Hochzeit in der Zirkuswelt
Sabine Zoller
Bad Herrenalb (Weltexpresso) Georgina Köllner und Alois Frank, zwei waschechte Zirkusleute, die sich seit über zehn Jahren kennen, geben sich in Bad Herrenalb das Ja-Wort. Der Duft von Sägespänen mischt sich mit der frischen Sommerluft, und über allem liegt das unverkennbare Flair der Zirkuswelt: Die Hochzeit mit Freunden aus der Zirkuswelt.
Die beiden verbindet eine gemeinsame Leidenschaft, die ihnen quasi in die Wiege gelegt wurde: die Zirkusluft. Georgina, in Friesoythe bei Jever geboren, stammt aus einer Zirkusfamilie und war beim Zirkus Salto als Artistin aktiv. „Beim Zirkus wird ja jeder woanders geboren“, erzählt sie schmunzelnd. Alois Frank, bekannt für seine Tierdressuren, erblickte das Licht der Welt im traditionsreichen Zirkus Henry, der 1812 gegründet wurde. Ihre Wege kreuzten sich zum ersten Mal auf einem großen Fest für Zirkusleute in Würzburg. „Sie war am Vertikalseil, und die ganze Erscheinung war einfach nur faszinierend“, schwärmt Alois Frank, und seitdem sind die beiden unzertrennlich.
Im Jahr 2018 gründeten sie gemeinsam den Zirkus Alaska, um sich mit einem eigenen Familienunternehmen selbstständig zu machen. Zur Zirkusfamilie gehört nicht nur das große Viermastzelt, sondern auch eine Vielzahl von Tieren, wie Jorden Frank (21) berichtet. Der erstgeborene Sohn von Alois ist mit seinen Schwestern Denise und Chantal ebenfalls im Zirkus Alaska aktiv. Er ist nicht nur Jongleur, sondern auch Kunstreiter und Tierpfleger in einer Person und kümmert sich täglich um die große Pythonschlange sowie seine vierbeinigen Schützlinge. Diese bestehen aus sieben mongolischen Kamelen, einem nordamerikanischen Pinto, vier ägyptischen Araberhengsten, zwei Walliser Ziegen und einem Shetland-Pony, die alle seine volle Aufmerksamkeit erfordern.
Die Entscheidung, einen eigenen Zirkus zu gründen, fiel Georgina und Alois nicht schwer: „Wenn die Familien im Zirkus wachsen, muss man sich manchmal selbstständig machen“, erklärt Georgina. Dass sie sich mit dieser Entscheidung ausgerechnet das Jahr vor der Corona-Pandemie ausgesucht haben, war jedoch eine Herausforderung. „Das war eine harte Zeit“, sagt sie. „Wir waren in Schwäbisch Gmünd gestrandet, aber die Menschen dort waren unglaublich hilfsbereit und haben uns unterstützt.“Nun, nach all den Herausforderungen, steht der nächste große Schritt bevor: die Hochzeit. Die standesamtliche Trauung findet am Dienstag um 16:00 Uhr im Kurpark von Bad Herrenalb statt. Wegen der vielen Gäste – über 300 Personen werden erwartet – wird die Zeremonie im Kurpark unter freiem Himmel abgehalten.
Die kirchliche Trauung folgt am Mittwoch in der Sankt Laurentius Kirche in Gaggenau. „Die Kirche hier in Herrenalb war einfach zu klein“, so Georgina, die sich über die Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten im Kurhaus freut. Ganz im Stil einer Zirkushochzeit wird es groß und bunt zugehen. „Jeder bringt etwas mit, so ist das bei uns“, erzählt die Braut lachend. Auch in den Tagen danach bleibt es festlich, mit gemeinsamen Frühstücken und einem gemütlichen Ausklingen der Feierlichkeiten.Für Georgina und Alois ist diese Hochzeit mehr als nur ein formaler Akt. Es ist ein Fest der Liebe, das sie feierlich besiegeln. Auch wenn sich in ihrem Alltag wenig ändern wird – schließlich gehören der Zirkus und ihre drei Kinder Casey (8), Angely (4) und Jeanne (2) schon lange zu ihrem Leben – so ist dieser Schritt doch etwas ganz Besonderes.
In einer Welt, in der das Leben von Stadt zu Stadt zieht, in der Zirkusnummern und Tierdressuren den Alltag bestimmen, haben Georgina und Alois ihr gemeinsames Glück gefunden. Nun laden sie Familie, Freunde und Zirkuskollegen ein, dieses Glück mit ihnen zu feiern – und das nicht nur unter der Zirkuskuppel, die ihnen beiden so viel bedeutet.
Fotos:
Circus Alaska
© alle Fotos Sabine Zoller