Serie: Vor 150 Jahren wurde Alois Alzheimer in Frankfurt geboren, Teil 3

 

Hubertus von Bramnitz und Sylvia A. Menzdorf

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - 1902 wechselte der verwitwete Alzheimer von Frankfurt an die Psychiatrische Universitätsklinik Heidelberg. Zwei Jahre später ging er nach München, vollendete seine Habilitationsschrift, und widmete sich Forschungen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Auguste Deter hatte er freilich nicht vergessen.

 

Regelmäßig soll er sich in Frankfurt nach ihrem Gesundheitszustand erkundigt haben. Als sie aus Kostengründen in eine andere Einrichtung verlegt werden sollte, verhinderte Alzheimer das, weil er Auguste Deter unbedingt noch einmal untersuchen wollte. Am 9. April 1906 bekam Alois Alzheimer an seinem Arbeitsplatz in München einen Anruf aus Frankfurt: Auguste Deter war verstorben. Alzheimer veranlasste, dass ihm die Krankenakte zugeschickt wurde - und das präparierte und konservierte Gehirn der Patientin. Aus der Akte las er, dass sich Auguste Deters Geisteszustand wenige Jahre vor ihrem Tod, den übrigens eine Blutvergiftung verursacht hatte, dramatisch verschlechtert hatte.

 

Bei der Untersuchung ihres Gehirns unter dem Mikroskop fand Alzheimer zu Grunde gegangene Nervenzellen und Eiweißablagerungen, so genannte „Plaques“, in der gesamten Hirnrinde. Am 3. November 1906 stellte Alzheimer auf einer Fachtagung in Tübingen das später nach ihm benannte Krankheitsbild als eigenständige Krankheit vor. Alzheimer letzte Lebensstation war Breslau. An der Friedrich-Wilhelm-Universität übernahm er einen Lehrstuhl und wurde Direktor der „Königlich Psychiatrischen und Nervenklinik“. Am 19.Dezember 1915 starb Alois Alzheimer in Folge von Herzbeschwerden und Nierenversagen. Er wurde auf dem Frankfurter Hauptfriedhof (Gewann J an der Mauer 447a) neben seiner Frau beigesetzt. Das Relief in der Mauer zeigt eine kniende Frau und einen ihr zugewandten Knaben.

 

 

Großer Fund für die Medizingeschichte

 

So wie am 25. November 1901 die stationäre Einweisung der Auguste Deter in die „Städtische Heilanstalt für Irre und Epileptische" in Frankfurt für Alois Alzheimer ein Wendepunkt in seinem Leben war, so dürfte 95 Jahre später für Professor Konrad Maurer der Fund der „Aerztlichen Acten“ dieser Patientin ein einmaliges Erlebnis gewesen sein. Der damalige Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Niederrad war 1995 im Keller des Hauses mehr oder minder zufällig auf die Krankenakte von Auguste Deter gestoßen, die seit 1909 als verschwunden galt. Dies war ein großer Fund für die Medizingeschichte und für Konrad Maurer Anstoß für die erste Biographie über Alois Alzheimer, die er gemeinsam mit seiner Frau Ulrike verfaßte.

 

 

Heilung als langfristiges Ziel

 

Maurer war seit 1996, dem Gründungsjahr der Alzheimer Forschung Initiative (AFI), Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates. 2001 wurde er zum Vorsitzenden des Beirates gewählt und 2008 in den Vorstand der AFI berufen. Er gehört zu den wichtigsten Alzheimer-Forschern im Lande. Wie er mitteilt, sind bereits einige Medikamente auf dem Markt, die den Ausbruch der Alzheimer Erkrankung verzögern. Die Substanzen greifen in die typischen Veränderungsprozesse im Gehirn ein. Maurer: „Mittelfristig ist das Ziel, den Ausbruch der Krankheit um fünf Jahre zu verzögern. Dann können viele Patienten ihren Lebensabend ohne Symptome beschließen. Langfristiges Ziel der Alzheimer-Forschung bleibt aber, einen Weg zu finden, wie wir diese Krankheit vermeiden oder heilbar machen können.“ Fortsetzung folgt.

 

 

INFO:

 

Konrad Maurer, Ulrike Maurer; Alzheimer, 2000, Verlag Piper, ISBN-10: 3492232205