Serie: Das erste Biohotel in Schleswig-Holstein, MIRAMAR in Tönning, Teil 5/7
Hans Weißhaar und Anna von Stillmark
Tönning (Weltexpresso) – BIO besteht ja nicht nur aus Essen, BIO bedeutet für den Körper mehr. Deshalb wollten wir zum Abschluß auf die Entspannungsmassage, die vom Haus angeboten wird, nicht verzichten. Dazu muß man nur in den ersten Stock des Nebengebäudes gehen, das geht gut auch im Bademantel, wo Noemi Dettmer ihren Bereich hat. Und dann an nichts mehr denken. Die junge Frau übernimmt das. Daß sie das gelernt hat, das merkt man schnell an den Fachgriffen, oder wie soll man zu dem Streichen, dem Kneten, dem Auseinanderziehen der Haut sonst sagen.
Ihre Arbeit, das sagt sie ganz deutlich, ist keine therapeutische in dem Sinn, daß sie Tiefenverspannung, also die weit unter der Muskulatur befindlichen Stellen, überhaupt nur anrührt. Das nämlich tut weh und erfordert eine kontinuierliche Heilbehandlung von einigen Sitzungen. Sie arbeitet an den Verspannungen unter der Haut. Die nimmt sie sofort wahr und kann einem auch gut erklären, woher man die hat. Vom Schreiben zum Beispiel, vom viel zu vielen Schreiben von Artikeln am Rechner.
Weil wir neugierig sind und wußten, wir wollen darüber schreiben, weil ein Biohotel hin oder her, eben auch die Angebote für die Gäste braucht, die die physische Seite berühren und heute unter Wellness, etwas ernsthafter unter SPA, benannt sind, haben wir Noemi Dettmer nach ihrer Ausbildung befragt. Aus Interesse, denn was wirklich bei Massagen gilt, ist das, was sie mit den Händen tut. Dazu gleich. Sie hatte im August 2004 ihre Ausbildung zur staatlich geprüften Kosmetikerin begonnen und im dualen System im Juli 2007 abgeschlossen. Daß sie zur zweiten Landessiegerin gewählt wurde, erfuhren wir erst danach von anderer Seite. Wir wollten mehr darüber wissen, was die Ausbildung bedeutet, nicht die theoretische an der Berufsschule, das kann man sich ja vorstellen, sondern die Praxis.
Die praktische Ausbildung hat sie in einem Kurhaus gemacht, wo sie häufigen Kontakt zu kranken Menschen gehabt hat. Für sie war das entscheidend. Die Situation dieser Menschen hat sie beeinflußt, auch in der Berufsschule über die Möglichkeiten der körperlichen Hilfe mehr wissen zu wollen und somit ihren Wunsch, Menschen etwas Gutes zu tun, noch weiter verstärkt. „Mir war vorher nie klar, wie einfach man Menschen glücklich machen kann oder wenigstens Ihnen ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Es ist ein tolles Gefühl, Menschen mit kleinen Berührungen oder mit ein wenig Aufmerksamkeit zu helfen, sich besser zu fühlen.
Während der eine von uns auf der Liege von Noemis Händen massiert wurde, fragte der andere, was da passiere – und umgekehrt. Das war so interessant, daß wir im folgenden die von uns mitgeschriebenen Antworten der jungen, aber sehr kundigen Masseuse mitschrieben. ,,Die Kraft der Berührungen" sei das Wesentliche und daß Massagen zu den ältesten Behandlungen überhaupt zählen. Durch die Berührungen der Haut werden Wärme, Zuwendung und Geborgenheit vermittelt. Die Ausschüttung der körpereigenen Glückshormone wird aktiviert.
„Es ist für einige eine sehr intime Situation, es gehört schon ein wenig Vertrauen dazu, um sich auf eine Massage einlassen zu können. Damit meine ich, sich vollständig fallen lassen zu können, also sich zu entspannen. Ich habe gelernt das 10 Prozent einer Massage die Technik ausmacht und 90 Prozent Liebe, um eine entspannende Massage zu machen. Jeder Masseur bringt seine eigene Note in seine Massage mit ein. Das macht jeden einzelnen von uns aus.Ich darf nur Wellnessmassagen machen, da ich eine kosmetische Ausbildung habe.“
Bei einem von uns hat sie eine Ganzkörpermassage gemacht, die eigentlich keinen Namen hat, da sie keine ayurvedische oder hawaiianische Massage ist. Diese allgemeine Massage, das wissen nun wir, basiert auf der Schwedischen Massage, von der sich alle europäischen Massagen herleiten und die im 19. Jahrhundert – in Schweden eben – von Ärzten aus mittelalterlichen Texten wiederentdeckt wurde. Denn das Mittelalter – und das wissen immer noch wenige – hatte eine ausgeprägte Körperkultur, eine ausgedehnte Badekultur dazu, was die feine Renaissance dann nur noch im Kopf abhandelte und im Barock in den feinsten Schlössern sogar die Toiletten fehlten. Dabei muß man mit dem Begriff der Kultur immer auch den Körper, also Körperkultur miteinschließen, sagen wir.
