Eine kurzweilige Anekdote von Herzog Carl Eugen aus dem Jahr 1770 anläßlich des TAGS DES KAFFEES
Sabine Zoller
Stuttgart (Weltexpresso). Der Deutsche Kaffeeverband rief 2006 den „Tag des Kaffees“ ins Leben und seither wird am 1. Oktober wird das belebende Getränk gefeiert, das im 17. Jahrhundert seinen Siegeszug in Europa begann und als schwarzer Muntermacher heute fast allgegenwärtig ist. Vor rund 300 Jahren allerdings war Kaffee noch ein Luxusgut, das sich nur der Adel leisten konnte. Spuren des exotischen Modegetränks sind in den Schlössern des Landes Baden-Württemberg zu finden.
Eine kurzweilige Anekdote von Herzog Carl Eugen
Der württembergische Herzog Carl Eugen schätzte den Kaffee – und lud einst den pfälzischen Kurfürsten Carl Theodor dazu ein. Doch wie es dazu kam, erzählt eine besondere Anekdote, die aus dem Jagd- und Lustschloss von Herzog Carl Eugen überliefert ist. Das Schloss liegt am Rande von Stuttgart auf einer Höhe. Die Anlage zählt zu den Wahrzeichen der Region – und erregte schon zur Zeit ihrer Erbauung Aufmerksamkeit. 1763 legte man den Grundstein für das Schloss, sechs Jahre später wurde das Hauptgebäude mit den Repräsentationsräumen fertiggestellt. Auch Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz, der in Schwetzingen seine Sommerresidenz hatte, war am spektakulären Neubauprojekt interessiert. Im Juli 1770 machte er sich auf den Weg, um das Schloss von Herzog Carl Eugen zu besichtigen. Auf das aufwändige höfische Zeremoniell wollte er jedoch verzichten – daher reiste er unter einem fremden Namen und mit nur drei Gefährten nach Württemberg. Der Plan war scheinbar perfekt, denn Herzog Carl Eugen war eigentlich auf seiner Sommerreise in Teinach im Schwarzwald. Doch der württembergische Herrscher entschloss sich spontan dazu, den Tag auf Schloss Solitude zu verbringen.
Zudem war Kurfürst Carl Theodor berühmter als er dachte – und wurde in Weilimdorf erkannt. Ein Diener informierte Herzog Carl Eugen von den kurfürstlichen Plänen. Der württembergische Herrscher machte sich daher einen Spaß: Er befahl zwar die pfälzische Reisegruppe auf dem Schloss umherzuführen, jedoch sollte man „Höchstdero Persohn ignoriren“. Nach der dreistündigen Führung gab sich Kurfürst Carl Theodor nun doch zu erkennen. „Der Herzog giengen sodann dem Churfürsten entgegen, empfiengen Denselben und führten Solche in den Saal des Schlosses, woselbst der Churfürst eine Tasse Caffée annahm“. Dort bewunderten sie „die Schönheiten und besonders die unvergleichliche Vue vom Schloss aus“ – so berichtet es Alexander Freiherr von Bouwinghausen-Wallmerode, ein vertrauter Begleiter des Herzogs Carl Eugen in seinem Tagebuch.
Kaffee ist in Europa nicht heimisch. Der Weg der Pflanze führte zunächst aus Äthiopien in den arabischen Raum. Im Jemen wurde sie wohl erstmals kultiviert. Das Heißgetränk Kaffee erfand man dort vermutlich im 15. Jahrhundert. Bald eroberte der Kaffee die großen Zentren wie Kairo, Damaskus und Konstantinopel. Der Weg nach West- und Mitteleuropa benötigte noch etwas Zeit. Im 17. Jahrhundert importierte man Kaffee aus Jemen nach Europa – jedoch in sehr kleinen Mengen von wenigen Pfund. Im Adel fand das Getränk Anklang. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts importierte die Niederlande Millionen Pfund aus ihren Kolonien. In den europäischen Metropolen entstanden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die ersten Kaffeehäuser. Dadurch verbreitete sich das Getränk bald im Bürgertum. Allmählich etablierte sich in der Ober- und Mittelschicht der Kaffeegenuss am Morgen oder die Kaffeepause am Nachmittag.
Foto:
©Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
Info:
Schloss Solitude
ÖFFNUNGSZEITEN
bis 31. Oktober
Di – So, Feiertag 10.00 – 17.00 Uhr
www.schloss-solitude.de