Serie: zu Besuch in Dresden, Gemäldegalerie ALTE MEISTER im Zwinger, Teil 5

 

Felicitas Schubert

 

Dresden (Weltexpresso) – Noch laufen die Vorbereitungen für die große Jubiläumsausstellung zum 500sten Geburtstag der Raffaelschen Madonna (26.5. - 26.8.) und schon muß man sich damit beschäftigen, was währenddessen und danach passiert. Die Madonna muß nämlich ihren angestammten Platz verlassen. Die Engelchen auch.

 

Schon die vorausgehende, hochinteressante Ausstellung, in der die römische Schwester, die Madonna von Foligno, die Sixtinische besuchte und die beiden Werke, die fast gleichzeitig in Raffaels Atelier entstanden, erstmals wieder vereint waren, zeigt, daß die Räume der Galerie zu eng sind, um über normalen Museumsbesuch hinaus den zahlreichen Besuchern von Sonderausstellungen überhaupt die Möglichkeit zu geben, sich die einzelnen Bilder in Ruhe anzuschauen. Von daher ist es folgerichtig, daß die Sixtina umziehen muß.

 

Sie wird im Gobelinsaal präsentiert, umrahmt von weiteren Meisterwerken in dieser Ausstellung, die in vier Sektionen unterteilt, RAFFAEL IN ROM zeigt, dann „PLATZ FÜR DEN GROSSEN RAFFAEL“ gibt, sodann den spektakulären Ankauf durch August III dokumentiert, mit AUF DEM WEG ZUM MYTHOS die Rezeptionsgeschichte der Madonna in Literatur, Musik und Design präsentiert und zudem EINE INTERNATIONALE KARRIERE:DIE ENGELCHEN IN KITSCH UND KUNST beleuchtet, wo zwei kleine Kerle sich selbständig auf den Weg gemacht haben und in aller Welt als eigenständiges Bildmotiv zum Idol wurden.

 

Währenddessen wird auf der leeren sakrosankten, aber verwaisten Wand der Madonna über den Umweg der gesammelte Lichtillusion der allumfassenden Madonna, diese als Gobelin erscheinen. Die Münchner Fotografin Katharina Gaenssler präsentiert die Sixtina in neuem Licht. Sie macht nicht auf Konkurrenz, sondern schafft ihr eigenes Kunstwerk in dienender Funktion. Hunderte von Detailfotografien mußte das Raffaelsche Schätzchen über sich ergehen lassen, die Katharina Gaenssler zu einer übergroßen digitalen Collage erneut zusammensetzte und die als Vorlage für einen Gobelin, fabriziert in einer belgischen Werkstatt – wie danomal  in der Renaissance üblich, siehe Raffaels Teppiche – dienen.

 

Klingt schon abenteuerlich, wie hier Vergangenheit und Gegenwart, Original und anverwandelte Kopie einen Platz besetzen sollen, der festgelegt scheint. Aber, wenn man in der Kunst von heute und der Rezeption durch die Zuschauer nichts Neues wagen sollte, was das beliebte Alte einbezieht, dann wäre die Kunst und ihr Latein am Ende. Warten wir die Wirkung ab. Auf jeden Fall wäre es stilloser gewesen, den Platz der Madonna mit anderen Gemälden zu füllen. Es ist aber auch ein geschickter Museumstrick, wie man die Besucher aus der Sonderausstellung, die mit Bussen von überall her die Raffaelsche Madonna zu ihrem Geburtstag sehen wollen, in die Ständige Sammlung bekommt. Gut so.

 

Dann wird es für die Kunstfreunde hart. Ab 27. August wird mit dem Ende der Ausstellung erst der Gobelinsaal und die angrenzenden Kabinette und dann vom 15. Januar bis 25. März 2013 auch die Gemäldegalerie Alte Meister geschlossen. Am 26. März werden diese in neuer Hängung präsentiert und gleichzeitig werden in zwei Bauabschnitten am Semperbau umfassende Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten stattfinden. Mit dem Osten wird angefangen, während der Westteil geöffnet bleibt und umgekehrt. Die Baumaßnahmen sind auf ca. vier Jahre angelegt.

Ausgelagert wird die bisher im Semperbau angesiedelte Rüstkammer, die ab Februar 2013 in Riesensaal des Residenzschlosses neueröffnet wird. Im April 2013 wird sodann der Mathematisch-Physikalische Salon im Zwinger wiedereröffnet, eine außergewöhnliche Angelegenheit, über die wir dann berichten.

 

Was zu kurz kommt, sind nicht nur die anderen bedeutenden Museen in Dresden, sondern auch die Staatlichen Kunstsammlungen selber, die ja nicht nur aus Alter Kunst bestehen. Die spannende und historisch längst notwendige Schau über NEUE SACHLICHKEIT IN DRESDEN – wir hatten berichtet – liegt hinter uns, aber DIE ERSCHÜTTERUNG DER SINNE liegt vor uns. So heißt die Ausstellung in der Galerie neuer Meister im Albertinum vom 16. März bis 14. Juli 2013, wo allein der Untertitel CONSTABLE, DELACROIX, FRIEDRICH UND GOYA aufhorchen lassen, zu denen sich als Beeinflusste gesellen: Menzel, Liebermann, Cézanne, Manet, Ernst, aber auch die gegenwärtigen Kirkeby und Tuymans, Richter und Rothko und der hierzulande wenig bekannte Vilhelm Hammershoi, ein dänischer Künstler um 1900 mit der Vorliebe von stillstehenden Interieurs.

 

Der Künstler Luc Tuymans ist Mitkurator mit dem Direktor der Galerie Ulrich Bischoff. Beide wollen die bildmächtige Wirkung der Großen auf die nachfolgende Künstlergenerationen vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart untersuchen und aufzeigen.

 

www.skd-dresden.de

 

Info:

Dank der Einladung des Maritim Dresden konnten wir in aller Ruhe Dresden besuchen. Wir hätten das Haus auch sonst empfohlen, freuen uns aber, daß dies auch gerade der Reiseveranstalter Studiosus getan hat, indem er diesem Hotel den Quality Award überreicht hat.Stimmt: sehr guter Service und angenehme Atmosphäre, mit Schwimmbad dazu.

Wichtig für Fußgänger ist die Stadtnähe, weil man nur die paar Schritte zum Zentrum von Schloß, Zwinger und Semperoper gehen muß. Aber dem Auge ist etwas anderes wichtig. Das sieht aus dem Fenster über die Elbe auf die Neustädter Seite hin. Und am schönsten ist es von dort auf diesen Haus zu blicken, das erst 2006 im historischen Speicher der Stadt zu einem hochrangigen und modernen Hotel einge-, umbe- und erbaut wurde.

Es gibt ganzjährig buchbare Arrangements, von denen das „Dresden Sächsisch“ für Dresden Besucher besonders interessant ist. Für 154 Euro pro Person im Doppelzimmer gibt es zwei Übernachtungen inklusive reichhaltigem Frühstücksbuffet – stimmt! - ein Abendessen sowie Willkommenscocktail, ein Gastgeschenk und die Nutzung von Schwimmbad und Sauna.

 

 

MARITIM Hotel Dresden

Devrientstraße 10-12

01067 Dresden

Tel.: 0351-216-0

Fax: 00351-216-1000

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www.maritim.de