Wirtschafspressekonferenz des IKW 2011 in Frankfurt am Main, Teil 1
von Gerhard Wiedemann und Siegrid Püschel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Alles neu macht nicht nur der Mai, sondern beim Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) auch der Jahresabschluß 2011. Geblieben sind der Vorsitzende Rüdiger Mittendorf, hauptamtlich Vorsitzender der Geschäftsleitung Sebapharma und Rolf Sigmund, Stellvertretender Vorsitzender des IKW und ansonsten Sprecher der Geschäftsführung L’Oréal Deutschland. Nicht neu dagegen war, daß sechs Herren auf dem Podium angekündigt waren, die nun den IKW vertreten und keine Frau, obwohl die die Masse der Käufer ausmachen.
In dieser jährlichen Wirtschaftspressekonferenz machte es bisher die Anzahl verschiedener Kosmetik sowie nach Wasch-, Pflege- und Reinigungsmitteln differenzierte Produktgruppen nicht immer einfach, den Wald vor lauter Bäumen noch im Auge zu behalten. Statt dieser Unterteilungen nach Verfahrensweisen beim Säubern, hat der Verband sich nun zum Pflegen als Oberbegriff entschieden und nennt seine beiden Produktgruppen, die eigenständig unter dem Dach des IKW auftreten, zum einen Schönheits- zum anderen Haushaltpflege, will sagen, es geht einmal um den einzelnen Menschen, zum zweiten um die Dinge um ihn herum. Beide Märkte sind uneingeschränkt wirtschaftlich erfolgreich: die Schönheitspflegemittel kommen auf knapp 13 Milliarden Euro zu Endverbraucherpreisen, eine Steigerung um 0.8 Prozent, die Haushaltpflegemittel auf über 4 Milliarden, was ein halbes Prozent Steigerung bedeutet.
Die jährlichen Zahlen des IKW basierten bisher auf Schätzungen, die die einzelnen Mitgliedsfirmen ihrem Verband weitergaben. Da dies über die Jahre in derselben Form ablief, hatten die (geschätzten) Zahlen durchaus einen deutlichen Erkenntnisgewinn. Dieses Jahr nun wurde auf ‚realen‘, d.h. durch ein Marktforschungsinstitut erhobenen Zahlen operiert, was sich als gut und als schlecht gleichzeitig herausstellte. Diese Ambivalenz hat einfach damit zu tun, daß Rainer Anskinewitsch, Geschäftsführer SymphonieIRI Group einerseits die Zahlen mit einer schlüssigen Interpretation brachte, aus der sich für den Verband und die Einzelfirmen durchaus strategische Überlegungen ergeben.
Andererseits lassen diese allein auf die Bundesrepublik Deutschland beschränkten Zahlen dann solche interessanten Fragen wie die nach der Sauberkeitsrate in anderen Ländern im Vergleich zu den Deutschen ins Leere laufen. Sicher wird der Verband dafür Sorgen, daß diese wie andere Fragen das nächste Mal wieder eingearbeitet werden, denn der IKW hat guten Grund optimistisch in die Zukunft zu schauen Kulturpolitisch sind solche Fragen hochinteressant, nämlich welchen gesellschaftlichen Stellenwert sowohl die Körperpflege wie auch die Sauberkeit zu Hause und im Büro in den unterschiedlichen Ländern einnehmen. Spitzenreiter sind diesmal wieder mit einem Jahresprokopfverbrauch von 200 Euro die Schweizer und Norweger, gleichzeitig Bulgarien mit 34 Euro Nachzügler, wie überhaupt im Süden diese beiden Märkte weniger erwirtschaften.
Und Deutschland? Wir haben wiederum einen Mittelplatz mit 120 Euro. Und hier zeigt sich, daß die doch eindeutigen Zahlen durchaus zweideutig sind. Denn die europäische Sauberkeit wird nach dem Umsatz bewertet, je mehr Geld ausgegeben wird, desto sauberer seien die Leute. Tatsächlich aber kann man ‚Sauberkeit‘ von Menschen und Dingen nur nach dem Verbrauch messen – das auch dieses nicht mehr stimmt, ist beispielsweise bei Waschmitteln, die intensiver sind, deshalb weniger verbrauchen evident, erschwert also auch das Messen mittels ‚Verbrauch‘. Das Verbrauchmessen aber ist angesichts der Tübchen und Döschen und in jedem Land unterschiedlichen Verkaufsformen statistisch sowieso nicht angesagt, bzw. wäre ein irrer Aufwand, der sich nicht lohnt. Worin die Differenz liegt? Sehr einfach. Kaufen Sie einmal in der Schweiz oder in England oder in Italien und dann in Deutschland dasselbe Produkt. Überwiegend ist es in Deutschland am preisgünstigsten. Das liegt an Zweierlei: Einmal hat Deutschland mit über 80 Millionen Einwohnern den größten Markt. Mehr Markteilnehmer lassen einfach billigere Produktionspreise zu. Die Deutschen sind auch gewohnt, daß die Preise im Kosmetikbereich und bei den Reinigungsmitteln überschaubar bleiben. Fortsetzung folgt.
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