Serie, Teil 12, WOANDERS GELESEN, hier Hessische Lehrerzeitung (HLZ) 7/8 2014: LERNORT MUSEUM

Gunnar Richter

Guxhagen/Hessen (Weltexpresso) - Die Gedenkstätte bietet nach Voranmeldung Führungen und Studienbesuche für Schulklassen an. Zur pädagogischen Betreuung stehen neben dem hauptamtlichen Leiter und der pädagogischen Mitarbeiterin noch drei Lehrkräfte zur Verfügung, die vom HKM mit jeweils einem Schultag freigestellt wurden.

 



Veröffentlichungen zur Vorbereitung eines Gedenkstättenbesuches können auf der Homepage der Gedenkstätte heruntergeladen werden. Dort werden auch die Veranstaltungen der Gedenkstätte angekündigt.



Für den Besuch der Gedenkstätte mit einer Schulklasse sollten möglichst drei Stunden eingeplant werden. Es besteht auch die Möglichkeit, einen ganzen Studientag dort zu verbringen und projektorientiert zu arbeiten. Der Verlauf eines Gedenkstättenbesuchs kann individuell abgesprochen werden. Bewährt hat sich die Einführung mit dem Einführungsfilm gefolgt von einem Rundgang durch das ehemalige Lagergelände, einer eigenständigen Akten- und Materialarbeit und einem gemeinsamen Besuch der Dauerausstellung. Der Einführungsfilm mit einem Überblick über die Geschichte Breitenaus vom Kloster bis in die Gegenwart dauert 25 Minuten. Zu sehen sind dabei auch sieben kurze Interviews mit zwei deutschen und fünf ausländischen ehemaligen Gefangenen. Am Ende wirft der Film auch die Frage des Umgangs mit dem Geschehen während der NS-Zeit nach 1945 auf.



Der Rundgang umfasst sowohl den Kirchenteil, der auch heute als Gemeindekirche dient, als auch das Mittelschiff mit den genannten Räumen. Gegenstand des Rundgangs sind auch die Texte von Gefangenen und Berichte über die Gespräche mit ehemaligen Gefangenen über ihre Haftbedingungen.



Entdeckend-forschendes Lernen

Im Anschluss an den Rundgang haben die Schülerinnen und Schüler Zeit, sich im Sinne des entdeckend-forschenden Lernens eigenständig mit Einzelschicksalen von Gefangenen, mit verschiedenen Aspekten der Lagergeschichte und mit regionalen Bezügen zu ihrer Heimatregion auseinanderzusetzen. Die umfangreiche Dokumentensammlung besteht aus Regionalordnern zu allen nord- und osthessischen Kreisen, aus denen in der NS-Zeit Gefangene nach Breitenau kamen, und aus Kopien von Gefangenenakten, die die vielfältigen Haftgründe und Verfolgtengruppen anhand von Einzelschicksalen darstellen.



Darüber hinaus gibt es 60 Informationsordner zu einzelnen deutschen und ausländischen Gefangenen mit Interviews, Beiträgen und Berichten über deren Schicksal sowie eine Zusammenstellung von Akten ehemaliger Gefangener aus mehr als 30 hessischen Städten, Gemeinden und Regionen. So können sich beispielsweise Schülerinnen und Schüler aus Kassel, Marburg, Fulda, Hanau und vielen anderen Orten des damaligen Regierungsbezirkes mit zusätzlichen Einzelschicksalen von Gefangenen aus ihren Heimatorten befassen.



Darüber hinaus gibt es auch mehrere Informationsmappen zu Tätern und Mittätern, insbesondere zu Angehörigen der ehemaligen Geheimen Staatspolizei Kassel. Die Gedenkstätte verfügt zudem über eine umfangreiche Bibliothek mit vielen regionalgeschichtlichen Veröffentlichungen zur NS-Zeit aus ganz Hessen. Inzwischen sind viele eindrucksvolle Beispiele von kleineren Ausstellungen entstanden, in denen Schülerinnen und Schüler Einzelschicksale von Gefangenen dargestellt haben oder auch der Frage nachgegangen sind, wie sich die NS-Zeit in ihrem Heimatort ausgewirkt hat und welche Gefangenen von dort im frühen KZ oder im Arbeitserziehungslager Breitenau inhaftiert waren. Der Gedenkstättenbesuch eignet sich auch für die Fächer Religion, Ethik, Deutsch und Kunst. Auch bei Hausarbeiten oder Präsentationen zur Geschichte Breitenaus sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gedenkstätte gerne bereit, beratend und unterstützend mitzuwirken.



Dauerausstellung verbindet Kunst und Geschichte

Die Dauerausstellung der Gedenkstätte Breitenau wurde in den 90er Jahren von dem Künstler Stephan von Borstel geschaffen und stellt eine außergewöhnliche Verbindung von Kunst und Geschichte dar. Sie möchte zudem dazu anregen, über die Beschäftigung mit der Geschichte Breitenaus hinaus auch die gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen kritisch zu hinterfragen und für Menschenwürde, Gleichberechtigung und Toleranz einzutreten.

FOTO: Gedenkstätte Breitenau

Schülerinnen und Schüler der Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule in Kassel erarbeiten an einem Studientag in Breitenau eine Ausstellung





INFO:

Dr. phil. Gunnar Richter

Der Autor ist Lehrer für Gesellschaftslehre und Kunst sowie Leiter und Mitbegründer der Gedenkstätte Breitenau. Er hat über die Geschichte des Arbeitserziehungslagers Breitenau (1940-45) promoviert und ist Mitglied der bundesweiten Arbeitsgruppe Gedenkstättenpädagogik und des Sprecherrates der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Hessen.

Kontakt

Gedenkstätte Breitenau

Brückenstr. 12, 34302 Guxhagen

Telefon 05665-3533 | Fax 05665-1727

E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Öffnungszeiten und Anmeldung

Montag bis Freitag 9 bis 13 und 14 bis 16 Uhr

Sonntag 13 bis 17 Uhr | 14.30 Uhr sonntags kostenlose Führung für Einzelbesucher

An Feiertagen bleibt die Gedenkstätte geschlossen. Gruppen müssen sich telefonisch anmelden. Eintritt und Führungen sind kostenlos.

www.gedenkstaette-breitenau.de