Serie Das Messetrio: Paperworld, Creativeworld, Christmasworld vom 25. bis 29. Januar 2013, Teil 4
Anna von Stillmark
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Stimmt, unsere Überschrift ist auch provokant gemeint, denn bei den über so vielen Hallen verteilten Dekorations- und Blumenständen, die alle dichtbelagert sind, sind jede Menge an Weihnachten erinnernde Gegenstände ausgestellt oder hängen an der Decke, doch die an das christliche Weihnachtsfest erinnernden Accessoires wie Engel oder gar Krippen sind absolute Mangelware.
Stattdessen Tiere über Tiere, am häufigsten die Eule und auch der Hirsch, mit und ohne Geweih, oft nur als Kopf, wie andere Tiere auch. Ist diese Entwicklung dem geschuldet, daß die im Siegeszug zur Weltleitmesse für Dekorationsbedarf für Feste und Feiern aufgestiegene Christmasworld ihre ursprüngliche Bestimmung aufgeben mußte, um in allen Kulturen kompatibel zu werden? Denn längst ist Weihnachten in aller Welt ein Familien-, aber auch geschäftlicher Brauch geworden, der Anlaß zum Feiern gibt und auch zum Schmücken eines Weihnachtsbaumes, weshalb es den Christbaumschmuck in einer Vielfalt gibt wie nie zuvor.
Christbaumschmuck? Nein, wir sollten Weihnachtsbaum zu dem Tannenbaum sagen, der als Träger dieser funkelnden Kugeln und illuminierten Ketten dient, die in allen Farben und Größen von den allermeisten Ausstellern als Symbol für das Fest angeboten werden. Insofern muß es auch in unserer Überschrift zutreffender heißen: CHRISTMASWORLD OHNE CHRISTLICHES WEIHNACHTEN. Hat man dies erst einmal verstanden, dann gibt es fast nichts Vorstellbares, was es nicht gibt. Fangen wir gleich in Halle 11.0 an. Blachère, die französische Firma, hat vor die Halle in die Galleria einen riesigen Bären gesetzt, der vor sich hinfunkelt. Da wurde ein Drahtgestell in Bärenform umwickelt mit diesen Bändern, die aus kurzgeschnittenem dunkelgoldenem Lametta bestehen, über die dann zusätzlich kleine LED-Lämpchen dicht gehängt sind, so daß es aussieht, als ob der Bär von innen leuchet. Was das soll? Die Augen der Besucher auf sich ziehen, an Gefühle appellieren und hier auch, auf das so illuminierte 40 Jahre Jubiläum der Firma aufmerksam machen.
Die Leute bleiben stehen, amüsieren sich und schauen sich dann beim Stand 11.0 A11/B02 so an, was es noch zu kaufen gibt. Wir sind schon weiter in Halle 9.0 B 10. Dort stellt Firma Drescher aus. Was zu sehen ist? Eine Menge. Am meisten fallen die Hirschköpfe auf, die in Gold dicht nebeneinander hängen, nein, nicht zum Aufhängen von Mänteln, sondern als kostbare Dekoration, oder fürs Normale auch in Gelb und als besonderer Schmuck sogar um den Hals zu hängen. Beim Presserundgang sind die beiden Modells dabei, die dann auf den Bildern von der Messe wieder auftauchen. Welche Funktion diese nebeneinanderhängenden Hirschköpfe haben, wissen wir nicht, aber man kann – wie das Bild zeigt – auch mit ihnen schmusen. Früher diente solche Geweih den Altvorderen als Ausweis ihrer Schießkunst.
Als nächstes kommt NATUR IM TREND. Diese Messe zeigt wieder alle Gegensätze auf einmal. Da ist das kindliche Glitzern und dann bei Gehlmann auf C50 gedeckte Farben, Naturfarben und auch Naturmaterialien. Und die Eule auf dem Kissen. Ohne Eule läuft auf dieser Messe nichts. Und das Motto für diesen Stand lautet: MEHR HEIMAT IM HEIM. Es geht darum, daß die Kunden, das sind die Geschäftsinhaber von Einrichtungs- und Dekorationsgeschäften, hier Ideen sammeln, wie sie als erstes ihre Weihnachtsdekorationen selbst gestalten, damit deren Kunden – also Sie, der Verbraucher – dann dort genau dasselbe kaufen. Hier also natürliche Materialien. Viel Filz, viele Herbsttöne. Zwerge sind 'out'!
