Feldmann unterstützt Forderung nach Denkmal für den Hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - 50 Jahre nach Beendigung der Auschwitz-Prozesse in Frankfurt und angesichts starker, rechter Strömungen wie der Pegida-Bewegung begrüßt Oberbürgermeister Peter Feldmann die Idee eines Denkmals für den ehemaligen Hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer.

 

So spricht eine Pressemeldung der Stadt Frankfurt an einem Ostermontag, wo ansonsten keine Rundsendungen erfolgen. Für uns, die Redaktion des Weltexpresso, ist das eine große Freude, denn wir sind mit dabei, diesem aufrechten SPD-Mann und widerständigen Juristen öffentlich das Renommee zu verschaffen, das ihm gebührt, auch wenn er fast vergessen wurde. Auch in Frankfurt seiner Hauptwirkungsstätte von 1956 bis zu seinem plötzlichen Tod 1968. Deshalb erinnern wir immer wieder gerne an die Erinnerungsarbeit, die der auf der Berlinale 2010 uraufgeführte Film von Ilona Ziok FRITZ BAUER-TOD AUF RATEN auslöste.

 

Ausführlicher ist das beschrieben in den Artikeln zu Aufführung dieses Films gerade vor gut zwei Wochen beim LICHTER FILMFEST am 21. März 2015, wo die Regisseurin Ilona Ziok eine filmische Weiterarbeit am Thema Fritz Bauer ankündigte, die seinen Tod in den Mittelpunkt stellt. Daß Filme Geschichte machen und halb vergessene Personen wieder ins Licht rücken können, wird hier zur Tatsache. Nach den drei Spielfilmen innerhalb kurzer Zeit, die um Fritz Bauer kreisen, von denen IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS (2014)schon im Kino läuft, DIE HEIMATLOSEN (2015) angekündigt ist und Nico Hofmann vor der Produktion steht, wird es also einen vierten Spielfilm geben. Das Denkmal kommt also zur richtigen Zeit!

 

Die Errichtung eines Denkmals im öffentlichen Raum als sichtbares Andenken an die Person Fritz Bauer und sein Wirken sehe ich als wichtigen Baustein zur Erinnerungskultur unserer Stadt und Geschichte“, so Oberbürgermeister Feldmann. „Fritz Bauer hat mit seinen Mitstreitern Pionierarbeit in der Aufarbeitung der Nazi-Diktatur geleistet. Sein Wirken kann nicht genug gewürdigt werden. Mit dem Fritz-Bauer-Institut hat die Stadt Frankfurt eine weltweit renommierte Forschungs-, Dokumentations- und Bildungseinrichtung, ein Denkmal wäre eine wichtige Ergänzung.“

 

Weiter heißt es in der Pressemeldung, daß der Oberbürgermeister dazu ein erstes Gespräch mit der Ortsvorsteherin des Ortsbeirates 1, Evanthia Triantafillidou, geführt habe. Beide vereinbarten ein abgestimmtes, gemeinsames Vorgehen, um die weiteren Planungen voranzutreiben.

 

Das nun klingt total spannend, denn der Bereich des Ortsbeirates 1 umfaßt von der Altstadt, Innenstadt, über das Bahnhofs- auch das Europaviertel, bis hin zum Gallus, das mal in Frankfurt seit Ende des 19. Jahrhunderts wegen seiner armen Leute 'Kamerun' genannt wurde (als Kamerun nämlich deutsche Kolonie war), also eine außerordentlich heterogene Wohn- und Bewohnersitutation, eine echte Herausforderung. Gibt es schon Ideen zum Aufstellungsort? Platz fände Fritz Bauer legitim an allen Orten, denn er war ein sozial gesinnter Mensch, der weder Klassenschranken, noch sonstige Fremdeinordnungen von Menschen in Systeme, Gruppen, Zwangsverbände oder gar 'Rassen' mochte oder gar nachvollzog.

 

Die Frage schließt sich an, an welche Art von Denkmal gedacht ist. Hieß es noch vor Jahren in einer lebhaften Diskussion in der Frankfurter Oper, Denkmäler als Personendarstellungen seien überholt, Abstraktionen von Sinnbildern und Menschen seien angesagt, hat auch hier die lebendige Geschichte geurteilt und neue Maßstäbe gesetzt, die den Menschen sozusagen als auf dem Podest Stehenden wieder zulassen. Neben dem Aufstellungsort interessiert natürlich auch der Künstler, der zum Zuge kommt. Wird es eine Ausschreibung geben?

 

Vom Denkmal abgesehen, wird sicherlich die Frankfurter und/oder die Hessische SPD die seit 2010 ausgelöste Fritz-Bauer-Renaissance nutzen und ihren Mann, der gleich im März 1933 wegen seines politischen Engagements als jüngster Amtsrichter Deutschlands von den Nazis verhaftet und in das KZ auf dem Heuberg geschickt wurde, durch eine Gedenkveranstaltung würdigen. Zu denken wäre auch zusätzlich an ein Symposium, wo das Zusammenspiel vom hessischen Landesvater, Ministerpräsident Georg August Zinn, und Fritz Bauer eine Rolle spielt. Dieser hatte Bauer 1956 nach Hessen geholt, das einzige Bundesland in der Nachkriegszeit, in dem ununterbrochen die SPD die Regierung stellte, was den Spiegel 1966 dazu bewog, dieses Bundesland als „Freistaat unorthodoxer und origineller Geister“ zu bezeichnen, und mit Theodor W. Adorno und Wolfgang Abendroth und anderen dabei  auch Fritz Bauer zu nennen.

 

So viele Fragen und Überlegungen an einem Ostermontag, wo Dienststellen nicht besetzt sind und man politische Mandatsträger nicht in der Osterruhe stören will. Aber nachgefragt haben wir schon mal und werden die Antworten gerne veröffentlichen.

 

Info:

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kino/4543-ilona-ziok-kuendigt-einen-spielfilm-ueber-den-tod-von-fritz-bauer-an

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kino/4514-fritz-bauer-tod-auf-raten-21-maerz-cantatesaal