Serie: MUSIKMESSE und PROLIGHT+SOUND vom 12. bis 15. März Messe Frankfurt, Teil 10
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der wichtigste Preis der Musikmesse ist der Frankfurter Musikpreis, der seit 1982 verliehen wird und der früher, als mit ihm am Vorabend der Messe auch diese begann, eine große öffentliche Wirkung hatte. Das hat sich geändert.
Die Auszeichnung wird im jährlichen Wechsel an eine Musikpersönlichkeit aus den Bereichen populäre Musik und klassische Musik vergeben und wurde an besonders populären Orten in Frankfurt mit dem Frankfurter Oberbürgermeister als Ausrichter durchgeführt. Es ist ausdrücklich ein internationaler Musikpreis, mit dem „Musikerpersönlichkeiten für besondere Leistungen in der Interpretation und Komposition, in Musikwissenschaft und Lehre“ hervorgehoben werden sollen.
Seit am Vorabend der Messe nun die populäre Musik mit dem LEA – Live Entertainment Award, den die Messe Frankfurt den Hamburgern abkauften, den Auftakt in der Festhalle gibt und in diesem Jahr auch eine richtig gute Veranstaltung hinbekam, kommt der Frankfurter Musikpreis nicht mehr richtig in die Gänge. Beim ersten Mal, am 5. April 2011 hatte man die sogenannte LEA- Glamour Gala noch mit der aktuellen Preisträgerin des Frankfurter Musikpreises Anne-Sophie Otter geschmückt, die zudem in einer Interpretation eines Beatlessong die Zuhörer begeisterte. Und wie zuvor für alle Preisfeiern selbstverständlich, nahm die Ehrung der Frankfurter Oberbürgermeister vor, damals Petra Roth. Auch der nächste Preisträger John McLaughlin paßte ins Konzept.
Die Preisträgerin des Frankfurter Musikpreises 2013 dagegen, die Hornistin Marie-Luise Neunecker, wurde am Abschlußtag der Messe, am Samstag im Kaisersaal des Frankfurter Römer geehrt. Dies geschah in einer gemeinsamen – aber hintereinander ablaufenden Preissymbiose mit dem Deutschen Musikinstrumentenpreis 2013, was nicht glücklich schien, zumal weder der Oberbürgermeister noch ein Messechef anwesend waren.
Daraus – so folgern wir – lernte man, hat nun den Musikinstrumentenpreis wieder auf die Messe zurückgeholt, wo am Freitag, 14. März ab 17 Uhr in der Rotunde des Festhalle erneut die besondere Stimmung herrschte, die diese sich zwischen perfektem Handwerk und Musik mit den ausgezeichneten Instrumenten bewegende Veranstaltung sofort wieder zu etwas Bewegendem machte. Der Frankfurter Musikpreis dagegen wurde erstmals ebenfalls am Freitag im Anschluß ab 18.30 Uhr in der Halle abgehalten, die temporär für die Musikmesse auf dem Agora genannten freien Platz zwischen dem Forum und den Hallen 3, 4 und 5 errichtet wurde. Höflicher Applaus für die musikalischen Dankesdarbietungen des ausgezeichneten Ernie Watts mit seinem Quartett.
Das kann nicht alles gewesen sein. Der Frankfurter Musikpreis ist noch auf dem Weg nach seiner Form, die die Bedeutung, die er intellektuell, moralisch, musikpolitisch und sogar politisch hatte, wieder gewinnt. Im übrigen sind hier nur drei Preise benannt und gewürdigt. Es gibt längst im Rahmen der MUSIKMESSE auch den INTERNATIONALEN PIANISTENPREIS, der diesmal am 17. März in der Alten Oper stattfindet, der hochkarätige Darbietungen bietet und über dessen Integration ins Frankfurter Preisgeschehen man ebenfalls diskutieren müßte, wobei wiederum all die anderen Preise weiterhin unberücksichtigt bleiben müssen.
P.S. Übrigens interessant, daß selbst WIKIPEDIA beweist, daß es mit der Preisvergabe nicht mehr weit her ist, denn dort werden unter FRANKFURTER MUSIKPREIS zwar die laufenden Gewinner aufgeführt, aber fälschlich heißt es imm noch: „Die Verleihung findet jeweils am Vorabend der Musikmesse und Prolight + Sound in Frankfurt am Main statt.“ Das war immerhin das letzte Mal im Jahr 2010!
Wir hatten schon im letzten Jahr zur Preisgestaltung Wesentliches ausgeführt, was unten nachzulesen ist und woraus wir hier nur zweieinhalb Absätze zitieren: …
„Die 31 Preisträger tragen illustre Namen. 1982 ging es mit dem aus Rußland gekommenen Geiger und Impresario Gidon Kremer – sehr früh! - los. 1984 folgte Pianist Alfred Brendel, die Kammersängerin im Jahr darauf war die erste Frau als Preisträgerin, der bis heute nur 1995 die Bratscherin Tabea Zimmermann, 2011 dann Anne Sofie von Otter und nun 2013 Marie-Luise Neunecker. Aha sieht man, die vier Frauen – wirklich nur vier Musikerinnen! - kommen alle aus dem Bereich der klassischen Musik. Schaut man genau hin, sieht man, daß sich die Unterhaltungsmusiker auch erst das Terrain erobern mußten, die Klassik herrschte lange vor, bis mit dem Pianisten Chick Corea 1990 auch Jazz und in der Folge Pop und Rock prämiert wurden: Wolfgang Niedecken, Klaus Doldinger, Udo Lindenberg, Keith Ermerson stehen dafür, während Dietrich Fischer-Dieskau die klassischen Sänger, György Ligeti, Peter Eötvös und Hans Zender zum Beispiel die zeitgenössische Musik repräsentieren.
Und von allen Preisverleihungen ist diejenige, die der Dirigent und Komponist Michael Gielen erhielt in schärfster Erinnerung. Diese fand im Sendesaal des Hessischen Rundfunks statt und Michael Gielen, der von 1977 bis 1987 Direktor der Frankfurter Oper war und diese zur Blüte mit dem erstmaligen 'Regietheater' von Neuenfels oder Ruth Berghaus gebracht hatte, redete in seiner Dankesrede Tacheles mit den Frankfurter politischen Größen, die wie die Oberbürgermeisterin Petra Roth zwar gerne zur Preisverleihung gekommen waren, aber diejenigen waren, die gerade massiv den Kulturhaushalt streichen wollten. Diese Rede war keine akademische, sondern so pragmatisch vorwärtsdrängend, daß tatsächlich am Kulturetat noch etwas verändert wurde und allein der Hinweis, ob man wieder Gielen holen müsse, wie eine Drohung die jeweiligen Streichungen minimierte.
Mit einem Wort, man sieht, daß die neue Preisträgerin Marie-Luise Neunecker viele gute Fußspuren vor sich findet. Wir aber haben diesen geschichtlichen Exkurs um den Preis eigentlich deshalb unternommen, weil wir uns entschieden aus inhaltlichen und atmosphärischen Gründen für eine gesonderte Verleihung des Frankfurter Musikpreises im Frankfurter Römer aussprechen. „
Vgl. http://weltexpresso.tj87.de/index.php/musik/1628-frankfurt-musikpreis-2013-im-frankfurter-roemer
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