Serie: Die Herbstmesse TENDENCE auf dem Frankfurter Messegelände vom 29. August bis 1. September , Teil 3

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Dieser Abend, zu dem schriftlich eingeladen wird und der sich HESSISCHER STAATSPREIS für das DEUTSCHE KUNSTHANDWERK nennt und auf der Frankfurter Herbstmesse, die jetzt TENDENCE heißt, zum 65. Mal verliehen wird, dieser Abend ist weit und breit der angenehmste Messeabend, was nicht nur für diese Messe gilt.

 

Und das ist keine Privatmeinung, sondern das äußern all die, mit denen man an diesem Abend nach der Preisverleihung ins Gespräch kommt. Das ist also eine gute Idee der Messe, diese Preisverleihung der kunsthandwerklichen Stücke mit einem Miteinander zu verbinden, das sehr heterogene, gleichwohl das Gespräch suchende Menschen vereint. Daß es anders zugeht, als bei anderen Empfängen, liegt auch daran, daß viel Volk, das normalerweise nicht zu den Messebesuchern zählt, zur Preisverleihung kommt: viele Künstler, viele aus Künstlereinrichtungen, aus Museen etc., aber auch Vertreter des Diplomatischen Chors – und weniger Geschäftsleute!

 

Wie immer ist es Jörg Bombach vom Hessischen Rundfunk, eigentlich vom Hessischen Fernsehen, der als Moderator im sehr gepflegten Hessisch – und der dieses Ereignis sogar einen „Solitär“ nennt - durch den Preisabend führt, der dem Empfang vorneweggeht und den wir im Detail in einem weiteren Artikel mit genauen Daten von Preisen, Preisträgern und vor allem den Begründungen der Jury für den 1., 2., und 3. Preis etc. fundieren.

 

Hier geht es erst einmal um den Gesamteindruck in Halle 9:2, wo inmitten des Messetreibens Platz für Stühle geschaffen wurden, die fächerartig um eine kleine Bühne drapiert wurden. Es war übrigens so heiß, daß sich die Gekommenen mit der Einladungskarte Kühlung herbeiwedelten, was gut gedacht, aber wenig erfolgreich war. Nachdem Jörg Bombach den Geschäftsführer der Messe Frankfurt und für Konsumgütermessen wie die TENDENCE zuständigen Detlef Braun ans Mikrophon bat, nutzte der diese Gelegenheit, um erfreut zu konstatieren, daß zumindest am heißen Preisabend die Runde voll ist. Denn der Messebesuch am Wochenende sei weit unter den Erwartungen, auch unter den Ankündigungen geblieben, die Temperaturen von 35 Grad, die sich in den Messehallen potenzieren, haben nicht wenige vom beabsichtigen Besuch in Frankfurt abgehalten. Er hoffe nun auf morgen, den letzten Tag, wo Kälte angesagt sei.

 

Man muß sich vergegenwärtigen, daß die alte Herbstmesse, die jetzt in den letzten Augusttagen bis zum 1. September als TENDENCE läuft, trotz immensen Rückgangs der Aussteller noch immer weit und breit die besuchteste Herbstmesse der Welt und somit eine Weltleitmesse ist, weshalb die Messe Frankfurt auch an ihr festhalten wird. Nicht nur wegen des Kunsthandwerkpreises und seiner Tradition, dachte sich der Gast. Aber auch. Denn Detlef Braun weiß schon, was die Messe Frankfurt an Solidität und historischem Abglanz durch solch einen Preis gewinnt, der übrigens 1951 der erste Staatspreis in der jungen Bundesrepublik Deutschland war.

 

Weil es nicht nur um Kunst geht, sondern dieser Preis – insgesamt 8 000 Euro, da denkt man auch, das sind Beträge vom Anfang der 50er Jahre – vom Hessischen Wirtschaftsministerium finanziert wird, ist mit Matthias Samson der Staatssekretär des Wirtschaftsministeriums aus Wiesbaden gekommen und eckt mit seiner Rede nicht an! Irgendwie sind diese Leute aus den Ministerien auch nicht mehr das, was sie mal waren – fern, unnahbar, unverständlich. Das ist alles längst vorbei und Ministeriale machen immer dann eine gute Figur, wenn sie sachlich, kompetent und nicht zu lange reden. Das war der Fall. Er bezog sich, was in Frankfurt immer läuft, auf Goethe, der gesagt haben soll, daß „aller Kunst das Handwerk vorausgehen soll“ und damit Wilhelm Meister zitierte. Das stimmt, wobei der als Aphorismus gehandelte Spruch sogar noch umfassender das Handwerk hervorhebt: „Allem Leben, allem Tun, aller Kunst muß das Handwerk vorausgehen“, was aus Wilhelm Meisters Wanderjahren stammt I, 12 und eine eigenartige Fortsetzung hat: ..Handwerk..., welches nur in der Beschränkung erworben wird. Eines recht wissen und ausüben gibt höhere Bildung als Halbheit im Hundertfältigen.“ Das ist doch eine wichtige Lebenserkenntnis, weshalb es Goethezitate immer in sich haben.

 

Und dann kam eine für uns echte Überraschung. Karin Bille von der Beratungsstelle Formgebung der Arbeitsgemeinschaft Handwerkskammern Rheinland-Pfalz sprach engagiert und fachkundig über die Situation des Kunsthandwerks heute, so daß wir sie um das Manuskript baten, um die Rede abdrucken zu können. Denn leider fliegen an so einem Abend, der dem eigentlichen Ereignis, den Preisvergaben gilt, so manches vorbei. Und nun zu den Preisen. Fortsetzung folgt.

 

Foto: Verleihung, v.l.n.r.: Rolf Krämer (Jury), Lutz Schell-Peters (Jury), Anke Neumann (Preisträgerin, 2. Platz), Diana Stegmann (Preisträgerin, 1. Platz), Adam Ryl (Jury), Doris Bank (Preisträgerin, 2. Platz), Karin Bille (Jury), Christina Beyer (Bundesverband Kunsthandwerk, BK), Mathias Samson (Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung), Marianne Karsamba (BK), Detlef Braun (Geschäftsführer Messe Frankfurt) , © MesseFrankfurt

 

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