Vortrag Prof. Dr. Gerhard Kurz im Goethehaus Frankfurt am Dienstag, 15. September 2015, 19 Uhr
Felicitas Schubert
Während in der Ausstellung der Studierenden der Goethe-Uni im Goethehaus wirklich echte Neuentdeckungen von Goethes Handschriften oder Dingen ans Licht gebracht werden, wenn man den Deckel der Vitrine nach oben bewegt, ist ein Vortrag immer etwas, was jeder Zuhörer anders wahrnimmt, was auch mit dem Stand seiner Beschäftigung mit dem Frankfurter Dichter nationaler Größe zusammenhängt.
Gegenüber den bis zum Klischee vertrauten Märchenwelten und Nachtseiten der Romantik wird in diesem Vortrag die helle Romantik herausgestellt, ihr Anspruch, auf der Höhe ihrer revolutionären Zeit zu denken und zu dichten, ihre Lust am kühnen intellektuellen Experiment, ihre innovativen, bis in die Gegenwart wirkenden, literarischen und wissenschaftlichen Konzepte. Sie ging viele neue Wege in der Poesie, der Religion, in den Wissenschaften und in der Politik. Nicht zuletzt trat sie für neue Lebensformen ein.
Übrigens sind das Ansichten, die im Goethehaus auch immer wieder in Ausstellungen zum Tragen kommen. Irgendwie hat die Welt die Romantik gerne schaurig und düster, einfach, weil einem dazu in unserem bildverwöhnten Hirn sehr viele Bilder einfallen. Die sozialen Ansprüche und daß diese nicht romantisch verbrämt, sondern wirklich die Welt verändernd waren und sind, kommt sehr oft zu kurz, was Professor Kurz in seinem Vortrag ändert.
Gerhard Kurz war von 1980 bis 1984 Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Amsterdam, seit Ende 1984 Professor für neuere deutsche Literaturgeschichte und allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Gießen. Von 1990-1998 war er Präsident der Hölderlin-Gesellschaft, deren Ehrenpräsident er heute ist. Seit 2001 ist Gerhard Kurz stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsausschusses des Freien Deutschen Hochstifts.
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Die Zeichnung wurde ohne weiteren Kommentar vom Goethehaus mitgeliefert. Sie stammt von Philipp Otto Runge (1777 – 1810), zu dem einem sehr viel einfällt. Vor allem auch, wie jung Runge sterben mußte und dennoch in dieser Zeit des Übergangs die Moderne vorbereitete. Durch eigentlich gegensätzliche Werke. Das waren die Gemälde, in denen er realistisch und biedermeierlich zugleich die Familienwelt abbildete und das waren die Zeichnungen, die Arabesken und hingehauchten Schönheiten, von den Farbspielen ganz zu schweigen. Wir nehmen an, daß Gerhard Kurz auf Runge zu sprechen kommen wird.
INFO:
Frankfurter Goethe-Haus /
Freies Deutsches Hochstift
Großer Hirschgraben 23-25
60311 Frankfurt
Tel: (069) 13880-249
www.goethehaus-frankfurt.de