Serie: MUSIKMESSE und PROLIGHT+SOUND vom 12. bis 15. März Messe Frankfurt, Teil 7
Felicitas Schubert und Hans Weißhaar
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – „Lust auf Blockflöte“ fragt die Firma Mollenhauer in Halle 3.1 und verspricht: „Blockflöten und mehr“ in ihrem umfangreichen Katalog. Warum wir darauf kamen, hat mit einer halben Fehlmeldung zu tun und damit, daß beim KLAVIERSPIELER DES JAHRES uns die Infoblätter der Oscar Walcker Schule in die Hände fielen.
Der Zusammenhang? Nur ein räumlicher. Denn für die diesjährige Preisverleihung an den Klavierspieler Heiner Lauterbach, hatte man den Blüthnerflügel ins Foyer des ersten Stockes des Forums gebracht, da in der anschließenden Klavierlounge, wo sich immer zig Pianisten gegenseitig übertreffen und ein wunderbarer Gesamtklang dafür sorgt, daß man keinen Einzellaut mehr hört, zwischen diesen Klavieren und Flügeln war weder Raum noch Lufthoheit. Außerdem ging bei der Preisverleihung das Kalkül auf, daß diesmal viele Presseleute kommen. Und da draußen im Foyer, dicht am Eingang in die Halle, steht auch ein Ständer, in dem viele Informationen für diese Fachschule für Musikinstrumentenbau in Ludwigsburg stecken, die die Bundesfachschule für Orgel- und Harmoniumbau und Fachschule für Holz- und Metallblasinstrumentenbau ist.
Damit war unser Thema für den diesjährigen Messerrundgang gegeben. Wie kommen eigentlich die Hersteller an ihre Mitarbeiter heran, an ihre Handwerker mit dem hohen Anspruch, ein Musikinstrument bauen zu können, wer kommt denn als Jugendlicher auf die Idee, ein Klavier zu bauen oder eine Flöte zu basteln? Wir fingen an, herumzufragen. Schnell kamen wir darauf, daß angesichts der dualen Ausbildung in Deutschland, sich die meisten Betriebe durch Lehrlinge ihres Nachwuchses versichern, die dann zweimal im Jahr für je sechs Wochen die Bundesfachschule in Ludwigsburg besucht. Das gilt auch für den hessischen Betrieb MOLLENHAUER aus Fulda, wo wir dann aber, als wir auf den Geschäftsführer Stefan Kömpel trafen, erst einmal unsere Aha-Erlebnisse hatten, was aus der guten alten Blockflöte, die in der Kindheit nervte, geworden ist.
Zuerst tauschten wir unsere Vorurteile aus. Denn Blockflöte war für die eine von uns, die am Klavier und mit Hausmusik großgeworden war, das kleinbürgerliche Instrument, für Hausmeistertöchter sozusagen, die mit den gestochenen Ohrläppchen und dem Drang nach Höherem. Aber der andere von uns hat in der Schule genau die Blockflötenkarriere durchgemacht, weshalb die Blockflöte in der musikalischen Erziehung schon im Grundschulalter auch heute taugt: vom Kleinen zum Großen. Und obwohl es stimmt, sagt Geschäftsführer Kömpel, daß die grundständige Blockflöte im Verkauf stagniert, ja zurückgeht – kann ja auch im Sättigungsgrund liegen, daß längst jede Familie mindestens eine Flöte hat -, ziehen alle anderen Flöten an, weshalb Stefan Kömpel lieber von Wandel spricht.
Andere Flöten? Natürlich, es gibt doch auch die Querflöte. Aber um die geht es gar nicht. Es geht hier bei MOLLENHAUER weiterhin um Blockflöten Da muß man sich hier am Stand nur umsehen, der voll von bunten, kubistisch geformten,schrägen, kleinen, großen und abergroßen Flöten steckt, die mit der Schulblockflöte nur noch gemein haben, daß sie im Mundstück den hölzernen Block – aus Zedernholz sollte er sein, weil dies die Feuchtigkeit des Atems aufnimmt, ohne aufzuquellen!- haben, nach dem das Instrument so heißt, der eine enge Spalte für den Atem, die Luft hat. Durch das Blasen in diesen Spalt gerät der Luftstrom in Schwingung, wodurch der Ton erzeugt wird, was mit dem Fingerspiel auf den Löchern der Längsflöte dann die unterschiedlichen Töne ergibt. Aber diese akustisch-technische Seite wollten wir gar nicht vertiefen, sondern lauschten lieber ihrer Herkunft.
Das war sehr interessant, was wir da im Nu über die Geschichte der Flöte erfuhren – danke, Herr Kömpel - , die ja zu den ältesten Instrumenten gehört. In der Antike kennen wir uns selber aus, da hatte Göttin Athene die Doppelflöte, die Aulos, erfunden, sie aber weggeworfen, als sie verhöhnt wurde, wie töricht und häßlich sie mit den aufgeblasenen Backen aussieht, was einer so edlen Göttin der Weisheit nicht guttut. Ach, sie brauchte nicht einmal das schlecht' Geschwätz der anderen. Sie hatte sich selbst im Wasser beim Spielen gesehen, aufgeblasen mit einem Wort. Und das war's dann. Da lag das edle Stück im Dreck.
Satyr Marsyas, eigentlich auch halbgöttlicher Herkunft, fand die Flöte auf dem Weg, spielte auf ihr und übte so lange, bis er zur Meisterschaft gelangte, ja er fand sich so toll, daß er Apoll, den Gott der Künste, zum Wettkampf, wer der Beste sei, herausforderte. Apoll war nämlich mit dem Zupfen seiner Kithara – wozu wir schlicht Leier sagen – längst der Star geworden. Im ersten Durchgang wurde tatsächlich Marsyas, der Flötenspieler, von den Musen zum Sieger gekürt, doch dann fiel Apoll etwas ein und er sang zu seinen Klängen und seine Stimme adelte ihn dann zum Sieger. Das hat etwas Schönes, daß die menschliche, hier göttliche Stimme solch Gewicht erhält. Aber der Sieger rächte sich grausam, dem Götterherausforderer Marsyas wurde die Haut bei lebendigem Leib abgezogen, was übrigens in einem Spätwerk von Tizian voll Erbarmen dargestellt ist. Fortsetzung folgt.