Fachtagung am 17. November soll Grundlagen für pragmatische Lösungen liefern
Roman Herzig und pia
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Derzeit tut sich ja allerorten einiges in Fragen des Krauts, das die einen glücklich macht, das einst als gefährlich eingestuft wurde, von dem die Fachwelt sagt, es mache nicht abhängig und sei nicht gesundheitsschädlich: Cannabis.
Cannabis – Strafverfolgung oder Entkriminalisierung? Auf die Frage, die sich seit Jahrzehnten in unversöhnlichem Pro und Contra erschöpft, will Gesundheitsdezernentin Rosemarie Heilig im sachlichen, stadtweiten Diskurs zu Antworten kommen: „Statt festgefahrener Grundsatzdebatten brauchen wir endlich pragmatische Lösungen, die auf die spezifische Situation in den Ländern und Städten reagieren.“
Heilig appelliert an alle Akteure in der Stadt, das Thema Cannabis so anzugehen, wie es für die Frankfurter Drogenpolitik, den so genannten „Frankfurter Weg“, seit Jahrzehnten charakteristisch und überaus erfolgreich sei: pragmatisch und problemorientiert, parteiübergreifend und interdisziplinär, gemeinsam und offen. „Nur wer sich austauscht und sich umfassend informiert, wird handlungsfähig und kann am Ende auch den richtigen Weg für unsere Stadt einschlagen.“
Grundlage dazu soll die erste Frankfurter Fachtagung Cannabis am Dienstag, 17. November, in der Frankfurt University of Applied Sciences liefern, zu der die Gesundheitsdezernentin gemeinsam mit dem Drogenreferat der Stadt sowie einem Beirat aus Polizei, Wissenschaft, Medizin und Drogenhilfe einlädt. Von 9.30 Uhr an werden zunächst nationale und internationale Experten über den aktuellen Stand der Cannabis-Forschung informieren und die Debatte in Deutschland aus unterschiedlichen fachlichen Blickwinkeln beleuchten. So wird Volker Auwärter vom Universitätsklinikum Freiburg über Cannabis aus medizinischer und pharmakologischer Perspektive sprechen, Dirk Peglow vom hessischen Landesverband des Bundes Deutscher Kriminalbeamter den polizeilichen Blick darlegen, Lorenz Böllinger von der Uni Bremen der Frage nachgehen, ob das Strafrecht ein geeignetes Mittel in Sachen Cannabis ist oder Gabriele Bartsch von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen die Sicht der Suchthilfepraxis darlegen.
Einen weltweiten Überblick über verschiedene Modelle der Entkriminalisierung, kontrollierten Abgabe und Regulierung von Cannabis gibt Martin Jelsma vom Transnational Institut (TNI) in Amsterdam, ehe Vertreter aus Belgien, den Niederlanden und der Schweiz in Diskussionsforen ihre jeweiligen Wege zur Entkriminalisierung und die Erfahrungen damit im Alltag vorstellen. Dabei informiert Jens Kalke vom Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg auch über das schleswig-holsteinische Modellprojekt zur Abgabe von Cannabis in Apotheken und Professor Heino Stöver von der Frankfurt University of Applied Sciences über die Erfahrungen aus Colorado, wo es Cannabis im Fachgeschäft zu kaufen gibt.
Zum Abschluss bleibt Zeit für ein moderiertes Podiumsgespräch und ein Resümee von Beobachtern des Fachtags aus unterschiedlichen fachlichen Disziplinen.
„Ich freue mich, dass wir für den Fachtag so viele hochrangige nationale und internationale Experten gewinnen konnten“, so Rosemarie Heilig. Im nächsten Jahr solle ein Fachtag zum Thema Jugend, Jugendschutz und Cannabis folgen.
INFO:
Erster Frankfurter Fachtag Cannabis, Dienstag, 17. November, 9.30 Uhr bis 17.20 Uhr, Frankfurt University of Applied Sciences (Fachhochschule, Gebäude 4), Nibelungenplatz 1. Die Veranstaltung richtet sich an Fachleute und die interessierte Öffentlichkeit.
Den Veranstaltungsflyer findet man unter http://www.drogenreferat.stadt-frankfurt.de .