Noemi Dettmer war interessiert, unser Wissen abzufragen. Aber wir wollten ja von ihr zu ihrer Massage weiteres hören, Es ist einfach meine erste Massage, die ich gelernt habe. Ich habe sie mir zum Teil selbst zusammen gestellt, mit Griffen die ich als angenehm empfand und ich dann somit auch genau spüren kann und weiß, wie sie sich anfühlt. So weiß ich, wo ich mit dem Druck zunehmen kann oder wo ich ein wenig sanfter massieren muss. Ich würde sie als klassische Massage bezeichnen, aber nicht zu verwechseln mit der klassischen medizinischen Massage.“
Auf die Frage, zur Technik, d.h. Welche Griffe sie benutzt, gab sie zur Antwort: „Ich habe nur wenige verschiedene Griffe benutzt, aber sie haben trotzdem eine tolle Wirkung auf den Körper.
Ich habe Streichungen (Effleurage) und Knetungen (Petrisage) sowie Kreisungen (Friktionen) verwendet. Dies regt die Durchblutung, den Stoffwechsel und das Lymphsystem an, also kurzum hat es Auswirkungen auf den gesamten Organismus. Man fühlt sich gut danach, ich vergleiche es gerne mit Schuhe kaufen oder einem Frisörbesuch. Das Gefühl etwas für sich getan zu haben.
Manchmal hilft es auch einigen, einen Neuanfang zu starten z.B. eine Diät anzufangen oder Vegetarier zu werden oder oder oder....“
Längst hatten wir Liegen und Mitschreiben gewechselt. Wobei jeder von uns dann erstaunt war, was er alles nicht mitbekommen hatte, weil man beim Massiertwerden auch günstigerweise abschalten sollte, was leicht ist, wenn man merkt, wie die Behandlung wohltut und man sich dem hingibt.
Nun kamen konkrete Fragen: „Seit wann arbeiten Sie im Biohotel.“
N.D.:Ich arbeite seit ca. zwei Jahren im Hotel Miramar, jetzt Bio Hotel. Ich bin Neueinsteigerin in Sachen Bio, bin auch nicht vollständig Bio. Achte aber schon bewußter auf meine Ernährung und woher die Nahrung kommt. Ich mache mir viel mehr Gedanken um das Leben und seine Kostbarkeit. Das Leben mit Bio verändert schon ein wenig. Ich merke durch diese neue Denkensart, daß ich zufriedener mit mir selbst bin. Ich mag mich, so wie ich in Natur bin und nicht wie der Konzern und der Markt den Verbraucher zu beeinflussen wünschen.“
„Sie haben also den ganzen Prozeß der Umwandlung eines normalen Hotels zu einem Biohotel mitbekommen. Wir wissen inzwischen, daß sich die Gästestruktur zwangsläufig geändert hat. Welche Erfahrungen haben Sie mit der Veränderung an ihrer Klientel gemacht?“
N.D.: „Ich habe auch an den Gästen gemerkt, daß diese anders sind. Man hat jetzt einen direkten Vergleich zu vorher. Bio Gäste sind natürlicher, das Make-up ist dezenter, vorwiegend sind sie Vegetarier, die Kleidung wird ebenso nach biologischen Grundsätzen ausgewählt.Meine Produkte, mit denen ich arbeite, sind heute alle auch ausschließlich biologisch, und zertifiziert , z.B. mit dem Nature Label.
Bei Ihnen beiden habe ich mit Sesam Öl massiert, es ist kalt gepresst und man kann es zum Verzehr verwenden. Sesamöl ist ein sehr bedeutendes Öl in asiatischen Länder und im Orient. Es wird im ayurvedischen zu innerlichen und äußerlichen Entgiftungskuren angewendet. Es wirkt stark rückfettend, intensiv pflegend, die Haut wird angenehm geschmeidig. Es enthält sogar einen leichten Lichtschutzfaktor, der gerade mal bei 1.2 liegt. Man sagt auch, daß die Bräunung durch Sesamöl gleichmäßiger erfolgen soll.“
Dann waren zwei Stunden herumgegangen wie im Fluge und entspannt gingen wir mit unseren Bademänteln nebenan in die beiden kuscheligen Zimmer im Biohtotel, dankbar für die Massage, aber auch für die fachlichen und persönlichen Informationen. Fragen Sie auf jeden Fall bei einem Aufenthalt nach Noemi Dettmer.
Info durch Noemi Dettmer
Effleurage: Streichungen werden meist am Anfang und/oder am Ende eingesetzt. Je nachdem, wie man sie einsetzt, wirken sie beruhigend und entspannend oder die Blutzirkulation wird erhöht.
Blut- und Lymphkreislauf werden unterstützt und die körpereigene Abwehr gestärkt.
Schad- und Schlackenstoffe werden abtransportiert.
Petrisage: Kombination aus Drücken, Dehnen und Verschieben der Haut und der darunterliegenden Muskulatur. Durchgeführt mit ganzen Händen, den Daumen, Fingern und Handballen. Die Griffe wirken kräftigend auf die Muskulatur und das Bindegewebe der Haut.
Friktionen: Auch genannt Reibungsmassage. Kreisende Massagebewegungen werden mit ganzer Hand oder mit flachen auf der Haut aufgesetzten Fingerkuppen durchgeführt. Muskelverspannungen werden gelöst, die Hautspannung wird verbessert und Wirkstoffe können von der Haut aufgenommen werden.
Info:
Bio Hotel Miramar
Westerstraße 21
25832 Tönning
Telefon +49 (0) 4861-9090
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www.biohotel-mirarmar.de
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