Serie: MUSIKMESSE und PROLIGHT+SOUND vom 12. bis 15. März Messe Frankfurt, Teil 9
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die drei ganz unterschiedlichen Preise und auch Preisverleihungen fassen wir zusammen, obwohl damit nur ein Teil der Preise auf der Musikmesse gewürdigt werden und Preise der Prolight+sound wie opus+sinus und viele andere diesmal nicht zum Zuge kommen.
Der Klavierspieler Heiner Lauterbach kommt am Anfang und mit dem Saxophonisten, Komponisten und Bandleader Ernie Watts ist noch längst nicht Schluß. Alle zwei Jahre, das hatte Weltexpresso am 11. März schon angekündigt, findet im Forum der Messe, wo im ersten Stock durch die herrlichsten Klaviere und Flügel ein regelrechtes Paradies für Pianospieler und Klaviermusikhörer herrscht, die Preisverleihung zum KLAVIERSPIELER DES JAHRES statt. Den Preis vergibt der Bundesverband Klavier, dessen Vorstand aus den bekannten deutschen Herstellern besteht. In diesem Jahr war Blüthner dran, einer der ältesten Klavierproduzenten Deutschlands aus Leipzig, die Stadt, die zu den großen europäischen Musikstädten gehörte.
Mit der Auswahl auf den Schauspieler Heiner Lauterbach war das Konzept erst einmal aufgegangen. Das Medienaufkommen am Eröffnungstag, 12. März, war sicher zehnmal so groß wie sonst. Und Lauterbach, der in seiner Dankesrede – gut! Daß er die zu geringe musikalische Nachwuchsförderung für Kinder ansprach! - dann selbst davon sprach, daß er erst drei Jahre Klavier spiele, da er zusammen mit seiner Tochter angefangen habe, zeigt dann auf einem Blüthnerflügel, daß seine über 40jährige musikalische Tätigkeit mit Gitarre und Schlagzeug, auch in Bands, durchaus seine Klavierkünste beflügelten. In der Zwischenzeit hörten wir von so vielen auf dem Klavier spielenden Schauspielern, daß dort noch viel zu holen ist: beispielsweise Ulrich Tukur und auch der Münchner Tatortkommissar Miroslav Nemec.
Der Deutsche Musikinstrumentenpreis 2014 wurde erneut in der Rotunde der Festhalle verliehen. Ausgeschrieben wird der Preis vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, für das Manfred Schubert die Preise überreichte und eine kleine musikhistorische Rede hielt. Zuvor hatte Hausherr Detlef Braun, Geschäftsführer der Frankfurter Messe, die Begrüßung mit stolzen Zahlen der diesmaligen Musikmesse garnieren können. Er verwies auf das zentrale Thema der Messe: Nachwuchsförderung, dem die Musikmesse schon mit einer wirklich hohen Zahl von Veranstaltungen nachkommt. Daß jährlich bis zu 10 000 Kinder in Halle 5 Instrumente kennenlernen können und begeistert mit allem Möglichen Musik machen, gehört dazu. Daß insgesamt rund 30 000 Instrumente auf dem Messegelände sich ein Stelldichein geben, ist auch gewaltig, wie auch der kurze Überblick über die Instrumente, die von Deutschen erfunden wurden.
Brauns mehrdeutige Ankündigung, daß es „Ordentlich was auf die Ohren gäbe“, kamen Ilja Rejngoud mit der Tenorposaune und Ed Verhoeff an der Gitarre umgehend nach. Das Rund der Rotunde läßt die Töne geradezu die Wände herauf- und herunterperlen und die Intimität des Raumes läßt zudem eine Atmosphäre entstehen, wie es dereinst wohl bei Hof war: als ob nur für einen selber musiziert werde. Auf jeden Fall lauschten die Anwesenden mit neuer Aufmerksamkeit Manfred Schubert vom Wirtschaftsministerium, der ebenfalls historisch ausholte – interessant! - und die diesmal ausgewählten Instrumente in ihrer historischen Herleitung umriß und auf die handwerklichen Details verwies.
Jedes Jahr werden die zwei Instrumente, diesmal E-Gitarre und Tenorposaune, bestimmt, aus deren Neuproduktion dann die Auswahl auf die speziellen Preisträger erfolgt. Das sind dieses Jahr die E-Gitarre Embrace Classic Nr. 13 142, für die die Firma Frank Hartung Guitars aus Langewiesen in Thüringen den Preis entgegennehmen konnte und die Tenorposaune Modell Bart van Lier 512 – Profiklasse der Firma Kühnl & Hoyer Musikinstrumentenfabrik aus Markt Erlbach in Bayern. Auch hier wurde es spannend, als die Hersteller zu ihren Produkten sprachen und man mitbekam, daß beispielsweise Frank Hartung im Einmannbetrieb die gesamte Gitarren selbst fertigt und pro Jahr so 30 bis 40 herstellt.
Wäre hier Schluß und man hätte das abschließende Spiel von Ali Neander – feste Größe bei den Rodgau Monotones, Kult aus Hessen – an der Siegergitarre und Raoul Walton am E-Bass ausgelassen, hätte etwas Wesentliches gefehlt. Das Spiel der beiden, die sich gegenseitig anheizten, zauberte ein glückliches Lächeln auf die Gesichter der Hörer. Doch, die Veranstalter haben das wieder gut hinbekommen, Preis, Preisvergabe, Preisträger und das Publikum zu einer mehr als zufriedenen Musikgemeinde zu verschmelzen.
Der doch viel wichtigere Frankfurter Musikpreis konnte das von sich nicht behaupten. Es gab höflich Beifall und mehr, als der ausgezeichnete Ernie Watts mit seinem Quartett vier Klassiker bot: „Acceptance“ von Watts selber, „No Lonely Nights“ von Keith Jarrett, „The Road We're On“ von Heinrich Koebberling und „Bebop“ von Dizzy Gillespie. Wahrscheinlich hatte der Frankfurter Kulturdezernent, der das Willkommen aussprach, nicht mitbekommen, wie sich viele der Gäste fühlten, als die gesamte Veranstaltung auf Englisch ablief. Das mag man mit Höflichkeit dem amerikanischen Gast gegenüber begründen, was aber sicher durch eine Übersetzung sinnvoller und respektvoller erledigt worden wäre, als den überwiegenden deutschen Gästen das Englisch vorzusetzen. Denn auch John B. Emerson, Botschafter der USA, und Antoine Beaussant, der Laudator, sprachen natürlich Englisch. Wir nehmen diese Veranstaltung und den Ablauf zum Anlaß, gesondert das Gestern, Heute und potentielle Morgen zu reflektieren.