Mit 1. Juli 2016 schließt das Essl Museum für zeitgenössische Kunst bei Wien nach fast 17 Jahren den Ausstellungsbetrieb, Teil 1
Hubertus von Bramnitz
Wien (Weltexpresso) – Das ist eine niederschmetternde Nachricht: das Essl Museum vor den Toren Wiens, in der ehrwürdigen Stadt Klosterneuburg schließt!!!„Die Familie Essl hat den Bau des Essl Museums und alle laufenden Kosten für Betrieb und Ausstellungen 17 Jahre lang aus eigenen Mitteln finanziert. Dies ist nun leider nicht mehr möglich.
Zum weiteren Betrieb des Essl Museums wären zusätzliche Finanzierungsquellen oder Unterstützung von Seiten der öffentlichen Hand notwendig gewesen. Das Land Niederösterreich hatte sich bereit erklärt, einen wesentlichen Beitrag zu leisten, wenn der Bund Mittel im selben Ausmaß zur Verfügung gestellt hätte. Leider hat es von Seiten des Bundes keine positive Zusage gegeben. Es tut mir sehr leid, aber diese Situation zwingt uns nun, den Ausstellungsbetrieb zu schließen. Die Sammlung Essl wird daher ab Juli 2016 nicht mehr sichtbar für die Menschen sein, bleibt aber von der Schließung des Ausstellungsbetriebes unberührt.
Das Essl Museum wird weiterhin als Depot für die Sammlung Essl genützt, was seit 1999 eine wichtige Aufgabe des Hauses ist. Die Sammlung wird wie bisher gut betreut. Archiv, Restaurierung und Technik bleiben erhalten. Der internationale Leihverkehr bleibt aufrecht. Den vielen BesucherInnen, KünstlerInnen und MitarbeiterInnen, die dieses Museum viele Jahre lang zu einem offenen, spannenden und schönen Ort der Kunst und des Dialogs gemacht haben, möchte ich von ganzem Herzen danken“, so Prof. Karlheinz Essl wortwörtlich. Wir wollen den gesamten Wortlaut in einem eigenen Artikel veröffentlichen, weil es eine große Niederlage ist – eine für die Kunst, die von der Wirtschaftslage abhängig ist, erst recht, wenn sie von privater Seite für die Öffentlichkeit organisiert und inszeniert wird.
Bis zum 30. Juni werden die Ausstellungen Rendezvous und Body & Soul mit bedeutenden Werken aus der Sammlung Essl zu sehen sein. Am 4. Mai eröffnet die letzte Ausstellung im Essl Museum, die ebenfalls bis 30. Juni läuft. Die Sammlung eSeL ist ein partizipatives Ausstellungsprojekt des Wiener Kunstnetzwerkers, Wissensproduzenten und Künstlers Lorenz Seidler alias eSeL und zeigt eine mehrere Räume übergreifende Collage, in der das Wiener Kunstgeschehen der vergangenen 15 Jahre thematisiert wird.
Zu den letzten beiden großen Sammlungsausstellungen Rendezvous und Body & Soul sowie zur Geschichte des Essl Museums werden in den kommenden Wochen noch Publikationen erscheinen.
Das Essl Museum verabschiedet sich mit einem großen Finale mit drei Ausstellungen, zahlreichen Kunstvermittlungsangeboten, Konzerten und Lesungen von den BesucherInnen. Das Museum ist noch bis 30. Juni zu den bisher bekannten Zeiten (Dienstag bis Sonntag: 10-18 Uhr, Mittwoch 10 bis 21 Uhr, freier Eintritt ab 18 Uhr) geöffnet. Von 24. bis 30. Juni finden die Open Days bei freiem Eintritt statt (täglich von 10 bis 18 Uhr, auch am Montag, 27.06.)
Foto: Aus der Sammlung Essl. Auch den Kopf ins Wasser stecken hilft nicht mehr.