Denn sie wissen immer noch nicht, was sie tun..., Teil 2
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Grauer Markt, Schattenbanken, Hedgefonds, sollten – weltweit – eigentlich Regulierung erfahren. So sprach die Politik.
Ca. 71 Billionen kursieren in „Schattenbanken“, die völlig unreguliert sind.Die Deutsche Bank hat 3,1% Eigenkapital für Risiko-Absicherung. Viel zu wenig, wenn es richtig, weltweit, kracht. Schon wegen des sicheren Domino-Effekts.
Prof. Martin Hellwig (Ökonom und Banken-Experte): „Leichen der alten Krise liegen noch in Kellern“. (4)
Giftpapiere, die fällig werden könnten: der IKB, der HSH-Nordbank, der Bayern-LB, der Sachsen-LB, der Commerzbank, der HRE. Kosten des Banken-Desasters betrugen: 74 Mrd. Euro für die Bankenrettung. Einzeln: IKB 13 Mrd. (Auffanglösung), Commerzbank 18 Mrd., HRE Bürgschaft 35 Mrd, real flossen zunächst 21 Mrd. an Steuergeldern (in: „BANKEN AUSSER KONTROLLE, hr-Fernsehen 15.7.2013 (3). Die HRE hat eine Bad Bank von über 160 Mrd. Euro ausgelagert. Diese Tatsache kommt einem regelmäßig in den Sinn und lässt einen fragen: müsste da nicht noch was kommen?
Betroffene der großen Krise, die eine Weltgesellschafts-Krise ist, sind Menschen wie Marion Pfälzer, dokumentiert in: (1)), die in eine prekäre Beschäftigung gefallen sind und ihre Verbindlichkeiten kaum genügend bedienen können und denen es an allen Ecken und Enden fehlt, nicht nur bei den schulpflichtigen Kindern, sondern auch, wenn für eine Fortbildungs-Maßnahme kein Geld mehr zur Verfügung steht, weil der jeweilige öffentliche Haushalt infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise Not leidend, defizitär geworden ist.
Krass ist auch der Fall Pforzheim: der Kommune wurden von der Deutschen Bank Zins-Swaps angedreht, die sie im Gefolge der Krise in ein Minus von 58 Millionen gebracht hat. Das Geld fehlt bei Bildung, Infrastruktur, typischerweise Schwimmbad. Die Kommune wurde die Papiere los durch den Verkauf an eine stadteigene GmbH mit anschließendem Sale & Lease Back. Aber damit ist noch nicht alles gesagt.- Näheres in: „Zocken bis der Staat hilft“ (1)
Mit den 71 Billionen Wett-Mitteln in den Schattenbanken und Hedgefonds wäre es ein Leichtes, das Nötige und Gedeihliche in den Gesellschaften, die das einzige „Kapital“ sind, zu finanzieren. Aber dem „Human-Kapital“, den Betroffenen des Finanz-Kriegs, wurde über Jahre raubzugartig weggenommen, besser noch: tatsächlich geraubt. Ihre Arbeitskraft sank praktisch auf null und ihr Wert als Menschen auch!
Hedgefonds spekulieren mit Kredit-Hebelungen („leveraged loans“). Sie hebeln Chancen-/Risikopositionen einer gesammelten Kapitalmasse z.B. um den Faktor 14 nach oben (genau beschrieben in dem Artikel „Die Spekulation implodiert“, FAZ 03.10.1998). Sie gehen mit mathematischen Modellen des neuesten Stands vor, um Wirkung und Kontrolle zu optimieren. Sie können auch als hoch mathematisierte Wettbuden bezeichnet werden. Wenn die Blase platzt, verstärken sie die Wirkung des Zusammenbruchs entsprechend der gehebelten Positionen. Problem: alles scheint gut zu gehen, bis die Kehrtwende auf dem Markt um sich greift und Panik ausbricht oder es zu einer Fehleinschätzung kommt.
Die Geldschwemme, die heute sintflutartig in der Welt tobt, ist Geld, das die „ganz normalen“ Menschen erarbeitet und erwirtschaftet haben. Es wurde ihnen, assistiert von einer knieschwachen Politik, weggenommen und bleibt ihnen vorenthalten. Um die Gemeinheit voll zu machen wird alsdann noch bei Gelegenheit gegen sie und ihre Gesellschaften gewettet. Ein Verbrechen!
Die Herren der Politik sind schwach, auch mitleidlos, abgehoben. Sie schaffen es einfach nicht, sich vor die ihnen schlicht Anbefohlenen, vor die, die sie vertreten sollten, zu stellen und sie in Schutz zu nehmen und sie zu verteidigen!
„Michel Barnier [gemeint Kommissar Binnenmarkt] hat versagt“, so Rudolf Hickel.
Barnier erbittet lediglich „Zusammenarbeit“ von Kontrolleuren und Akteuren (4)
Auf dieses Moment kommen wir zurück. Fortsetzung folgt.
Fußnoten:
(1) „Zocken bis der Staat hilft. Reißt uns die Finanzindustrie in den Abgrund?“ ARD,14.9.10
(2) „Die Macht der Finanzlobby“, Kontraste ARD, 26.8.2010
(3) „Banken außer Kontrolle – wie die Politik uns in die Krise führte-, hr_Ferns. 15.7.2013
(4) „Banken zocken weiter“, frontal21, 8.4.2014
Tip: Philipp Löpfe, Werner Vontobel, Wirtschaft boomt, Gesellschaft kaputt, Eine Abrechnung, Zürich, orell füssli Verlag, 2014
ISBN 978-3-280-05534-2
