Serie: Frankfurter Frühjahrsmesse AMBIENTE vom 15. bis 19. Februar 2013, Teil 4

 

Manfred Schröder und Siegrid Püschel

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Welt des Porzellans ist groß. Es gibt eine ganze Straße, die nach ihr benannt ist und durch die Gegend führt, die die allermeisten Porzellanproduktionen aufweist. Das ist in Thüringen, wo auch Kahla liegt zu Füßen der Burg Leuchtenburg, die eine der größten Burgen Mitteleuropas war und jetzt ein sensationelles Porzellanmuseum aufbaut, wo die ersten Ausstellungen schon stattfinden.

 

 

Und dieser Zusammenhang ist nicht nur örtlich, sondern auch inhaltlich. Denn KAHLA – so heißt die Firma und so heißt der Ort - hat maßgeblich das ansonsten unabhängige Museum unterstützt. Und da wir von der Burg und dem Projekt dieses auch größten Porzellanmuseums begeistert waren,sind wir flugs in Halle 4.0, C 41 geeilt, wo am Samstag, 16. Februar ein Pressegespräch stattfand, immerhin eineinhalb Stunden lang, wozu der wohlschmeckende Mittagssnack mit Koch Hendrik Schellhoss beitrug.

 

Inmitten der Halle, in der weitere große Porzellanhersteller ihre Stände ausgebreitet haben, sieht man auf einen Blick, wie phantasievoll Formen und Dekor der Porzellanproduktion geworden sind. Man sieht viel Weiß, auch Weiß mit zartem Muster, man sieht viele starke Farben, jeweils in einem Ton und man sieht knallbuntes Geschirr, letzteres allerdings sehr viel weniger. Betrachtet man all das Geschirr und denkt daran, wie viel davon zu Hause herumsteht – selbst gekauft, aber auch viel geerbt oder geschenkt bekommen - , dann staunt man, wer das alles kaufen soll.Wer also kauft?

 

Das ist die falsche Frage. Denn von alleine kauft erst einmal niemand. Die richtige Frage wäre: Wie müssen Porzellanformen und Porzellanfarben beschaffen sein, damit sie für die Käufer etwas Neues darstellen, was diese entweder noch nicht haben oder was durch Besonderheiten einzelnen so attraktiv erscheint, daß sie dieses eine Stück, dieses Service oder jene Vase unbedingt haben wollen, obwohl es nicht daran liegt, daß sie nicht genug Porzellan hätten. KAHLA hat dazu formuliert: „So persönlich war Porzellan noch nie“ und das ist eine gute Beschreibung der Situation.

 

Porzellan nimmt dann schon fast die Funktion von Schuhen oder Hüten an, die auf die Kleidung, Gelegenheit und auch Stimmung angepaßt, als Accessoires dienen. Man will den Tee am Morgen aus dieser Tasse, am Abend aber aus jener. Und es sind nicht nur die Tassen. Schauen wir uns an, was unter dem Begriff ATELIER an individuellen Angeboten, an Unikaten und Besonderem von KAHLA hier in Halle 4.0 vor unseren Augen steht. Geben wir es zu, wir sind restlos überfordert und fragen uns, wie man so viel neue Dinge im Kopf behalten kann, die hier herumstehen.

 

Darunter sind wirklich wunderschöne Exemplare, wo wir die Augen kaum abwenden können, aber wir wollten uns konzentrieren auf die interessantesten Ergebnisse aus den experimentellen Projekten. Diese Objekte stehen nicht nur auf den Tischen zum Anschauen und Anfassen, sondern teilweise sind auch ihre Entwerfer und Entwerferinnen anwesend. Sie erklären, wie es dazu kam, daß sie überhaupt diesen Gegenstand kreierten und dann, welche Form und Farbe sie ihm gaben. Letzteres können wir vergessen, denn hier ist alles erst einmal weiß.

 

Diese Porzellanfrüchte beispielsweise haben wir so noch nie gesehen. Es gibt Früchte aus Porzellan, aus Marmor, aus Halbedelsteinen – Mexiko ist dafür ein Großlieferant – aber diese unglasierten Objekte haben eine völlig andere ästhetische Wirkung. Sie sollen gar nicht wie eine Fruchtschale wirken, sondern stilisieren eine solche. Und dann erst der Kohlkopf. Nein, lieber Kollege, es ist kein Wirsing, der hätte an den Enden der Blätter leichte Einkräuselungen. Hier aber liegt alles glatt an und ehrlich gesagt, macht einen dieser porzellanene Kohlkopf wirklich an.

 

Dann ein kleines dreiteiliges rundes Ding, für das man Namen erst erfinden muß. Eigentlich müßte man Muskat-Zitronen-Reibe oder Presse dazu sagen. Damit das verständlich wird: Denken Sie sich ein rundes Töpfchen mit kleinem Ausgießer, ein darauf einsetzbares löcherverziertes Rund, in das man eine Zitronenscheibe legen kann und dann mit einem weiteren runden auf der Unterfläche geriffelten Deckel auf der einen Seite die Zitronenscheibe gut auspressen kann, auf der anderen Seite aber – natürlich ein andermal nach dem Abwaschen dazu – dies als Muskatreibe nutzen kann. Sie sehen diese drei Objekte auf der Mitte des Fotos.

 

Ein Prinzip zieht sich durch die neuen Objekte, die mehrteilig sind. Man kann sie immer auch mehrfach verwenden, oder ineinanderstellen oder aufeinander. Es ist also Vielseitigkeit genauso Prinzip wie das unverwechselbare Einzelstück. Absolut Einzelteile nämlich bringt dann die Sevierplatten-Freiform. Jedes Stück ist handgegossen und bildet durch die verlaufenden Formen beim Gießen unterschiedliche Formen, weshalb alle Unikate sind. Grundlage dieser Neuerungen ist das vor Jahren aufgelegte Programm von KAHLA, Künstlern und Designers aus aller Welt Raum zu geben, in eigenen experimentellen Projekten die Möglichkeit des Materials Porzellan zu erfahren.

 

Mit KAHLA Atelier untermauern wir einmal mehr den hohen Designanspruch unserer Marke und bauen unsere Rolle als Innovationsmotor der Branche ein weiteres Stück aus“, betonte der Geschäftsführende Gesellschafter Holger Raithel. „Zugleich beweisen wir damit unsere Wertschätzung für die Arbeit der Designhochschulen und der jungen Designer in aller Welt.“ Während die Designerin Barbara Schmidt sich freut: „Kreative aus aller Welt bekommen bei uns eine Experimentalplattform für ihre Arbeit. Wir freuen uns sehr, daß wir einige Entwürfe weiter zur Marktreife begleiten konnten und sie dadurch einem breiteren desinteressierten Publikum zugänglich werden.“

 

www.ambiente.messefrankfurt.com

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