Der Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises für die Tänzerin, Choreografin und Pädagogin Monica Opsahl
Hanswerner Kruse
Schlüchtern (Weltexpresso) - Was ist Monica Opsahl für eine Furie als „Schneekönigin“ in ihrer gleichnamigen Choreografie nach dem Märchen von HC Andersen! Wie sehr überzeugte sie als aufgedrehte amerikanische Besitzerin eines Restaurants in der KulturWerk-Produktion „Menuett“! Im gemeinsamen Auftritt mit dem Philosophen Christoph Quarch tanzte sie sich die Seele aus dem Leib, um dem Publikum „Verzweiflung“ zu vergegenwärtigen.
Da begriffen auch Tanzunkundige, was Tanz sein kann, so wie ihn einst die Ausdruckstänzerin Isadora Duncan verstand: „Wenn ich es sagen könnte, müsste ich es nicht tanzen.“
Opsahl liebt Tanzen und Schauspielern, das macht sie zu einer guten Pädagogin. Wer einmal eine Probe von ihr erlebte, weiß, wie sie ihre Schülerinnen herausfordert, ihnen etwas zumutet aber zugleich einfühlsam und behutsam vorgeht. Im ballettsaal unterrichtet sie mit einigen Helferinnen alles - vom Contemporary Dance (zeitgenössischem Tanz) über aktuelle Tänze wie Hip Hop oder Break Dance bis zum klassischen Spitzentanz. „Die Kids müssen auf die Bühne“, fordert Opsahl immer wieder, „dadurch werden die mutig und selbstbewusst, das hilft ihnen im Leben.“ In ihren Aufführungen lernen die größeren Tänzerinnen hinter und auf der Bühne für die kleineren zu sorgen. Inszenierungen mit tapsigen Anfängerinnen und perfekten Fortgeschrittenen sind eine choreografische Besonderheit von ihr geworden.
Bereits die frühen Weihnachtsmärchen des ballettsaals waren keine aneinandergereihten oder peinlichen Leistungsschauen ihrer Schule, sondern logistische, pädagogische, sozialkritische und vor allem ästhetische Gesamtkunstwerke mit bis zu 150 Tänzerinnen. Opsahl hat im „Nussknacker“ oder dem „Mädchen mit den Schwefelhölzern“ immer wieder eigene Tänze und Bilder zur Interpretation der Vorlagen gefunden und sich als meisterhafte Choreografin erwiesen. Gerne hat sie mit anderen Künstlern kooperiert, unvergessen ist der mit Günter Keim gemeinsam inszenierte „Sommernachtstraum“ auf der Burg Schwarzenfels.
Seit dem Jahr 2010 ist die Zusammenarbeit mit Künstlern im KulturWerk ein gewaltiger Schritt für die Choreografin. „Diese Gruppe bietet mir Raum für künstlerische Entwicklungen, die eine normale Ballettschule überhaupt nicht zur Verfügung hat“, sagt sie. In den KulturWerk-Wochen ist sie mit ihren Tänzerinnen an großartigen spartenübergreifenden Produktionen beteiligt: Sie schuf faszinierende Tanzbilder zu einer Lesung über vergessene Surrealistinnen, erarbeitete mit Kulturpreisträger Thomas Kippenberg und dem Hofnarr-Theater das Gesamtkunstwerk „Camille Claudel“. Bei den Land-Art-Festivals in Hutten tanzten ihre Mädchen in der Landschaft auf dem Heiligenborn.
Mit vielen ihrer Tänzerinnen arbeitet Opsahl seit langer Zeit zusammen, „die können mittlerweile alles tanzen“, meint sie und traut sich mit ihnen auch an anspruchsvollen Ausdruckstanz heran. Konsequent gründete sie die Compagnie „Artodance“, in der sich diese jungen Frauen weiterentwickeln und mit Opsahl nach innovativen Ausdrucksformen suchen. Drei von ihnen werden professionelle Tänzerinnen, darauf ist die Tanzlehrerin besonders stolz. „Ja, Monica hat uns zu Tanzverrückten gemacht“, erklärt dazu lachend eine der jungen Frauen.
Wer, wenn nicht dieses Energiebündel Monica Opsahl hat den Kulturpreis verdient? Mit ihrem Engagement hat sie im letzten Jahrzehnt die Kulturszene im östlichen Main-Kinzig-Kreis eindrucksvoll bereichert und mitgestaltet.
Hintergrund
Die Norwegerin Monica Opsahl (45) gründete vor 11 Jahren ihren ballettsaal, zunächst in Sinntal-Sterbfritz, dann zog sie nach Schlüchtern. Sie tanzte schon in Norwegen als kleines Mädchen leidenschaftlich gerne. Nach dem Abitur absolvierte sie unter anderem eine Tanzausbildung in London und lernte sowohl klassisches Ballett als auch modernen Tanz. Später kam noch eine Ausbildung als Sonderschullehrerin dazu. Der Liebe wegen kam sie 2002 nach Deutschland, mittlerweile hat sie vier Kinder.
FOTO: (c) Hanswerner Kruse