Bildschirmfoto 2021 03 06 um 00.35.58Aus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom Vortag, 8. 1

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Um die Beziehungen zwischen Wirtschaft und Bundesregierung stand es wohl schon einmal besser: Nach Informationen von WELT ist ein für Freitagnachmittag geplant gewesenes Krisentreffen kurzfristig abgesagt worden. Das Problem? Die Bundesregierung will die Wirtschaft darauf festlegen, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter testen lassen müssen. Die Wirtschaft lehnt eine Testpflicht ab. Auch die Gewerkschaften sehen eine solche Pflicht kritisch. Nun zu den erfreulicheren Nachrichten: Ab Montag sind bei einem Wert von unter 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche Lockerungen möglich.

Liegt die Sieben-Tage-Inzidenz unter 50, kann der Einzelhandel wieder öffnen – mit einer Begrenzung auf einen Kunden pro zehn Quadratmeter. Auch Museen, Galerien, Zoos, botanische Gärten und Gedenkstätten dürfen aufsperren. Sport im Freien ist in kleinen Gruppen erlaubt. Welche Regionen gute Aussichten haben, das zeigt diese Grafik:

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat zudem heute versichert, dass Deutschland über ausreichend Corona-Schnelltests verfügt. „Von den Schnelltests sind mehr als genug da", so der CDU-Politiker. „Die Hersteller sagen uns, dass ihre Lager voll sind." Spahn ist daher zuversichtlich, dass die Bundesländer ab Montag das Angebot eines kostenlosen Schnelltests pro Woche umsetzen. Aber: Die Schnelltests werden nicht überall gleich an jeder Teststelle verfügbar sein, sagte Spahn.



DAS GESPRÄCH DER WOCHE

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Gabriele Regina Overwiening (im Foto) ist die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Im Interview mit WELT erzählt sie, wie Apotheker die Corona-Schnelltests durchführen – und warum gar nicht alle Apotheken solche Tests anbieten können.


WELT: Frau Overwiening, die Nationale Teststrategie wird geändert. Aktueller Stand ist, dass jeder Bürger ein Mal pro Woche einen kostenlosen Schnelltest machen lassen darf. Das ginge auch in der Apotheke. Schaffen die Apotheken das?

Overwiening: Aus meiner Sicht handelt es sich um eine gute Strategie, in der man auf viele Stellen setzt, die beim Testen helfen sollen. Da gehört die Apotheke zwingend dazu, denn wir haben eine Expertise darin bestimmte Tests durchzuführen. Zugleich können wir nicht die einzige Station sein, das wäre nicht zu stemmen. Aber wir werden einen großen Teil dazu beitragen können und das schaffen wir auch. Das gilt jedoch nicht für jede Apotheke, denn nicht alle erfüllen die räumlichen, personellen oder die organisatorischen Voraussetzungen. Schließlich ist eine große Anzahl an Auflagen im Rahmen des Arbeitsschutzes zu berücksichtigen, weil das Coronavirus so infektiös ist.


WELT: Also müssen nicht alle Apotheker diese Schnelltests im Rahmen der Teststrategie durchführen?

Overwiening: Es ist kein Muss, sondern ein Kann. In den Bundesländern werden in Kreisen und Kommunen Testzentren etabliert, sodass wohnortnah ausreichend Testkapazitäten angeboten werden können. Auch Apotheken können vom jeweiligen Gesundheitsamt als Testzentrum benannt werden und die kostenlosen Schnelltests durchführen. Ich gehe davon aus, dass je nach Bedarf in den Regionen bis zu 30 Prozent der Apotheken Testzentren werden können. Derzeit sind es etwa zehn Prozent.


WELT: Wie gehen Apotheker bei diesen Schnelltests vor? Müssen sie zum Beispiel die Daten von Patienten registrieren?

Overwiening: Der administrative Aufwand ist relativ hoch und somit auch der zeitliche Aufwand. Das limitiert leider auch das, was eine Apotheke oder ein Testzentrum schaffen kann. Dieser administrative Aufwand bedeutet, dass die Personalien vorhanden sein müssen und dass die Person damit einverstanden ist, dass der Apotheker den Test macht. Wenn ein Test positiv ist, muss eine Apotheke dies melden und es muss ein PCR-Test organisiert werden. Es wird nun digitale Lösungen geben, die aber noch im Aufbau sind. Die genaue Umsetzung liegt bei den Kommunen.


WELT: Welchen Beratungsaufwand müssen Apotheker wegen der Tests leisten?

Overwiening: Hier ist es wichtig, dass zwischen den Schnelltests und den Selbsttests unterschieden wird. Die Selbsttests nenne ich gerne Wohnzimmertests, denn dann ist klar, dass diese nicht vom Apotheker durchgeführt werden, sondern von der Einzelperson zuhause. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) hat bereits sieben Tests für den Markt zugelassen. Natürlich wäre es gut, wenn eine entsprechende Beratung stattfinden würde. Die Regierung wollte diese Tests in die breite Masse bringen und so gibt es diese Selbsttests auch im Discounter, wo natürlich keine Beratung stattfindet. Das Bfarm hat aber festgestellt, dass sich bei diesen zugelassenen Tests jeder das Wissen durch den Beipackzettel erarbeiten kann. Aber ein Ergebnis muss dann trotzdem bewertet werden. Die Schnelltests wiederum, die von geschultem Personal durchgeführt werden, die bezahlt der Staat. Hier ist die Nachverfolgung sofort gegeben und das Pandemiegeschehen wird im Blick gehalten.


WELT: Die Schnelltests werden in der Tat vom Bund bezahlt, sodass für den Patienten keine Kosten entstehen. Aber wie wird das für die Apotheker abgerechnet?

Overwiening: In der Verordnung steht, dass wir als Apotheker bis zu 18 Euro dafür bekommen. Wobei das dann 12 Euro für die Durchführung des Tests sind und bis zu 6 Euro Materialkosten, also für das Testkit. Damit sind wir nicht ganz glücklich, denn es gibt eine Vergütung von 15 Euro für andere, die diese Tests durchführen, plus 6 Euro für das Kit. In Österreich bezahlt der Staat insgesamt 25 Euro. Ich verstehe, dass es begrenzte Budgets gibt. Aber dass Unterschiede in der Vergütung gemacht werden, ist schwer zu verstehen.


WELT: Es gibt immer mehr Fake-Tests. Wie kann der Verbraucher sichergehen, dass sein Selbsttest qualitativ ist?

Overwiening: In der Apotheke prüfen die Apotheker diese Tests, zum Beispiel auf ihre Kennzeichnungen und ihre Qualität. Sie werden auch gegen andere Tests abgeglichen. Da kann man also sicher sein, dass man in der Apotheke die richtigen Tests bekommt. Für andere Bereiche kann ich nicht sprechen.

Fortsetzung folgt

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