Großer Andrang bei der Vernissage von Elvira Bach
Chris Silberer Klein
Kelkheim/Taunus (Weltexpresso) - Wenn ein Star der internationalen Kunstszene in Bad Soden Neuenhain geboren ist und in Kelkheim ausstellt, muss es schon der Plenarsaal des Rathauses sein, um die Bilder angemessen präsentieren zu können. Mehr als 200 Besucher kamen am Abend des 9. Juni 2016 aus Nah und Fern zur Vernissage von Elvira Bach und erlebten nicht nur einen Farbenrausch der Sinne, sondern auch die angeblich erste Rede der Künstlerin, wie eine Kunstkritikerin betonte.
Elvira Bach erzählte, wie glücklich und unbekümmert sie in Neuenhain, dem Ortsteil von Bad Soden, aufgewachsen ist. Mit den vier Jahreszeiten und Bergen von Erdbeeren und Kirschen, die sich in ihren Werken immer wieder finden, ob als „Erdbeerpflückerin“ oder bei dem Schlüsselbild „Bin ich schön“ (offen ohne Frage- oder Ausrufungszeichen), das der Ausstellung den Namen gegeben hat. „Zur Zeit der Erdbeerernte geboren“ heißt denn auch der Zeichnungszyklus, den sie speziell für die Taunus-Ausstellung angefertigt hat. Anlass dazu war wohl auch ihr 65. Geburtstag, den sie diesen Juni feiert.
„Diese Früchte trage ich noch immer in mir“, sagte sie in ihrer spontanen Rede und begrüßte sichtlich gerührt ihre 94-jährige Tante, die damals einen Obstgroßhandel hatte. Ja, und für die Gärtnerei – ebenfalls in Familienbesitz - ist sie von Haus zu Haus gegangen und hat Alpenveilchen verkauft.
Das Elternhaus in Bad Soden besitzt sie noch immer und nutzt es als Kraftquelle, wann immer die Zeit es ihr erlaubt.
Vom Taunus nach Berlin
Um Kunst zu studieren, zog es Elvira Bach in den 70er Jahren in das wilde Berlin, wo sie mit Künstlern wie Rainer Fetting, Salomé und Martin Kippenberger an der Kunsthochschule studierte und Teil der kreativen Punk-Szene wurde. Sie bekam ein Stipendium in der Dominikanischen Republik und wurde 1982 zur documenta 7 in Kassel eingeladen. Das war ihr Durchbruch, nationale und internationale Ausstellungen mit ihren kraftvollen Frauenbildnissen folgten. Mittlerweile hat sie es zu einer der bekanntesten zeitgenössischen deutschen Malerinnen gebracht, deren großformatige Bilder über 40.000 Euro kosten.
Ihre wahren Meisterwerke seien jedoch ihre zwei Söhne, wie sie immer wieder stolz behauptet, auch wenn sie ihr künstlerisches Talent nicht geerbt haben. Ihr jüngster Sohn ist Profibasketballer und hat mit Dirk Novitzki auch schon mal in der deutschen Nationalmannschaft gespielt.
Starke Frauen sind ihr Thema
Die meisten der ausgestellten Werke sind in den letzten fünf Jahren entstanden. Auf vierhundert Quadratmeter malt sie in ihrem Atelier in Berlin-Kreuzberg die Frauen mit dem direktem Blick, den breiten Schultern und der kompromisslosen Entschiedenheit. Beim zweiten Blick sieht man die Leidenschaft, die Erotik und auch die Verletzlichkeit, das „Schwachsein, das starke Charaktere erst stark macht“ (O-Ton Künstlerin).
Mut sich selbst zu sein
Mal schwelgende Diva, mal erotische Femme fatale, mal Hausfrau mit Kartoffelmesser oder Töpfen auf dem Kopf – die Neo-Expressionistin Elvira Bach traut sich, die ganze Palette einer Frau zu zeigen. Gefühle wie Stolz, Trauer und Begierde. Ängste und Laster.
Viele der Frauen auf ihren farbenprächtigen Gemälden haben zweifellos Ähnlichkeit mit ihr selbst. Sie tragen zum Beispiel afrikanische Kopfbedeckungen und auffällige Ohrringe.
Die Malerin, die sich angeblich immer selbst malt, hat interessanterweise eine Zwillingschwester. Ein mystisches Phänomen, das Elvira Bach nicht auflöst. Überhaupt will sie Kunst nicht erklären oder interpretieren. Das überlässt sie anderen, an diesem Abend der Kulturreferentin, Dr. Beate Matuschek, und ihrem Galeristen Michal Marks von der Galerie am Dom in Frankfurt.
Tipp für Kunstliebhaber
Die Werke können noch bis 26. Juni donnerstags bis sonntags im Plenarsaal des Rathauses in Kelkheim, Gagernring 6, jeweils von 15 – 18 Uhr besichtigt werden. Eintritt ist frei. Am Sonntag kostenlose Führung um 16 Uhr.
Foto: Elvira Bach am Mikro vor ihren farbenprächtigen Werken (c) csk