Serie: Frankfurter Frühjahrsmesse AMBIENTE vom 15. bis 19. Februar 2013, Teil 6

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Gerade hatte sie auf der Berlinale ihren neuen Film vorgestellt, in dem sie eine Restaurantbesitzerin spielt, und schon schaut sie auf der Frankfurter Frühjahrsmesse AMBIENTE in die Töpfe und Tiegel vorwiegend französischer Hersteller, denn sie ist zum Partnerlandstag anläßlich des 50. Geburtstag des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages Gast beim „La France un art de vivre“: Catherine Deneuve.

 

 

Es heißt, sie sei auf eigenen Wunsch gekommen, auf dem Rückweg von Berlin und es heißt auch, daß sie sich die gut zehn Stände – von 4 688 - selbst ausgesucht habe, was man sofort glaubt, wenn man die Intensität verfolgt, mit der die berühmte Schauspielerin sich die Dinge über Stunden anschaute und mit den Herstellern lange Gespräche führte. Nein, die konnte man nicht hören, denn der von gut 50 Journalisten begleitete Rundgang brachte logistische Probleme, weshalb Absperrungen und eine Menge Sicherheitsbeamter Spreu vom Weizen trennte.

 

Es ging in Halle 3 los, wo erst einmal vor der AMBIENTE-Stellwand ein Blitzgewitter auf sie und Messechef Detlef Braun sowie Generalkonsul Jean-Claude Tribolet niederprasselte. Das zog Neugierige an, wo das, den Rundgang begleitende Fragen und Kommentieren des Messepublikums begann: „Ach, das ist da, diese...ja, die immer so schöne starre Frauen spielt, französisch!“ - „Wer ist denn das?“ - „Na, natürlich Catherine Deneuve!“ - „Und wer ist das?“ Diese Unkenntnis lösten die Umstehenden schnell auf und am allermeisten fiel an diesem Nachmittag der Filmtitel BELLE DE JOUR, in dem sie schon 1967 unter der Regie von Luis Bunuel als kühle schöne Blonde die Männerwelt reizte, was sie zwang, die Haarfarbe beizubehalten, denn von Natur aus ist sie brünett.

 

Die Schauspielerin zeigt sich beim Rundgang in der Selbstverständlichkeit, mit der sie ihr Leben führte. Sie läßt die Öffentlichkeit zuschauen, aber sie stellt sich nicht dar. Neben ihren Filmen, die ja inszeniert sind, hat ihr Privatleben selbst filmreife Züge, das sie aber öffentlich nie kommentiert hat. Sie hatte von zwei berühmten Männern Kindern, die nach den Vätern heißen: 1963 Christian von Regisseur Roger Vadim und 1972 Chiara von ihrer langjährigen Liebesbeziehung und Frauenschwarm aller Länder, Marcello Mastroianni, mit dem sie in Paris zusammenlebte, der aber in Italien verheiratet blieb, was eben auch die Frau schützen soll, mit der man lange lebte und der man vielleicht viel verdankt. Wer müßte da heute nicht sofort an unseren Bundespräsidenten Gauck denken. Eine Lebensgeschichte der Deneuve also, die zu den bittersüßen gehört, die im Kino meist ein Happy End finden, im Leben allerdings unter schwierigen Bedingungen gelebt werden müssen. Sie selbst war von 1965 bis 1972 mit dem englischen Modefotografen David Bailey verheiratet.

 

In Berlin hatte sie gerade als letzten Beitrag im Wettbewerbsprogramm der Berlinale ihren neuen Film ELLE S'EN VA vorgestellt und sich als resolute Besitzerin eines französischen Restaurants vorgestellt, die im Nu ein Gericht mit mehreren Gängen kocht und serviert, wenn es darauf ankommt, und im Film raucht sie wie ein Schlot. Außerdem brauchte sie im Film, wie sie bei der dortigen Pressekonferenz begründete, in ihrer Funktion als Gastwirtin unbedingt einen Mercedes, denn der ist robust und man kann mit ihm alles Gemüse, Fleisch und sonstige Lebensmittel einkaufen, die das Restaurant braucht. Erst als dieser unterwegs steckenbleibt, entwickelt sich im Film die Geschichte...

 

Aber wir stehen hier immer noch vor der Ambientewand, die das obere Foto mit Messechef Detlef Braun zeigt. Catherine Deneuve wirkt neben dem fast 2-Meter-Mann auf einmal klein, obwohl sie die blonden Haare schön nach oben toupiert und am Oberkopf zusammengefaßt trägt und zu dem schwarzen Strickkleid und schwarzen Netzstrümpfen einen schwarzen Pelzmantel trägt und eine lange Goldkette mit Anhänger sowie sehr auffälligen runden Ohrgehängen. Sie wird siebzig Jahre, was heute, seien wir ehrlich, für einige kein Alter mehr ist, und sie verkörpert die Grande Dame, die man erwartet.

 

Kommen wir zu den Töpfen in Halle 3.1 E 81 LE CREUSET: Welch Erstaunen, die Journalistenkollegen kennen diese Marke nicht, die schon vor vielen Jahrzehnten, damals allein in der orangeroten Farbe, ein Ausweis von höherer Lebensart und fast professionellem Kochen war. Aber teuer, ja das schon. Während Madame im abgegrenzten Bereich ein angeregtes Gespräch mit den Ausstellern führt und ihr verschiedene Objekte in die Hand gedrückt werden, schauen wir uns um und entdecken, daß es die Kochserie aus emailliertem Eisen inzwischen auch in einem starken Blau gibt,sogar Grün – igitt - aber auch einem hellen Grau. Nachher erfahren wir, daß Catherine Deneuve einen der hellen Bräter nach Hause geschickt erhält, was wir ihr gönnen, denn schließlich macht sie durch ihre Anwesenheit auch Werbung für diese – halt wirklich sehr gute – Firma.

 

Dem stehengebliebenem Volk erklären wir Journalisten, wer diese Berühmtheit ist, denn zwischenzeitlich sieht man bei den Massen nicht mehr die Person, um die es hier geht. Dann aber, wenn doch ein Blick gelingt, muß man sich anhören, daß dort Claudia Cardinale stehe oder eine amerikanische Politikerin, der Deutungsversuche sind viele. Es dauert, aber gleichzeitig gefällt, daß die Französin die Sache ernst nimmt und nicht einen Rundgang für die Presse, sondern für sich selbst macht und sich eingehend informiert.

 

Nur, daß sie in der aufgeheizten Halle immer noch den Pelzmantel trägt, ist unverständlich, denn auch am nächsten Stand bei C 80 warten eine Menge von Leuten. Es ist Cristel, wo sie sich von einem Mann in einer Tracht Messer zeigen läßt und fachkundig die Schneiden durch die Finger gleiten läßt. Das sind sicher auch Messer für die Küche mit extrem guten Schneiden und unterschiedlich verzierten Griffen. Sie wechselt die Messer ständig, behält eines in der Hand, vergleicht diese mit anderen und hält es dann hoch. Genau dieses will sie. Doch dann zieht sie aus der umfänglichen Handtasche eine Geldbörse, öffnet diese und legt einen Euro auf den Tisch. Zuvor konnte man die Unterhaltung verfolgen – ja, da standen wir mal günstig – der nach man niemals ein Messer geschenkt erhalten oder umsonst erwerben darf, weil dann nämlich die Freundschaft den Bach runtergehe und was noch alles passieren kann. Deshalb der Obolus von einem Euro.

 

  

www.ambiente.messefrankfurt.com

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