Ein russisch-usbekischer Abend im PowerFoodArt, Teil 2/4
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Auf den Fotos konnte man zwar das Russisch-Usbekische sehen, aber man muß die Gegenstände unbedingt kommentieren- und natürlich will ich wissen, wer hierherkommt und was es zu essen gibt. Allein an der Speisekarte kann man sich sattlesen. Aha, es sind viele aus Eschersheim gekommen, ein kurzer Weg, aber längst gibt es Stammkunden aus dem gesamten Stadtgebiet.
Es gelingt dem Bistrò, bzw. den tätigen Frauen, mit der Einrichtung und den Bildern an der Wand eine Wohlfühl-Atmosphäre zu schaffen, sozusagen mit künstlerischem Touch. Es sieht gemütlich aus, aber auch elegant und wie wir sehen, klappt der Service ausgezeichnet. Man bekommt wirklich das, was man bestellt hatte und zügig dazu.
Wir fragen, von wem die meisten der Gegenstände sind, die das russische Ambiente hervorzaubern und setzten uns gleich an den Tisch dazu, wo Olga Behnert mit ihrem Mann bei den Vorspeisen sitzt. „Wie sind Sie denn auf dies Kunst-Bistrò aufmerksam geworden und wie auf den heutigen russisch-usbekische Abend?“, frage ich und höre: „ Wir wohnen in der Nähe und laufen sehr oft vorbei am Bistro und jedes Mal achte ich auf Tafel mit den Events.“
Da ich inzwischen weiß, daß ein Großteil der russischen Ausstellungstücke von Olga Behnert sind, liegt die Frage nahe, wie kommt sie dazu? „Ich habe Verwandte in Moskau und Sank Petersburg, früher bin sehr oft dort gewesen, weil ich einen sehr guten Kontakt zu meinen Cousinen habe und die haben mir jedes Mal was geschenkt, Ich lese auch manchmal Bücher auf Russisch. Bei uns zu Hause mit den Eltern reden wir Russisch und Deutsch.
Aber längst interessiert mich jetzt etwas anderes, nämlich wieso Olga Behnert überhaupt hier ist und woher sie kommt. Geboren ist sie in Kasachstan und auch dort aufgewachsen, aber es war immer wieder schwer für sie, denn ihre Abstammung von Deutschen hat ihr vieles verbaut, was Russischgebürtigen selbstverständlich ist: Schule, Ausbildung, Universität. Für sie nicht. Deshalb gab es keinen Widerspruch, als die gesamte Familie: Großeltern, Eltern, Geschwister, Onkel und Tanten als Spätaussiedler in die Bundesrepublik übersiedelte. Nur, hier war die gleiche Situation. Sie hatte zwar offiziell die gleichen Chancen, aber galt nicht als ‚richtige‘ Deutsche. Diskriminierung hier wie dort. Stimmt, so ging und geht es vielen Aussiedlern. Aber Olga Behnert ist eine zugewandte, vitale, kommunikative Frau, die einfach macht und sich einmischt und auch selbstverständlich sofort ihre russischen Schätze zusammensuchte, im Keller die noch nicht ausgepackten Kisten durchforschte und so wesentlich zum russischen Ambiente des Lokals beitrug.
Doch mich als Historikerin interessiert auch der Hintergrund, warum Katherina die Große die Ausländer, am liebsten die Deutschen überhaupt holte. Sie hatte am 22. Juli 1763 – also in ein paar Tagen vor 260 Jahren – ein Einladungsmanifest veröffentlicht, in dem sie potentiellen Immigranten,am liebsten wollte sie Deutsche, kein Wunder, war sie doch die deutsche Prinzessin Sophie Friederike von Anhalt-Zerbst in Stettin 1729 geboren,. "Wir, Catharina die Zweite, Zarin und Selbstherrscherin aller Reußen zu Moskau, Kiew, Wladimir ... Verstatten allen Ausländern, in Unser Reich zu kommen, um sich in allen Gouvernements, wo es einem jeden gefällig, häuslich niederzulassen". Katharina war durch die Ermordung ihres Mannes Peter III. - der war übrigens als Peter Ulrich von Holstein-Gottorp auch ein deutscher Prinz – an die Macht gekommen und wollte mit der Einladung an Ausländer aus dem Westen, die rückständige russische Bevölkerung aufmischen zugunsten einer sozial-kulturellen Entwicklung der einheimischen Bevölkerung. Die Deutschen wurden vor allem im Wolgagebiet angesiedelt, galten als Wolga-Deutsche oder überhaupt Russland-Deutsche.
Für Olga Behnert war bei der Übersiedelung nach Deutschland vor allem hinderlich, daß die kasachischen Abschlüsse hierzulande nicht anerkannt werden. Doch sie hat sich durchgebissen und ist mit ihrer Situation zufrieden. Und heute Abend richtig glücklich. Sie hat Borschtsch gegessen, die berühmte russische Kohlsuppe mit Roter Beete. Das ist einfach ein Muß. Die gefüllten Teigtaschen mit Kartoffeln und Pilzen waren auch lecker und von den Honigkuchen könnte sie gleich eine zweiter Portion verdrücken. So oft sie mit ihrem Mann hier war, hat es ihr ausgezeichnet geschmeckt und ihr gefällt einfach die Internationalität, die hier herrscht. Viele stammen aus den Gebieten, die man früher „Ostblock“ nannte.
Längst wurde unser Gespräch aber durch das unterbrochen, was dem Abend die besondere Note, die besondere russische Note gab: die Tänzerin Sandra Domnick. Aber das ist eine neue, eine weitere Geschichte, die auch bald erscheint.
Fortsetzung folgt
Fotos:
©Olga Behnert und Redaktion
Info:
Ab dem 1. Juli gibt es anlässlich des 11. Jahres der Zusammenarbeit mit der Firma Cantine -Albea - Puglia eine Ermäßigung von 20 % auf alle italienischen Weine. Das nutzt man um so lieber, wenn man weißl, daß dieses Weine hier exklusiv verkostet werden.
Die nächste Eröffnung einer Kunstausstellung findet am 15. Juli mit dem Meisterkünstler, Universitätsprofessor der Akademie der Schönen Künste von Bari, Guido Corazziari, statt.
Am 21. Juli findet ein Abend statt, der der Verkostung des Weins des Weinguts Albea – Alberobello Puglia gewidmet ist. Bei dieser Gelegenheit werden neben dem Besitzer des Weinkellers Weinkritiker und italienische Journalisten als Gäste anwesend sein.
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