Serie: „DIE MEDICI. Menschen, Macht und Leidenschaft“ kommen im Jahr 1913 nach Mannheim ins rem, Teil 2

 

Felicitas Schubert

 

Mannheim (Weltexpresso) – Diese Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667-1743) - im Bild rechts - ist also eine geborene Medici und die Ausstellung eröffnet an ihrem 270sten Todestag, geht aber den Weg zurück zu den Anfängen dieser Renaissancefamilie aus Florenz. Manches liegt dort im Dunkeln, auch wer wer war und wie er zu Tode kam. Deshalb wird mit allen Mitteln heutiger Forschung gearbeitet, so ist für den Herbst 2012 die Exhumierung der sterblichen Überreste der letzten Medici geplant.


Hintergrund sind in diesem Falle Grabräubereien und Überschwemmungen, die den Sarg der ursprünglich in der neuen Sakristei von San Lorenzo in Florenz begrabenen Anna Maria Luisa tangierten. Diese hatte den Pfälzer Johann Wilhelm geheiratet hatte und hier gelebt, ging aber kinderlos nach dessen Tod zurück in die Heimat nach Florenz, in der Gewißheit, daß das Geschlecht der Medici ausstirbt. Leider vererbte sie ihre wahrlich bedeutenden Kunstwerke und andere Reichtümer der Stadt Florenz – und nicht der Kurpfalz beispielsweise -, aber ein Teil von diesen wird nun in der kommenden Ausstellung zu sehen sein.


Aber nicht nur die Knochen der Anna Maria Luisa werden untersucht bzw. unter den durcheinandergeratenen ihre herausgesucht, auch andere Gebeine der Familie wird man beispielsweise mit heutigen Verfahren der CT-Animationen uns mit ihrer wahrscheinlichen Gestalt vor Augen bringen, wobei sowohl forensische Untersuchungen wie auch bioarchäologische Verfahren an exhumierten sterblichen Überresten verschiedener Familienmitglieder der Medici als Ergebnisse in der Ausstellung gezeigt werden. Dazu teilt das Museum mit: „Ein interdisziplinäres Team aller zuständigen Denkmalbehörden (Soprintendenza Speciale al Polo Museale Fiorentino, Soprintendenza Beni Archeologica, Soprintendenza Beni Architettonici, Opificio delle Pietre Dure di Firenze) der medizinischen Fakultät der Universität Florenz und des German-Mummy-Project der Reiss-Engehorn-Museen führen die Untersuchungen im Herbst 2012 durch.“


Für Mannheim wird Wilfried Rosendahl, Stellvertretender Direktor der Reiss-Engelhorn-Museen und Kurator der Medici-Ausstellung an der Exhumierung und den Untersuchungen teilnehmen. Zum Einsatz kommen neueste Methoden. „Eine Abtastung mit einem 3 D-Scanner ermöglicht beispielsweise die exakte Dokumentation ohne die fragilen Überreste zu entnehmen. Auf diese Weise können am Computer Vermessungen und Drehungen wahrgenommen werden. Geplant sind auch medizinische und anthropologische Untersuchungen.“ Das ist wichtig, damit Argumente wie die, man solle die Totenruhe nicht stören, sich erübrigen.


Für Mannheim nun hat der Ausflug nach Florenz eine große lokalpolitische Bedeutung. Denn Mannheim ist einerseits Zentrum der Kurpfalz, aber als Teil Baden-Württembergs nicht rheinlandpfälzisch. Dies drückt Wilfried Rosendahl mit folgenden Worten aus: „Diese Kooperation ist eine große Ehre und die Ergebnisse sind sowohl für Florenz als auch für die Kurpfalz von großer kulturhistorischer Bedeutung. Keiner kann sagen, was uns bei Öffnung des Sarges erwartet. Vorrangig für uns sind die Dokumentation und die restauratorischen Maßnahmen. Natürlich sind wir aber auch an neuen Erkenntnissen über Lebensumstände und Todesursache interessiert.“


Die wissenschaftliche Vorbereitung auf diese Medici-Ausstellung wird einschließlich der Ergebnisse der Skelettfunde von einem Filmteam begleitet, die in einer 90minütigen Dokumentation mit Spielszenen vorab zu sehen sein werden, bevor dann am 17. Februar unser Blick in der Ausstellung direkt auf die Medicis fallen kann, von denen uns persönlich dieser irre Papst, Clemens VII. besonders interessiert. Dieser Guilio war der Vetter vom späteren Leo X. und der illegitime Sohn des ermordeten Guiliano – der Schöne! Der mächtige Lorenzo hatte seinen Bruder ursprünglich für das Papstamt vorgesehen – die zweiten Söhne waren für die geistliche Laufbahn bestimmt - , das nun sowohl sein eigener Sohn wie später sein Neffe einnahmen. Mehr darüber, vor allem hoffentlich auch über Savonarola in der Ausstellung!


Sicher wird der Katalog dann sowohl die einzelnen Familienmitglieder wie auch die Künstler und das Leben im Florenz der Früh- und Hochrenaissance vorstellen. Den aber gibt es erst zur Ausstellung selbst. Wer sich heute schon darauf vorbereiten will, hat eine Flut von Literatur zur Auswahl. Wir fügen hier die Bücher an, die uns ein Leben lang begleiten und ob ihrer Kürze und Tiefe gleichzeitig die meisten Fragen beantworten. Diese sind im Dreierpack aus dem DuMont Verlag:

My Heilmann, Florenz und die Medici. Ein Begleiter durch das Florenz der Renaissance, Köln 1977

Herbert Alexander Stützer, Die Italienische Renaissance, Köln 1977

Klaus Zimmermanns TOSCANA, Köln 1980


17. Februar bis 28. Juli 2013

www.medici2013.de