Neue Ausstellung und Einladung zum „Ausflug“
Hanswerner Kruse
Fulda (Weltexpresso) - Das Künstlerpaar Joanna Skurska und Leszek Skurski eröffnete soeben die Ausstellung „Ausflug“ in ihrer Galerie auf dem Land. Vor zwei Jahren verlegten sie ihre Red Corridor Gallery aus Fuldas Innenstadt nach Künzell-Dirlos. Die Künstler gehen viel auf Messen und sind nicht auf die osthessische Laufkundschaft in Fulda angewiesen.
„Ausflug“ - der Titel der neuen Schau ist natürlich interpretierbar. Er soll zur Landpartie nach Dirlos anstiften und zum ersten Mal machen jetzt einige Besucher auch einen Abstecher hierher. Zugleich verweist er auf Streifzüge des Paars in neue künstlerische Gebiete. Und so ganz nebenbei fragt die Ausstellung noch, ob Flüchtlinge eigentlich Ausflüge machen?
Von Leszek kennt man seine riesigen weißen Tableaus, in denen kleine dunkle Figuren wie eingefroren bei undeutlichen Aktivitäten wirken. Die Titel, etwa „Provokation“ oder „Aufarbeitung“, können politisch aber auch psychologisch gemeint sein, sie legen Spuren für eigene Assoziationen der Betrachter. Natürlich fallen sofort einige, pastellfarbige grüne und blaue Bilder auf, die ansonsten die gleichen Motive wie seine monochromen Arbeiten zeigen: Aus der Bahn geworfene oder alltägliche Menschen. Löst sich jetzt der Maler von den starken Schwarz-Weiß-Kontrasten und begibt sich fröhlich ins Bunte? Leszek lacht bei dieser Frage, kramt im Lager herum und holt ein farbenfrohes, abstrahiertes Werk aus früheren Jahren hervor. „Ich habe seit den 2000er-Jahren stark mit der Farbe gekämpft und in den Bildern immer mehr reduziert“, erklärt er. Jetzt kehrt er wieder behutsam zurück zu ihr.
Joanna ist mit ihren Kleiderobjekten aus Draht bekannt geworden, die auch schon von Models präsentiert wurden. In der Ausstellung zeigt sie „Flyer“, fliegende Drahtgebilde, die so wirken, als könne man sie im Wind greifen; eine Besucherin springt herum und versucht es.
Doch die Künstlerin präsentiert ebenfalls überraschend farbige Bilder, allerdings mit abstrahierten floralen Motiven. Sie hat Ausflüge in die Natur zu verschiedenen Zeiten bei unterschiedlichem Licht unternommen und „Verzweigungen“ und „Astwerke“ von Bäumen gemalt. Aufgrund des ungleichen Lichts hat sie differente Farben verwendet, von gleichen Motiven entstanden so voneinander abweichende Artefakte. Man könnte diese Malereien als Serien bezeichnen, jedoch wenn mehrere dieser gleichen Motive nebeneinander hängen, erscheinen sie als geschlossenes Kunstwerk; sind sie aber alleine an der Wand, wirken sie als autonome Gemälde.
In Leszeks neuem Katalog findet sich neben ausschließlich monochromen Werken ein einziges farbiges Ölbild mit dem Titel „Ausflug“ (von 2009). Die dunkelhäutigen Menschen auf dem Boot sind wohl Flüchtlinge. Obwohl es zunächst so wirkt, unternehmen sie sicher keinen lustigen Ausflug auf See. In diesen Zeiten, in denen die Medien uns unaufhörlich mit Flüchtlingsbildern überschwemmen, verändert sich überhaupt der Blick auf die Arbeiten Leszeks. Viele wirken jetzt wie mahnende Statements zur Flüchtlingsfrage, obwohl der Maler das so gar nicht meint. Er möchte den Betrachtern nicht mit dem moralischen Zeigefinger kommen: Seine Bilder sollen unbestimmte offene Kunstwerke bleiben, die vom Betrachter interpretiert werden können.
Zwischen den Werken der beiden Galeriekünstler stehen noch einige Skulpturen und Masken des Künstlers Rudi Neuland, der an der Galerie beteiligt war. Er hat sie vor einiger Zeit verlassen und widmet sich neuen Projekten. Das ist schade, denn Neuland schafft interessante archaische Konfrontationen mit den Arbeiten des Künstlerpaars.
Foto: Hanswerner Kruse
Je ein aktuelles monochromes und farbiges Bild von Leszek, in der Mitte die von ihm aus dem Lager geholte, schon sehr alte farbenfrohe Arbeit
Info:
„Ausflug“ noch bis zum 30. Juli 2016 in der Red Corridor Gallery, 36093 Künzell, Diorolfstraße 4,
Dienstag - Freitag 14 - 18 Uhr, Samstag 11 - 16 Uhr