200 Jahre Biergarten – und Brezn, Obazda und Radi dürfen noch immer mitgebracht werden, Teil 2/2
Claudia Linz und Roman Herzig
München (Weltexpresso) -16 Tage lang können sich Oktoberfestfans vom 22. September bis zum 7. Oktober auf dem größten Volksfest der Welt auf der Theresienwiese, von den Bayern kurz Wiesn genannt, amüsieren. Auch das 179. Oktoberfest beginnt traditionell mit dem berühmten „O’zapft is!“ des Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude beim Fassanstich in der Schottenhamel-Festhalle. Zwischen 9,10 und 9,50 Euro soll die Maß Bier heuer kosten.
Nicht ganz so teuer ist das Vergnügen in den Münchner Biergärten, zumal man sein Essen dort mitbringen darf. Mit gefüllten Picknickkörben pilgern die Münchner zum Beispiel in den Augustinerkeller in der Arnulfstraße, packen dort Brezn und Obazda, Radi und Radieserl auf die blau-weiß-karierten Tischdecken und bestellen dazu ein kühles Bier. Eine schöne Sitte, die Max I. da vor 200 Jahren begründete. Dabei wollte der König eigentlich nur seine Ruhe haben – vielleicht, um sich selbst eine Maß zu gönnen.
Die Münchner Brauer, die ihr Bier in Kellern unter Schatten spendenden Kastanien lagerten, hatten begonnen, an den lauschigen Plätzen Bier und Speisen an Privatpersonen zu verkaufen. Das brachte die Wirte auf den Plan, die sich reihenweise bei König Max beschwerten. Dieser bestimmte schließlich, dass Bier zwar ausgeschenkt werden dürfe, die Brotzeit aber mitgebracht werden müsse. Heute werden im Biergarten zwar längst Haxn und Hendl, Steckerlfisch und Leberkäs verkauft, aber holen muss es sich der Gast meist selbst. Trotzdem hat sich der schöne Brauch erhalten, wobei die Körbe heute auch schon mal Pizza, Döner oder Sushi enthalten sollen. Bayerische Gemütlichkeit goes international.
Ein Bierochse holte
bis 1891 das frische
Bier aus dem Keller
Der Augustinerkeller wurde Betreiber- Angaben nach erstmals 1812 im Münchner Stadtplan erwähnt und ist damit der älteste Biergarten Münchens. Mit 5 000 Plätzen unter mehr als 100 Kastanien zählt er außerdem zu den größten. Im großen Saal beförderte bis 1891 ein Bierochse, immer im Kreis trottend, über ein Seil und Windensystem das im Keller lagernde Sommerbier ans Tageslicht. Die Münchner sollen ihm gern bei der Arbeit zugesehen haben. Bei einer, zwei oder drei Maß, versteht sich, wobei die Sache wohl mit jedem Bier amüsanter wurde. Dies ist heute nicht mehr so, doch kehrt eine andere Tradition in die Biergärten zurück, und zwar die Volksmusik. Auf dem Tanzboden erklären Tanzmeister dazu die Schritte für Landler, Zwiefache, Polka oder Boarische, und wer möchte, macht einfach mit und stärkt sich zwischendurch mit einer frischen Maß.
Dass man Bier nicht nur trinken kann, beweisen indes findige bayrische Köche wie zum Beispiel Alexander Reiter, Küchenchef im Maritim- Hotel in München. Das Weißbier-Tiramisu mit Pumpernickelbrösel ist auf jeden Fall einen Versuch wert.
Das Hotel mit Biergarten hat zudem eine eigene Reihe kulinarischer Genießerevents
mit dem Namen TASTE kreiert, zum Beispiel eine Whiskyprobe im Moor oder eine
Isarfloßfahrt mit Weißbier. Einer dieser Events führt heute – nach einem zünftigen Weißwurstfrühstück im hoteleigenen Biergarten – natürlich auf die Wiesn, und selbstverständlich in Tracht.
Für zu Hause haben sich die Maritim-Köche Alexander Reiter und Nicolas Gerodez nach sieben Jahren TASTE- GENIESSEREVENTS – dazu ist man auch gemeinsam auf die Zugspitze gefahren oder ins Kloster gegangen – für ihre Gäste ein besonderes Geschenk ausgedacht. Ausdrücklich ZUM NACHKOCHEN gedacht ist das GENIESSER KOCHBUCH, das helfen soll, auch zu Hause ein Genießer bleiben zu können. Wir nehmen hier das einfachste Rezept: Pumpenickel-Pflaumen-Pudding.
Für unser PPP-Rezept, das für acht Personen gilt, also gut für Gäste mitreicht, brauchen Sie:
150 g Pumpernickel
40 g Mohn
80 g pürierte Pflaumen
100 g Pflaumenmus
100 g Eigelb
50 g Puderzucker
140 g geriebene Walnüsse
Abrieb einer halben Orange
Abrieb einer viertel Zitrone
Salz, Muskatnuß
0,15 l Eiweiß
80 g Zucker
Butter und Haselnußgries zum Förmchenauskleiden
Zubereitung:
Den Pumpernickel fein reiben. Das Eigelb mit Puderzucker schaumig schlagen; das Eiweiß mit Zucker steif schlagen. Alle anderen Zutaten in die Eiermasse geben und dann das geschlagene Eiweiß unterheben. Kleine Förmchen bzw. Timbaleförmchen mit Butter und Haselnußgries auskleiden und die zubereitete Eiermasse einfüllen. In ein Wasserbad stellen und bei 200 Grad ca. 20 Minuten im vorgeheizten Ofen garziehen.
Service
Übernachtung: Das Maritim-Hotel in der Goethestraße liegt in einem ruhigen Innenhof in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof, zum Stachus und zur Theresienwiese. Das Arrangement „200 Jahre Biergarten“ beinhaltet zwei Übernachtungen inklusive Biergartenpass ab 189 Euro pro Doppelzimmer (nicht buchbar während des Oktoberfestes).
Essen und Trinken: Das Genießerkonzept „taste“ inszeniert gastronomische
Highlights und erlesene Getränke in unterhaltsamer Weise an ungewöhnlichen Orten.
Das Genießer Kochbuch vom Küchenchef des Maritim Hotel München und Maritim-Koch und Photograph (!) Nicolas Gerodez gibt Ihnen an die Hand, in der Küche selbst zu zaubern, wobei die Photographien auch gut eine Anleitung zum Dekorieren auf dem Teller leisten.
Sehenswürdigkeiten: Münchner Bier- und Oktoberfestmuseum
(bier-und-oktoberfestmuseum.de)
Fotos: Das Münchner Oktoberfest ist das bekannteste Volksfest der Welt. Ab heute wird es auf der Theresienwiese gefeiert. Foto: P. Schnizler/München Tourismus
Beim Weißbier-Tiramisu werden die Löffelbiskuits nicht in Kaffee und Amaretto sondern in Weißbier getaucht. Auch dunkles Bier ist geeignet.
Information: www.muenchen.de, www.maritim.de.