Musikmesse und Prolight + Sound in Frankfurt vom 15. bis 18. April 2015, Teil 3

 

Gerhard Wiedemann

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Doch noch ein Blick zurück zu den Zahlen, die die gute Stimmung für die einen und unsere Nachwuchssorgen für die anderen erklären. Wenn der Umsatz von 967 Millionen Euro ein Plus von 4,5 Prozent bedeutet, dann sind die Gewinner der Branche die elektronischen Instrumente, während die Verlierer die Großmusikinstrumente sind, von der Orgel über das Klavier bis zum Akkordeon.

 

Wenn der Fachhandel immer noch, aber nicht im gleichen Maß von 0 bis 2, 8 Prozent Umsatzsteigerung erfährt, liegt die Differenz im Zunehmen des Kaufs über das Internet. Eine der schlüssigen Erklärungen dafür, wie differenziert das Marktgeschehen ist und schon lange nicht mehr pauschal beurteilt werden kann. Was man aber sagen kann, ist, daß der Musikbranche insgesamt stagniert, während die Veranstaltungsbranche Höhenflüge unternimmt, was sich auch in der höchsten Zahl der Aussteller innerhalb der letzten 20 Jahre ausdrückt.

 

Die Musikmesse trägt beidem Rechnung, indem sie für zwei Tage zusätzlich zu den Fachbesuchern die Messe auch für jedermann öffnet. Für jeden also, der eine Eintrittskarte kauft. Das sei dazu gesagt, weil eine andere Messe ja gerade einen kostenlosen Besuchertag durchgeführt hatte. Das dann doch nicht. Es gibt ein Zweites, womit die Musikmesse den Besuch für alle noch attraktiver macht: die Stars kommen zur Messe, das also den Bereich der Unterhaltung hätte man früher gesagt, was heute Entertainment heißt (warum eigentlich?). Neben Lang Lang für die einen, die das Klassische lieben, fällt der Name Till Brönner, Deutschlands bekanntester Trompeter.

 

Was bei den Messeberichten meist verschwiegen wird, ist das, was hinter den Kulissen passiert: eine Fortbildungsmaschinerie gewissermaßen. Denn es gibt Vorträge, Workshops und viele Begleitveranstaltungen zur traditionellen Messe dazu. Und die will ihre Zahlen nicht ohne Stolz präsentieren, was Detlef Braun sehr gerne macht. Die Ausstellerentwicklung ist bei der Musikmesse stabil, sogar mit minimalem Aufwärtstrend.

1 329 Aussteller sind gekommen, gegenüber 1318 im letzten Jahr. Die Internationalität, ein Kennzeichen aller Frankfurter Messen, beträgt 69 Prozent, wobei darunter 51 Länder vertreten sind.

 

Unter den Ländervertretern nehmen die Deutschen naturgemäß den Spitzenplatz ein. Die ausländischen Nationen führen die USA an, gleich auf dem dritten Platz China, denen Italien, Großbritannien, Spanien, Frankreich und die Niederlande folgen. Insbesondere bei Holland ist das immer ein Phänomen auf den Frankfurter Messen, denn proportional zur Einwohnerzahl wären die Niederlande diejenigen mit dem höchsten Anteil von Ausstellern pro Einwohner.

 

Anders als die Musikmesse, die hochzufrieden über den gehaltenen Stand ist, kann die prolight+sound – weiterhin ein doofer Name, Musikmesse geht so gut über die Lippen, eigentlich sollte man Veranstaltungsmesse sagen oder so was – auftrumpfen. Mit sieben Prozent Steigerung kann man in der heutige Wirtschaftssituation wirklich Furore machen, die Branche erzielte 2014 rund 3, 75 Milliarden Euro gegenüber 3,5 im Jahre 2013. Noch wichtiger ist, daß der Aufwärtstrend fortgesetzt werden soll.

 

Das alles hat mit dem Freizeitverhalten der Deutschen zu tun, das gleichzeitig dafür verantwortlich ist, daß das Selbermusizieren zurückgeht und zu sinkenden Einkäufen für Instrumente führt: das Unterhalten werden wollen. Ob die Ansprüche an spektakuläre Inszenierungen beim Besucher wirklich steigen oder ob da nicht doch eine gegenseitige Konkurrenz der Veranstalter – und der Künstler!! - das alles hochpuscht? Das sind Fragen, deren Beantwortung nicht hilft, weil es eine bundesdeutsche Wirklichkeit geworden ist: Lärm, also Klangtransport, Licht, wozu heute noch Feuer und sonstiger Sinn-Unsinn gehört. Irgendwie ist die moderne Bühne, denkt man, wieder da angekommen, wo sie herkam, vom Varieté und beide vom Zirkus. Denn der ist jahrhundertealt.

 

Auf jeden Fall ist der Fortbildungsbedarf in dieser Branche am größten, weil man all die technischen Neuerungen genauso erfahren muß, wie ihre praktische Anwendung. Dazu gehört ein Bereich, dessen Einbezug einem sofort einleuchtet: die Theaterbranche. Ob es nötig war, daß schon wieder mit STAGERY zu bezeichnen? Auf jeden Fall geht es um alles, was auf der Bühne außer Klang und Licht noch passiert. Das sind Kostüme genauso wie Ausstattung auf der Bühne oder im Film. Mit letzterem ist ein Faß aufgemacht, denn wir sind in der Regel nur geeicht darauf, die fertigen Filme zu beurteilen, wissen aber wenig über die Produktionsbedingungen. Das wird sich hier ändern.

 

Auf jeden Fall sind die Zahlen eindeutig. Die Prolight+Sound hat 928 Aussteller aus 41 Ländern und damit 30 Aussteller mehr als im letzten Jahr. Wichtiger ist, daß alle, aber auch alle wichtigen Firmen und Veranstalter vertreten sind. Das können wenige Messen von sich behaupten. Auch hier die acht zahlreichsten Besuchernationen: Deutschland, China, Großbritannien, USA, Niederlande, Taiwan, Spanien, Frankreich.

 

 

 

 

 

 

 

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