Fraport am Zug - Cargo City Frankfurt
Ulla Micheline und Notker Blechner
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Mit 2.460 Hektar ist die Airport-City in Frankfurt ein zentraler Wirtschaftsstandort mit zehntausenden Arbeitsplätzen. Vor allem das Fracht-Geschäft spielt eine wichtige Rolle. In der Cargo-City sind auf 150 Hektar 250 Unternehmen mit 11.600 Jobs angesiedelt. Nirgendwo in Deutschland wird mehr Fisch umgeschlagen als am Frankfurter Flughafen. Die Fraport will ihre Fracht-Sparte weiter ausbauen - dem Nachtflugverbot zum Trotz.
Über die unterschiedlichen Klimabedingungen bei der Fußball-WM in Brasilien können die Mitarbeiter des Frischezentrums in der Frankfurter "Airport City" nur lachen. In dem 9.000 Quadratmeter großen Halle herrschen 20 verschiedene Klimazonen. Die Temperaturen reichen von minus 24° bis plus 24°.
Größter Umschlagplatz für Fisch in Deutschland
Im Frischezentrum - auf Fraport-Englisch "Perishable Center" - werden exotische Früchte, Gemüse, Fleisch und Fisch gelagert, bevor sie in die Supermärkte, Fachgeschäfte oder Restaurants gelangen. Ob Hummer aus Kanada oder Rindfleisch aus Argentinien - alles ist fein sortiert und in Kisten verpackt. Hier wird mehr Fisch umgeschlagen als in Bremerhaven oder Hamburg, erklärt der Leiter des Zentrums stolz. Bis zu 130.000 Tonnen Frischware lassen sich jährlich im Perishable Center lagern.
Damit die verderblichen Güter nicht ungenießbar werden, schauen sich Veterinäre und Lebensmittel-Kontrolleure um. Sie öffnen Kisten, prüfen die Waren und geben sie frei. Oder beschlagnahmen sie, wenn die Frische nicht mehr garantiert ist.
Die mit Flugzeugen beförderte Fracht wird für die Fraport immer wichtiger. Im vergangenen Quartal wuchs der Frankfurter Flughafenbetreiber mit vier Prozent im Luftfracht-Geschäft stärker als im Passagier-Bereich (plus zwei Prozent).
Fraport erobert Spitzenplatz in Europa
Im vergangenen Jahr wurden über zwei Millionen Tonnen Fracht transportiert. Damit eroberte Frankfurt nach acht Jahren den Spitzenplatz in Europa zurück und verwies Paris und Amsterdam auf Rang zwei und drei.
Doch die Konkurrenz nimmt zu. Die Golf-Airlines drängen mit Niedrig-Preisen in das Geschäft und versuchen Marktanteile zu gewinnen. Hinzu kommt die Benachteiligung durch das Nachtflug-Verbot. Ein Lufthansa-Sprecher räumt ein, durch das Verbot einiges an Fracht verloren zu haben. Inzwischen habe man sich aber mit der Situation arrangiert.
Auch bei ausländischen Luftfracht-Firmen wird das Nachtflug-Verbot inzwischen entspannt gesehen. Manchmal gebe es Schwierigkeiten, doch diese könnten gemeistert werden, betonte Denis Iljin, Chef der russischen Air Bridge Cargo am Rande einer Pressekonferenz in Frankfurt. Die russische Gesellschaft sieht sich bei Linienfrachtflügen in Frankfurt bereits als Nummer zwei. "Wir planen, unsere Präsenz noch weiter auszubauen", kündigte Iljin an.
Keine Verlagerung nach Hahn
Von einer Verlagerung der Fracht-Aktivitäten nach Frankfurt-Hahn wollen die Fraport- und Lufthansa-Manager nichts wissen. Das mache weder ökonomisch noch ökologisch Sinn, meinte Lufthansa-Sprecher Michael Göntgens vor Journalisten. Um die Güter nach Hahn zu bringen, wären zusätzliche 40.000 Lkw-Fahrten pro Jahr nötig. Auch die neue Logistik-Drehscheibe Leipzig-Halle wird nicht als Alternative zu Frankfurt gesehen.
Geschäft soll ausgebaut werden
Die Fraport will sogar die Luftfracht-Kapazitäten noch ausbauen, um die wachsende Nachfrage zu bedienen. In der Cargo-City sollen 100.000 Quadratmeter neue Hallenflächen geschaffen werden, kündigte Fraport-Vorstandsmitglied Anke Giesen an. Die Fraport könne nur über eine Verbesserung der Fracht-Anlagen und Platz für weitere Hallenflächen Marktanteile erobern.
Die Lufthansa plant in den kommenden Jahren eine neue Fracht-Halle. Sie soll die modernste Halle der Welt werden.
Trotz weltweiter Überkapazitäten beurteilt Fraport-Vorstand Giesen die Zukunftsperspektiven optimistisch. Laut Prognosen soll der Markt für Luftfracht bis 2031 jährlich im Durchschnitt um 4,5 Prozent wachsen. Vorausgesetzt es kommt nicht zu einer neuerlichen Finanz- und Wirtschaftskrise…
INFO:
Cargo City
http://www.frankfurt-airport.de/content/frankfurt_airport/de/anreise/lageplaene0/cargocity.html