Name und Erbe des Nobelpreisträgers ist bis heute in Frankfurt präsent

 

Hubertus von Bramnitz

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am gestrigen Donnerstag, 20. August, jährte sich zum 100. Male der Todestag des Arztes und Wissenschaftlers Paul Ehrlich, der mit seinen Forschungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Ruf Frankfurts als Wissenschaftsstandort in erheblicher Weise befördert hat, und dessen Institut eine der Keimzellen der Gründung der Universität wurde, weshalb seiner in der Paulskirche gedacht werden wird.

 

Als er nach Frankfurt kam, hatte sich der 1854 in Schlesien geborene Mediziner bereits einen internationalen Ruf erworben. Die Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit lagen in dieser Zeit auf Histologie, Hämatologie und Farbenchemie. 1882 wurde ihm der Titel „Professor“ verliehen und 1890 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der Friedrich-Wilhelms-Universität ernannt, wo ihn Robert Koch an sein Institut für Infektionskrankheiten holte. Für das neue Arbeitsfeld der Immunologie wurde 1896 das Institut für Serumforschung und Serumprüfung gegründet, dessen Direktor Ehrlich wurde.

 

In dieser Zeit bemühte sich der Frankfurter Oberbürgermeister Franz Adickes um die Ansiedlung von wissenschaftlichen Institutionen in Frankfurt, um so die Gründung einer Universität vorzubereiten. 1899 siedelte das Institut nach Frankfurt über, wo es als „Königlich Preußisches Institut für Experimentelle Therapie“ eingeweiht wurde. Einige Jahre später ermöglichte eine großzügige Spende der Mäzenin Franziska Speyer den Bau des noch heute bestehenden Georg-Speyer-Hauses nahe der Universitätsklinik, das Ehrlich leitete.

 

Ehrlich erschloß mit der Immunologie ein neues – heute würde man sagen: interdisziplinäres – Forschungsgebiet an der Nahtstelle zwischen Chemie, Biologie und Medizin. Durch seine Färbemethoden unterschied er verschiedene Arten von Blutzellen, wodurch die Diagnose zahlreicher Blutkrankheiten ermöglicht wurde. Als Erster entwickelte er eine medikamentöse Behandlung der Syphilis und begründete damit die Chemotherapie. Außerdem war er entscheidend an der Entwicklung des Heilserums gegen Diphtherie beteiligt und befasste sich mit Verfahren für die Zulassung und Prüfung von biomedizinischen Arzneimitteln. Die Bedeutung seiner Forschungsergebnisse, die den Grundstein zu unserem heutigen Verständnis des Immunsystems legten, wurde im Jahre 1908 durch die Verleihung des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin unterstrichen.

 

Am 20. August 1915 verstarb Paul Ehrlich an den Folgen eines kurz zuvor erlittenen Herzinfarktes und wurde auf dem jüdischen Friedhof an der Rat-Beil-Straße begraben. Neben der nach ihm benannten Straße in Sachsenhausen erinnern der von der Paul-Ehrlich-Stiftung alljährlich am Geburtstag Ehrlichs am 14. März in der Paulskirche verliehene Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis, der angesehenste deutsche Preis für biomedizinische Forschung, sowie die Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e. V. (PEG), die ihren Sitz in Frankfurt am Main hat, an den Nobelpreisträger. In Langen führt das nach ihm benannte Institut bis heute seine Arbeit in Forschung, Zulassung und Prüfung von Impfstoffen und biomedizinischen Arzneimitteln fort.

 

Die Stadt hat des bedeutenden Wissenschaftlers mit einer stillen Niederlegung einer Blumenschale auf seinem Grab gedenken. Für den 22. November 2015 kündigt das Paul-Ehrlich-Institut einen öffentlichen Festakt zum 100. Todestag von Paul Ehrlich in der Paulskirche an.