Mit der Window Wonderland ist der Messe eine eindrucksvolle Schaufensterdekoration im Superlativ gelungen, die sie den beiden niederländischen Designern verdankt, die eine Woche lang die gesamte Fläche im Stil des Jahrmarktes von anno dazumal mit richtig schönen alten Riesenrädern, Karussell und diesem gewissen Etwas von Kinderglauben der Vergangenheit verzauberten, wozu 60 000 frische Blumen gehören, die auch ständig erneuert werden. Stichwort: Verführung sei der Begriff, um den es gehe, sagen die beiden. Denn es ist eine sinnliche Komponente, die – so sagen die beiden es auch – wie in einem Trichter oben viel an Materialien und Ideen hineinwerfen, damit unten bei Ihnen das Gefühl, daß man das haben möchte, erzeugt wird. Kommt man auf die Farben zu sprechen, gibt es eigentlich alles. Weiß als Hauptfarbe, aber es gibt auch das Rot, Grün, Gold und vor allem auch dieses scharfe Rosa, zu dem wir alle Pink sagen.
In Halle 11 empfängt einen ein ganz helles Licht, das auf die überall herumhängenden Weihnachtskugeln fällt und durch diese reflektiert wird. Eine ganz eigenartige Stimmung entsteht. Ach je, auch hier wieder Hirsche. Man muß schon an Ikea denken, aber das ist genau ein Eindruck, den hier keiner haben will, denn es geht um Hochpreisiges. Diese Halle, die ja noch immer neu und sehr elegant wirkt, strahlt dies auf die Stände zurück. Ohne LED ist das alles gar nicht mehr herzustellen, diese wie Sterne am Himmel funkelnden Milchstraßen. Wir sehen Eiskristalle, Pinguine und die Yeti-Mountains. Und dann noch einmal Blachére. Ein tolles Ding. Da kann man in ganz großen Buchstaben auf einer Tafel mit dem Stift schreiben. Nein, das ist kein Stift, sondern ein LICHTGRAFITTI zum Ausprobieren. Technisch verstehen wir null, aber es sieht toll aus, wie da mit Wasser dieser Stift aktiviert wird.
Auch die Trendschau Christmasworld zeigt den Zug der Zeit, der Entchristlichung der Symbole heißt und die Renner der Saison, aber auch die liebenswerten Kleinigkeiten vor unsere Augen bringt. Wir sind schon unterwegs zu Inge Glas. Das ist eine Firma, die die Weltmeisterschaft in Glaskugeln hat, ohne daß ein Wettbewerb überhaupt stattfinden muß. Dort finden wir Themenwelten und überhaupt alles, von den Schneekindern über das Vogelhaus und den Zauberwald, was an Mythischem Weihnachten noch bereithält und was man eigentlich Winterwelt nennen müßte.
Hier bei Inge Glas in 11.1 D 10/20 gibt es auch RESPECT RELIGION: KUGELN FÜR DIE FÜNF WELTRELIGIONEN – für mehr Respekt, Toleranz, Frieden. Diese Sonderkollektion zeigt vielleicht stärker als alles andere, daß 'Christmas' ein Allerwelts- und Allerreligionenfest werden soll – oder schon ist? Denn als Weihnachtskugel alter Prägung gibt es jetzt fünf, die in verschiedenen Farben die jeweiligen Symbole der jeweiligen Religionen zeigen: in Gold ist es das Kreuz für das Christentum, in Blau der Davidstern für das Judentum, in Grün der Halbmond für den Islam, in Rot Om für den Hinduismus und in Orange Dharmachakra für den Buddhismus, das Rad des Gesetzes. Fortsetzung folgt.
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