IMG 6674 Foto ZollerEin ganz besonderer Tag

Sabine Zoller

Pforzheim (Weltexpresso) - Am 11. November 2024 feiert Frieda Eisele ihren 105. Geburtstag – ein bemerkenswertes Jubiläum, das in der Region für Staunen sorgt. Denn die rüstige Jubilarin lebt noch immer selbstständig in ihrer Wohnung und bewegt sich ohne Gehhilfe durch ihr Zuhause. „Warum auch nicht?“, sagt sie mit einem Augenzwinkern und erzählt mit viel Humor von ihrem bewegten Leben.

Frieda Eisele, die aus Thüringen stammt, wurde nach dem Krieg in Pforzheim heimisch. Ihrem ersten Mann, Karl-Heinz Schröter hatte sie 1949 einen Sohn geboren und als sie von seinem Lungenschuss und Aufenthalt im Sanatorium in Schömberg erfuhr, war für sie klar „Da muss ich hin“. In den Jahren nach dem Krieg war die Welt bereits in Besatzungszonen aufgeteilt, doch Frieda wagte es, mit ihrem erst drei Monate alten Sohn Wolfgang die Grenze bei Meiningen zu passieren. Beim zweiten Versuch gelang ihr die Flucht, und die kleine Familie fand in Pforzheim wieder zueinander. Doch das Glück währte nur kurz – bereits 1952 starb ihr Mann an den Folgen seiner Kriegsverletzungen.

Für Frieda bedeutete das einen harten Neuanfang. Sie arbeitete in der Schmuckindustrie im Verkauf und erledigte viel Heimarbeit, um ihren kleinen Sohn zu versorgen. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich bei den Emaille Arbeiten zu Hause mitwerkeln durfte“, erzählt ihr Sohn Wolfgang, der heute in Kanada lebt.

Doch das Schicksal meinte es noch einmal gut mit Frieda: Wenige Jahre später lernte sie Heiner Eisele kennen, ein Pforzheimer Waisenkind, das als Goldschmied erfolgreich war. Die beiden heirateten und teilten fortan das Leben und viele Wanderungen durch den Schwarzwald. „Pfingsten hatten wir immer ein großes Familientreffen, da wurde drei Tage lang gewandert“, erinnert sich Frieda voller Freude.

1979 entschied sich ihr Sohn Wolfgang, eigentlich nur für zwei Jahre, nach Kanada zu gehen – doch aus den zwei Jahren wurde ein ganzes Leben. Frieda stand ihrer Familie auch aus der Ferne bei. "Sie hat uns im Sommer immer sechs Wochen lang besucht und war gerne mit ihren Enkelkindern zusammen“, so Schwiegertochter Ingrid, die  darüber berichtet, dass auch gemeinsame Reisen unternommen wurden: „Zu Ihrem 99. Geburtstag waren wir gemeinsam in der Dominikanischen Republik in den Ferien.“

Seit dem Tod ihres zweiten Mannes im Jahr 1989 machte sich Frieda auf, die Welt zu entdecken. „Ich wollte die Orte sehen, über die ich so viel gelesen hatte“, erklärt sie und deutet auf ihren Andenken-Schrank voller Schätze: eine Miniatur der ägyptischen Pyramiden, eine Nachbildung des Taj Mahal, Figuren aus Russland und Elefanten aus Indien sind die bleibenden Erinnerungen an ferne Reisen, über die die Jubilarin viele bemerkenswerte Erlebnisse zu berichten weiß.

Auch mit 105 Jahren bleibt Frieda Eisele aktiv und neugierig, trotz nachlassender Seh- und Hörkraft.  In ihrem kleinen Garten sitzt sie gerne, genießt ihre Blumen und entfernt auch noch Unkraut, das ihr ins Auge fällt. Auf die Frage, was ihr Geheimnis für ein so langes Leben sei, schmunzelt sie und antwortet charmant: „Das verrate ich nicht!“

Frieda Eisele bleibt eine Frau voller Lebensfreude, die Generationen inspiriert – und die Feier zu ihrem 105. Geburtstag wird zweifellos unvergesslich.

Foto:
Frieda Eisele ist 105 Jahre alt
© Sabine Zoller