The Wall Museum East Side Gallery eröffnet im März 2016 in Berlin

 

Rebecca von der Wien

 

Berlin (Weltexpresso) - Berlin wird in wenigen Wochen um eine Attraktion reicher: Im März 2016 eröffnet das neue The Wall Museum East Side Gallery dauerhaft im früheren Mühlenspeicher zwischen der East Side Gallery und Oberbaumbrücke. Das zum Thema und in der Umsetzung einzigartige Museum spannt einen audiovisuellen Bogen von der deutsche Teilung und dem Bau der Berliner Mauer bis zu den historischen Ereignissen, die den Mauerfall bewirkten.

 

Vor allem die entscheidenden Ereignisse in den spannenden Wochen im Sommer und Herbst 1989 werden multimedial in Szene gesetzt.

 

 

Das Museum wurde vom früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow anlässlich des 25. Jahrestages des Mauerfalls am Checkpoint Charlie im November 2014 in Berlin angekündigt. Zu den Beratern der Ausstellung zählten u.a. der Historiker Dr. Guido Knopp, die Dokumentarfilmer Jürgen und Daniel Ast sowie der verstorbene Doyen der deutschen Geschichtsforschung, Dr. Gerhard Ritter.

 

 

Die Ausstellung zeigt filmisch vom Ende des 2. Weltkrieges über die deutsche Teilung und Ulbrichts Aussage „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen“, warum und wie die Mauer gebaut wurde – und wie Deutsche in Ost und West darunter litten; anschaulich dargestellt mit Betonmischern, Stacheldraht und den ersten Originalmauerelementen. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten zählen Zeitzeugeninterviews, u.a. von Anwohnern der Bernauer Straße (die in wenigen Stunden ihre Wohnungen räumen mussten) bis hin zu Menschen, die im Grenzregime gedient hatten, Anwohner vertrieben und auf Mauerflüchtlinge schossen.

 

 

Das Museum erzählt wie die Mauer das Leben der Menschen veränderte: Es erzählt davon, wie sie der Mauer trotzten und diese überwanden und viele dabei umkamen; die Ausstellung präsentiert zeitgenössische Nachrichtenbeiträge der 60er Jahre aus Ost und West über den Aufbau der „Todeszone“ mitten durch und um Berlin, die Panzerkonfrontation am Checkpoint Charlie, die auch einen 3. Weltkrieg hätte auslösen können, sowie die Zusammenhänge und Höhepunkte, die zum Fall der Mauer und zur Wiedervereinigung führten, etwa die Befreiung der Prager Botschaftsflüchtlinge am 30. September sowie die anschließende und womöglich entscheidende Montagsdemonstrationen in Leipzig am 9. Oktober 1989, als Kalaschnikows verteilt, Blutkonserven und OP-Dienste vorbereitet wurden, sich aber niemand traute, „Wir sind das Volk“ mit Schussgewalt zu stoppen. Als die Befehlshaber in Ost-Berlin anriefen, um einen Einsatzbefehl zu erhalten, klingelte das Telefon durch - damals ebenso wie künftig im Wall Museum.

 

 

Das Museum wird auch der Toten gedenken, die zwischen dem 13. August 1961 und dem 9. November 1989 an der Mauer starben. Auf einem Balkon mit Blick auf die Spree wird über das Schicksal der Kinder berichtet, die an dieser Stelle, unweit der heutigen „East Side Gallery“, bei der Flucht im Fluss ertranken.

 

 

Neben den historischen Fakten und der spannenden Darstellung der Ereignisse werden auch Blicke hinter die Kulissen und auf das menschliche Handeln geworfen, beispielsweise auf die rege Pendeldiplomatie des damaligen Bundesaußenministers Hans-Dietrich Genscher im Sommer 1989, der nach seinem zweiten Herzinfarkt aus dem Dienst genommen werden sollte, dann aber entgegen ärztlicher Anweisung mit Bundeskanzler Helmut Kohl in Geheimgesprächen mit Ungarns Ministerpräsident Miklos Nemeth und Außenminister Horn auf Schloss Gymnich diesen überzeugte und so die Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ in Ungarn am 11. September 1989 einleitete.

