Serie: MUSIKMESSE und PROLIGHT+SOUND vom 12. bis 15. März Messe Frankfurt, Teil 8

 

Felicitas Schubert und Hans Weißhaar

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Doch die Flöte hat von damals her – das hat stärker mit Pan und der Panflöte zu tun, deren Geschichte wir jetzt nicht auch noch erzählen wollen – eine erotische Konnotation. Auf den griechischen Vasen finden wir immer wieder diese männlichen Flötenspieler, die die Frauen zum lustvollen Tanzen bringen.

 

 

Und bis ins Mittelalter war die Flöte – mittelhochdeutsch Floite, Vloite, Flaute – bei den Spielleuten als aufreizendes Instrument angesehen. Denken wir doch nur an die Sage vom Rattenfänger von Hameln, der mit seinen Flötentönen – die Pfeife tut es auch, funktioniert auch ähnlich – erst einmal nur die Kinder verführt, ihm zu folgen. Aber die Erwachsenenwelt geheimniste noch sehr viel mehr in diese Flöte. Na, da sind wir in Gedanken aber weit abgekommen vom Stand der Firma Mollenhauer, wo uns der Geschäftsführer eine ganz andere Geschichte erzählt.

 

Denn Stefan Kömpel erzählt vom Siegeszug der Blockflöte in der Renaissancemusik und dem Barock, dem jäh der Absturz folgte. Insbesondere das 19. Jahrhundert mochte sie nicht, die Flötenmusik und es gibt auch nicht so viele Kompositionen. Und während wir zuhören, hören wir auch ganz neue Töne, die auf der anderen Seite des Standes Nik Tarasov mit diesen kubistisch gestylten neuen Flöten, Moderne Blockflöten, genannt, erzeugt. Der neue Renner heißt E-FLÖTE und kann, angeschlossen an Boxen, eine ganze Band ersetzen, vor allem, wenn man zusätzlich mit dem Tablet-Computer sich den gewünschten Sound wählt. Welche modernen Komponisten für die Blockflöte komponiert haben? „Strawinsky, Berio, Riehm, Isang Yun...“

 

Das hat was, die Geschichte der Blockflöte ihrer Gegenwart und Zukunft gegenüberzustellen. Aber eigentlich geht eins ins andere. Und so wie die Tatsache, daß die Flöte in der Renaissance ihre persönliche Wiedergeburt erlebte, auch damit zu tun hat, daß die von uns Renaissance genannte Zeit des 16. Jahrhunderts die gesamte Antike wiederaufleben ließ und somit die Flöte als antikes Instrument sozusagen mit im Paket der Antike wiedergeboren wurde, genauso wird heute wiederum an die Kompositionen der Renaissance- und Barockmusik angeknüpft.

 

Stimmt, denken wir mit, das war in den 80er Jahren, als sogar hier die Internationalen Frankfurter Tage für Alte Musik gegründet wurden, bei denen der damals jüngste bundesdeutsche Musikprofessor, ein Flötenprofessor, beteiligt war und wo es darum ging, für Deutschland etwas nachzuholen, was in den Niederlanden und Skandinavien längst im Gang war, mit den originalen Instrumenten der damaligen Zeit auch deren Kompositionen zu spielen. Es entstand ein Festival nach dem anderen und es wurde eine Gruppe nach der anderen gegründet. Die Flöte war immer dabei. Aber längst war sie zum Instrument für Frauen geworden. Das ist auch eine interessante geschichtliche Volte, die man mal verfolgen sollte.

 

Daß für Mollenhauer die Musikmesse Frankfurt ( 40 Prozent Export) wichtig ist, ist geschenkt, genauso wie der asiatische Markt einer der Zukunft ist, der heute schon gepflegt wird. Denn Deutschland gilt als das Mutterland der Blockflöte, weshalb deutsche Marken laufen. Die eigentlichen Zielgruppen erreicht man aber woanders: auf den vielen Blockflötenfestivals. Wenn man selber nicht spielt, ahnt man gar nicht, wie viele es davon landauf, landab gibt. Denn dort, wo die Musik erzeugt wird, viele Hörer sie goutieren, entsteht auch das Interesse für das Instrument und für das, was es an Neuheiten gibt. Ein idealer Markt, da die Interessen gegenseitige sind. Und es ist ein Markt, der schon lange nicht mehr an Landesgrenzen gebunden ist. Flöten und damit Musik zu machen, ist eine internationale Sache.

 

Und deshalb ist Stefan Kömpel auch nicht bang, dem es gelang, trotz zurückgehendem Verkauf von Schulblockflöten den Umsatz zu halten. Statt Quantität wird erhöhte Qualität geboten und dies Konzept geht auf, die Leute sind heute bereit, für eine richtig gute Flöte mehr Geld auszugeben, wobei die herkömmliche Schulflöte in guter Herstellung 67 Euro kostet. Und die Kunststücke, die wir dann in den Händen halten und die man auch gut als Kunstgegenstand ins Regal stellen könnte, kosten dann schon an die 3 000 Euro. Aber da sind wir schon längst in der Neuzeit mit den modernen Blockflöten, auf die einfach die alte Ideologie von der Schulblockflöte, die man im Klassensatz dann vierzig mal im Musikunterricht ertragen mußte, nicht mehr paßt, zumal diese neuen Flöten erweiterte Spieleigenschaften haben, der Tonumfang von zwei aus drei Oktaven erweitert wurde.

 

Das nun ist, verbunden mit Kompositionen für diese modernen Flöten ein weites Feld. Bleibt, zusammenzufassen, daß sich die Flöte nach wie vor gut als Einsteigerinstrument für Kinder eignet und dies ein Instrument bleibt, das man immer ohne Probleme mit sich führen kann. Wovon wir nicht sprachen, das ist, welch schönes Holz verwendet wird, also die Vielfältigkeit, die die Instrumente schon durch die verschiedenen Hölzer ausstrahlen. Das wäre ein neues Thema. Aber gerade der Vielfalt wegen, kommen wir noch einmal auf den Begriff der Blockflötenparteien zurück. Wie ist der entstanden? Fragen wir uns, kamen aber nicht recht weiter. Wenn wir es uns so recht überlegen, ist das vielleicht eine schlichte Versimpelung.

 

Denn die DDR hatte Blockparteien, die Blockflöte hat auch einen Block. Aber sollte mit Blockflötenparteien nicht stärker die Vereinheitlichung der Meinung, ja Meinungsdiktatur und entsprechende Sprachregelung ausgedrückt werden, wo von oben nach unten ein politischer Sprachgebrauch festgelegt wird? Wie auch immer. Die Flöten hier am Stand von Mollenhauer sind just das Gegenteil, individuell, farblich unterschiedlich., von sanften hellen bis dunklen Holztönen bis grellgelben Lackierungen, und die Töne, die sind so etwas von unterschiedlich...Es ist einfach schön.

 

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