Wie sich diese Redewendung erklärt

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) –-Die Urteile im Auschwitzprozeß gingen für die Angeklagten mehr als glimpflich aus. Das hinderte die deutsche Gesellschaft nicht, nach diesen sanften Urteilen zur Tagesordnung überzugehen und die gerichtliche Aufarbeitung der Naziverbrechen damit als abgeschlossen zu betrachten. Weshalb als gesellschaftlliche Grundhaltung zu den Naziverbrechen von uns: alles paletti? registriert wurde.

 

Das brachte die Redaktion gehörig auf Trab, woher denn diese Redewendung stammt und in welchem Zusammenhang man sie verwendet, und warum uns genau dieser Begriff einfällt beim Abtun der Vergangenheit und dem Auschwitzprozeß als Wiedergutmachung der Gräultaten der Nazis im deutschen Namen, auf die hin sich die deutsche Gesellschaft gereinigt fühlte, obwohl es keine Katharsis war, die bis heute aussteht. Woher also paletti?

 

Das ist eine Redewendung, mit der deutsche Jugend seit den Fünfziger/Sechziger Jahren großgeworden ist, die man heute noch versteht, die aber sprachlich weniger bis gar nicht mehr verwendet wird. Verstehen ist das eine, aber woher kommt sie? Da gibt es nun viele Hypothesen, die für unseren Sachverhalt, daß als Maxime 'alles in Ordnung' signalisiert wird, obwohl es im Untergrund brodelt und gärt, alle gut passen.

 

Paletot (franz.) - Mantel, Umhang, der doppeldeutig entweder alles sichert oder alles verdeckt

Pala (it.) - Altartafel, auch Schaufel und

Paletta (it.) - Maurerkelle, Tortenheber, beide Begriffe mit pala sagen aus, daß etwas glatt gemacht wird, alles Störende weggekratzt wird

pallett (hebr.) etwas in Sicherheit bringen

 

 

Palo(röm.) Pfahl auf Deutsch, mit dem die Römer ihre Lager umzäunten, so daß es im Inneren behaglich und sicher war und man sich um nichts kümmern mußte.

 

Das würde ja alles hervorragend passen. Denn alles paletti heißt eben. Schwamm drüber. Deckel zu. Keine Sorge. So wie es die Mentalität nach 1945 gegenüber den Verbrechen des Dritten Reiches und damit der Deutschen war.

 

Die Berliner haben nun eine eigene Version. Die behaupten, der Spruch sei Ergebnis des Jugendslangs in der Berliner Szene Ende der 60ziger, weil es eine Paletti-Gang in der Uhlandstraße gegeben hätte.

 

Die Ruhrgebietler haben aber auch eine eigene Erklärung. Demnach verdankt sich der Spruch erst Ende der Siebziger einem der Handwerker in Unna namens Paletta, einem Polen. Der war handwerklich so gut, daß nach seiner Arbeit 'alles paletti' , alles wieder in Ordnung war.

 

Die aus Unna haben Konkurrenz in Essen. Die behaupten, daß sie die Erfinder seien, wenn nicht vor 1969 diese Redewendung nachgewiesen werden können. Damit sind die aus Unna geschlagen, aber noch immer nicht geklärt, wo diese schöne Redewendung, die es unseres Wissens nur in Deutschland gibt, herkommt.

 

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Wir haben diese passende Abbildung für die Bildhaftigkeit von ALLES PALETTI übernommen vom Kritischen Netzwerk