 

 

Welche Bedeutung die menschliche Komponente in der Weltpolitik hat, verdeutlicht in der Ausstellung ein Defibrillator, den Genscher und seine Ärzte stets mit sich führten, falls sein Herz wieder stehen bleiben würde. Und wie der deutsche Außenminister die Befreiung der Prager Botschaftsflüchtlinge in New York mit seiner Überzeugungskunst durchsetzte und dabei einen New Yorker Streifenwagen kaperte, weil sein Fahrdienst nicht vor Ort war: Dies aber war die letzte Chance, seinen russischen Amtskollegen Schewardnadse zu erreichen und nach zweimaliger Ablehnung ihn doch noch zu überzeugen, grünes Licht in Prag zu geben.

 

 

Wie Genscher seine Gesprächspartner zur Lösung mit „den Zügen in die Freiheit“ sowie einem emotionalen Hinweis auf die notleidenden Kleinkinder in der Prager Botschaft überredete, während die Prager Botschaft kurz vor dem Kollaps stand, ist gleichermaßen ein Politthriller wie ein Meisterstück der Diplomatie, welches man in der Ausstellung spannend miterleben kann.

 

 

Die Initiatoren haben in den vergangenen Jahren mit vielen wichtigen Zeitzeugen gesprochen – neben Bürgern, Künstlern und Bürgerrechtlern auch mit politischen Entscheidungsträgern wie Hans-Dietrich Genscher, James Baker, Miklos Nemeth und Michail Gorbatschow. Sie trafen auch auf Helmut Kohl, der als „Kanzler der Einheit“ ebenso gewürdigt wird wie Willy Brandt als „Kanzler der Herzen“, der die Entspannungspolitik und Aussöhnung mit Deutschlands Nachbarn maßgeblich befördert hatte. George Bush Sen. sandte ein freundliches Schreiben anlässlich des 25. Jahrestags des Mauerfalls, in dem er die US-russische Freundschaft in der Person von Michail Gorbatschow würdigte.

 

 

Die Geschichte der Kunst an der East Side Gallery wird ebenso gewürdigt wie die künstlerische Auseinandersetzung mit der Mauer, etwa durch Künstler wie Keith Haring, Roger Waters` „The Wall“, Scorpions „Wind of Change“ oder einem Mauererlebnis von Leonardo DiCaprio, der die Mauer 1988 mit seiner deutschen Großmutter besuchte – und in einem humorvoll inszenierten Foto versuchte, die Mauer umzustoßen.

 

 

Die Ausstellung arbeitet mit historischen Quellen sowie Interviews, Installationen, Multimediaprojektionen und Filmen. Die Texte und Erzählungen sind in Deutsch und Englisch zu lesen bzw. zu hören. Als exklusiver Technologiepartner unterstützt ViewSonic die umfangreiche Ausstellung an der East Side Gallery mit über 50 Projektoren, interaktiven Displays, WiFi-Videoübertragung sowie groß- und kleinformatigen Displays.

 

 

Der Mauerfall war die größte, friedliche Revolution der Weltgeschichte. In den kommenden Jahren wird sich das Museum intensiv mit der Geschichte des Mauerfalls auseinandersetzen; ein Teil der Eintrittsgelder kommt daher der historischen Forschung zugute.

 

 

Die ersten tausend Besucher erhalten als Dankeschön ein kleines Stück Berliner Mauer – und als Erinnerung an die Sensation des Jahrzehnt und das glückliche Ende des „Berliner Jahrhunderts“, das zwei furchtbare Weltkriege entfesselt hatte. Es war Michail Gorbatschow, der mit seiner Politik den Mauerfall möglich gemacht und Jahre zuvor bereits prophezeit hatte: „Wir müssen alles möglich machen. Selbst das Unmögliche.”

 

 

Info:

 

THE WALL MUSEUM AT EAST SIDE GALLERY

 

Mühlenstr. 78-80, D-10243 Berlin

 

Tel.: +49-(0)30-20 45 67 - 40, Fax: +49-(0)30-20 45 67 – 51

 

ÖFFNUNGSZEITEN

 

Täglich 10-19 Uhr

 

EINTRITTSPREISE

 

Erwachsene 12,50 EUR

 

Schüler/ Studenten 6,50 EUR

 

Gruppen ab 10 Personen 9,50 EUR

 

Kinder bis 10 Jahre Eintritt frei

 

Von dem regulären Eintrittspreis von 12,50 EUR gehen 0,50 EUR an die historische Forschung.

 

 

Fahrverbindungen

 

S-U Bahn Warschauer Str.

 

U-Bahn Schlesisches Tor