonderausstellung, die starken Einfluss auf die frühe Geschichte der Psychoanalyse und das Werk Sigmund Freuds nahmen: Marie Bonaparte, Helene Deutsch, Emma Eckstein, Anna Freud, Lou Andreas-Salomé und Sabina Spielrein.

 

Mit der ironischen Anspielung „Das ist das starke Geschlecht.“ soll Emma Eckstein einst den „Vater der Psychoanalyse“ begrüßt haben. Dieses Zitat vermittelt in aller Kürze die möglichen Neudeutungen herrschender Geschlechterrollen. Als Patientinnen lieferten diese Frauen Sigmund Freud die Grundlage für die Entdeckung des Unbewußten; wie er mit ihnen gemeinsam seine Behandlungsmethode der ‚Redekur’ entwickelte, wurde auch vom „Vater der Psychoanalyse“ selbst bestätigt.

 

Neben ihrer praktischen Arbeit lieferten diese Analytikerinnen und Autorinnen zentrale Beiträge zur psychoanalytischen Theorie-Entwicklung, sie inspirierten Freuds Arbeiten oder nahmen diese wie im Fall Sabina Spielreins sogar vorweg. Auch ihre Beteiligung an der internationalen Verbreitung sowie weltweiten Institutionalisierung der Psychoanalyse ist unbestritten: Sabina Spielrein in der Schweiz und in Russland, Lou Andreas-Salomé in Deutschland, Marie Bonaparte in Frankreich, Helene Deutsch in den USA, Anna Freud in England.

 

Die durchwegs beeindruckenden Lebensläufe und Werke dieser Persönlichkeiten werden in der Ausstellung ebenso thematisiert wie Freuds theoretisches Schaffen aus feministischer Perspektive und aus der kritischen Position von Gender und Queer Studies.

 

Auf eigens für die Ausstellung entworfenen Paravents finden sich Leben und Werk der Protagonistinnen, Objekte und Dokumente ordnen die herausragenden Leistungen der so unterschiedlichen Frauen im Kontext ihrer Zeit ein. Ein Überblick über ihre theoretischen Arbeiten und ihre Einwirkungen auf die heutige Psychoanalyse rückt das Bild von der männerzentrierten Entstehungsgeschichte der Psychoanalyse zurecht. Hintergrundwissen zur Kinderbetreuung im Wien der Zwischenkriegszeit, die damalige Entwicklung der erstarkenden Frauenbewegung und Kernbegriffe der Psychoanalyse wie „Ödipuskomplex“, “Übertragung und Gegenübertragung“ werden ebenso beleuchtet, wie die Frage, warum gerade die Kinderpsychoanalyse beinahe ausnahmslos weiblich dominiert war.

 

Ausschnitte aus aktuellen Filmen verdeutlichen die unterschiedlichen Herangehens- und Deutungsweisen der Biografien jener Frauen, die bis heute Mythen über Weiblichkeit und Geschlechterdifferenz nähren. Die berühmte Sigmund Freud Vorlesung Anna Freuds aus 1978 „Die Bedeutung der Kinderanalyse“ kann erstmalig im Sigmund Freud Museum nachgehört werden und bietet vertiefende Einblicke in Anna Freuds Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte. Fortsetzung folgt

 

Foto: © Oliver SFM

 

Info:

 

Das ist das starke Geschlecht.“ Frauen in der Psychoanalyse

Sonderausstellung im Sigmund Freud Museum

16. Oktober 2015 – 12. Juni 2016

Eröffnung: 15. Oktober 2015, 19 Uhr,

Konzipiert und kuratiert von Monika Pessler, Daniela Finzi und Johanna Frei

 

Sigmund Freud Museum

Berggasse 19

1090 Wien

Täglich 10-18 Uhr