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Thorsten Latzel
Rheinland (Weltexpresso) - Als Kirche und Christ-/innen haben wir eine „ver-rückte“ Zeitrechnung: Der Tag beginnt um 18 Uhr, die Woche mit dem Sonntag und das Jahr mit dem Advent. Das geht zurück auf eine lange Geschichte, die etwa beim Tagesbeginn im Judentum gründet. Es hat zugleich eine große Bedeutung für den Glauben: In der Art die Zeit zu berechnen drückt sich auch aus, wie wir uns selbst verstehen. Dieses „Verrücken der Zeit“ kann unseren Blick heilsam verändern – gerade in einer Zeit, die viele Menschen als verrückt erfahren.
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Kurt Nelhiebel
Bremen (Weltexpresso) – Die Nachricht vom Tode meiner Mutter erreichte mich im Februar 1966 in Bremen, wo ich seit kurzem als Redakteur bei Radio Bremen tätig war. Ich hatte Mama seit meiner Aussiedlung nur noch einmal während eines beruflichen Aufenthaltes im Nordosten von Böhmen gesehen. Sie selbst ließ die Möglichkeit, mit einem Transport deutscher Antifaschisten nach Württemberg auszureisen, ungenutzt. Wahrscheinlich wollte sie unserer alten Oma die Unannehmlichkeiten einer mehrtägigen Reise in einem Güterwaggon nicht zumuten. Auch meine Schwester blieb in der alten Heimat, während ich zusammen mit dem getrennt von der Familie lebenden Vater in den Westen zog; unsere Eltern waren seit 1938 geschieden.
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Thorsten Latzel
Rheinland (Weltexpresso) - „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ – so heißt ein autobiografischer Roman von Eugen Ruge von 2011, in dem er die Geschichte der DDR im Spiegel von vier Generationen einer Familie erzählt. Der Roman handelt zugleich von der zunehmend verlorenen Strahlkraft des Sozialismus: von den Großeltern als überzeugten Sozialisten, über den Vater, der im sowjetischen Arbeitslager war, aber an der Idee des demokratischen Sozialismus festhielt, und dessen Sohn, der kurz vor dem Mauerfall „rübermacht“, bis hin zum Enkel, der die DDR nur noch als seltsames Relikt aus Kindertagen kennt.
Weiterlesen: Lichtgedanken – Geistliche Einstimmung in den Advent
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Cordula Passow
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am 26. Oktober wurde im Grzimekhaus im Frankfurter Zoo ein Fingertier geboren. Das ist gut so, denn jeder Fingertier-Nachwuchs ist wertvoll für den Erhalt der hochbedrohten Primatenart. Aber was Fingertiere überhaupt sind, das mußten wir erst einmal herausfinden. Sie werden auch Aye-Aye genannt und man denkt bei ihrem Foto eher an ein Gemälde, weil sie so fotogen aus den markanten Augen gucken und der dünne Mittelfinger einem Finger alle Ehre macht. Da fragt man sich, warum beim Menschen eigentlich die Finger nur minimal unterschiedlich sind, bis auf den Daumen.
Weiterlesen: Nachwuchs bei den Fingertieren im Frankfurter Zoo
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Kurt Nelhiebel
Bremen (Weltexpresso ) - Die Kinder meines Heimatortes Adamstal hatten es nicht weit zur Schule, aber der Weg dorthin war einsam und dauerte gut eine halbe Stunde. Zwischen dem letzten Haus von Adamstal und dem ersten Haus von Bausnitz mit seiner Volksschule kamen sie nur an Feldern und am Ufer der Aupa vorbei, neben der sich die unbefestigte Straße um den Berg schlängelte. Einen Bürgersteig gab es nicht. Gesäumt wurde die Straße an abschüssigen Stellen von klobigen Grenzsteinen, die wir Schleudersteine nannten.
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