Die legendäre Sex-Beraterin wird für ihre langjährige Unterstützung der Institution in der Negev geehrt.
Andreas Mink
New York (Weltexpresso) - Am Sonntag hat Dr. Ruth Westheimer per Zoom einen Ehrendoktor-Titel der Ben-Gurion University angenommen. Der «Forward» bringt aus diesem Anlass eine lesenswerte Geschichte über die Fülle an Aktivitäten, die den Alltag der 92-jährigen Exilantin aus Frankfurt weiterhin bestimmen.
So hilft die legendäre Therapeutin derzeit der Schauspielerin Tovah Feldschuh bei der Vorbereitung des Solostücks «Becoming Dr. Ruth», das ihre Biographie von der Flucht mit einem «Kindertransport» über ihre Tage als Haganah-Scharfschützin im israelischen Befreiungskrieg bis zum Psychologie-Studium an der Sorbonne und der Übersiedlung nach Washington Heights/Manhattan in den 1950er Jahren, sowie ihre Laufbahn als populäre «Sex-Beraterin» thematisiert.
Diese begann freilich erst mit einer eigenen Radio-Show im Jahr 1980. Hier sei aufgrund persönlicher Erfahrung angemerkt, dass hinter dem munteren und energischen Auftreten von Dr. Westheimer eine immense Disziplin und fachliche Kompetenz stehen. Sie erscheint als intellektuelles Schwergewicht mit moralischem Gewissen und hat für eine optimale Breitenwirkung die Persönlichkeit der netten «Dr. Ruth» entwickelt. So hat sie Dutzende Bücher etwa über die Drusen, äthiopische Juden oder die Pflege von Alzheimers-Patienten publiziert, zuletzt jedoch die für junge Leser gedachte Autobiographie «Roller Coaster Grandma: The Amazing Story of Dr. Ruth». Diese wird demnächst als Animations-Film am «Museum of Jewish Heritage» in Manhattan zu sehen sein.
Geboren als Karola Ruth Siegel, hat sie 1961 den ebenfalls aus Deutschland geflohenen Manfred Westheimer geheiratet. Die beiden waren einander an einem Ski-Urlaub in den Catskills begegnet. Westheimer war bis zu seinem Tod 1997 als Vorstand im «New World Club» unserer Zeitschrift aufbau verbunden, die bis 2004 von dieser Exilanten-Organisation herausgegeben worden ist.
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Dr. Ruth Westheimer
©tachles
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 27. 4. 2021