Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Frankfurt am Main
von Hans Weißhaar und Siegrid Püschel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Schade, im Nachhinein. Aber an ein richtiges Interview hatte keiner gedacht, weil es bei der Jahresabschluß-Pressekonferenz der Messe Frankfurt am 9. Dezember 2011 ja um hochoffizielle Zahlen und um inhaltliche Verlautbarungen geht, die der Chef der Messe, Wolfgang Marzin vorträgt und mit seinen Mitstreitern auf dem Podium diskutiert und begründet und auf alle Fragen der Journalisten eine Antwort weiß.
Wir hatten uns zwischendurch Gedanken gemacht, wieweit eigentlich in Frankfurt der menschliche Faktor auch eine Rolle spielt, sprich, daß im Frühjahr 2010 der langjährige Chef der hiesigen Messe Michael von Zitzewitz in Pension ging und abgelöst wurde von Wolfgang Marzin. Das war in soweit ein gleitender Übergang, als Marzin im Februar 2010 als Mitglied der Geschäftsführung kam, aber erst seit 1. April 2010 leitender Geschäftsführer wurde, was im übrigen eine Reihe von Nebenposten zur Folge hat, denn ein Frankfurter Messechef ist auf jeden Fall Mitglied im Vorstand des AUMA, das ist der Ausstellungs- und Messeausschuß der Deutschen Wirtschaft e.V. , sowie vieler weiterer, auch internationaler Gremien.
Bekannt war Wolfgang Marzin den Frankfurter allerdings schon zuvor, zumindest den Zeitungslesern. Denn er war von 2004 bis 2009 in der gleichen Funktion Chef der Leipziger Messe. Wer nun weiß, wieviel diese beiden Messestädte historisch verbindet, einst auch –und das war seit dem Mittelalter - durch die Reichsstraße Nummer 1, der findet das eigentlich ganz normal, daß auf Leipzig Frankfurt folgt. Die Leipziger aber waren um ihren erfolgreichen Messeleiter ärmer, der den Messeplatz Leipzig mit dieser tollen Computerspielemesse weit über deutsche Grenzen bekanntgemacht hatte. Aber: so hart ist das Messegeschäft, wo Messen gekauft und verkauft werden, heute findet diese Messe weder in Leipzig noch in Frankfurt statt, die sich stark darum beworben hatten, sondern in Köln.
Wolfgang Marzin aber wirkt und lebt nun in Frankfurt – auf seine im Goethschen Sinne Lehr- und Wanderjahre durch deutsche Messen wie Düsseldorf und München gehen wir jetzt nicht ein – und man kann ihn nun im zweiten Jahr bei der Abschlußpressekonferenz als einen erleben, den man einen glücklichen Menschen nennen kann.
Herr Marzin, was war Ihr stärkstes Messeerlebnis 2011?
Schwer zu sagen, wir haben Hochsaison gehabt, wir haben eigentlich dauernd gute Laune gehabt. Wenn Sie ein paar Höhepunkte hören wollen…
Gerne…
Der schönste Moment ist, wenn die Tore aufgehen, die Besucher reinströmen und die Aussteller glückliche Augen machen, wenn sie gute Geschäfte abschließen.
Wenn Sie so positiv sprechen, frage ich jetzt auch nach dem schrecklichsten Erlebnis.
Schreckliches gab es eigentlich bei uns gar nichts. Es gab mal eine Sekunde Stromausfall. Das hat für Angst und Schrecken gesorgt. Aber Gott sei Dank war das vor 8 Uhr, als das ganze Messegelände vom Netz gegangen ist. Das war sehr sehr schnell wieder behoben, weil wir eine tolle trouble-shooting-Mannschaft haben. Sonst ist nichts passiert, was uns erschreckt hätte.
Und ganz privat. Wie lebt es sich in Frankfurt?
Ach, wunderbar. Erstens ist die Messe Frankfurt schon einmal ein Garant, daß man sich hier wohlfühlt. Aber die Stadt ist noch besser als ihr Ruf und ich fühle mich immer wohler, Joggen am Main gehört jetzt schon zum Repertoire, Shopping zum ersten Mal auf der Zeil und logischerweise haben wir auch den Weihnachtsmarkt schon begutachtet. Ansonsten habe ich Freunde hier, man geht ab und zu mal zum Fußball und wenn wir keine Messen haben, dann kann man sich hier in der Region wunderbar auf den Weg machen. Ich bin gerne hier.