Banken in der Regulierungs- und Digitalisierungsfalle, Teil 2

 

Notker Blechner

 

Frankfurt (Weltexpresso) - Auf einer weiteren Konferenz im Rahmen der "Euro Finance Week" wurde das Potenzial ethischer Fonds diskutiert. Vertreter von Kirchen und sozial-ökologischen Banken warben für das Konzept. Die KT Bank (Kuveyt Türl Bank) machte sich stark für "Islamic Finance" - also Finanzgeschäfte im Einklang mit dem Islam.

 

Dabei sind Zinsen tabu - was angesichts der Niedrigzinsen in Europa auch nicht all zu schlimm sein dürfte. Die Geldgeschäfte haben nichts mit Spekulation zu tun, sondern beziehen sich auf reale Güter. Will sich ein Kunde Geld für ein Auto oder Haus leihen, erwirbt die Bank das Auto oder das Haus und verkauft diese in Raten und mit einem Aufschlag weiter.

 

Die KT Bank ist die erste islamische Bank in Deutschland mit einer Volllizenz der Bafin. Die Bilanz der ersten 100 Tage sei positiv, verkündete Kemal Ozan, Chef der deutschen Tochter der KT Bank. Das Interesse sei groß, die zahlreichen Anfragen könnten kaum abgearbeitet werden. Branchenbeobachter hingegen sprechen eher von einer mäßigen Resonanz.

 

2016 will die KT Bank ihr Angebot um Bankkarten und Girokonten erweitern. Wann das Geldinstitut auch islamische Fonds oder Sukuk-Anleihen wie in der Türkei oder arabischen Ländern anbietet, ließ er offen.

 

 

Erstes deutsch-iranisches Wirtschaftsforum

 

Ein Highlight der "Euro Finance Week" war das deutsch-iranische Wirtschaftsforum. Dort gaben Politiker und Wirtschaftsvertreter aus dem Iran einen Überblick über Investitionsmöglichkeiten im Land. Vor allem deutsches Know-How im Maschinenbau, in der Umwelt- sowie in der Medizintechnik sei gefragt. Der Energieminister warb für Investments in der Wind- und Solarenergie. Der Iran habe mit der Energiewende bereits begonnen. So würden in Teheran über 1.000 Taxis auf flüssiges Erdgas (LNG) umgerüstet. berichtete der Geschäftsführer eines deutsch-iranischen Ingenieurbüros. Auch im Bereich Solar sind erste Projekte geplant. Die kleinen Proteste vor dem Congress Centrum gegen die aktuelle iranische Regierung ließen die Teilnehmer des Forums kalt.

 

 

Fernduell Draghi kontra Weidmann

 

Den traditionellen Abschluss der "Euro Finance Week" bildete der European Banking Congress in der Alten Oper. EZB-Präsident Mario Draghi bekräftigte dort erneut alles zu tun, damit Europas Konjunktur wieder in Gang komme- notfalls mit einer noch größeren Ausweitung der Anleihenverkäufe. Und Bundesbank-Präsident Jens Weidmann durfte mit zeitlicher Verzögerung den Bremser spielen. Man müsse den bisherigen Maßnahmen erst mal Zeit lassen und ihre Wirkung abwarten, betonte er.

 

Schließlich wurde Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) von Welt-Wirtschaftsredakteur Jörg Eigendorf, der bald als Kommunikationschef zur Deutschen Bank wechselt, befragt - über die Flüchtlingspolitik, die schwarze Null sowie die Zukunft der Eurozone. Schäuble nutzte die Bühne, um seine bekannten konservativen Standpunkte ins rechte Licht zu rücken.

 

 

Uneinig nur bei der "Grexit"-Frage

 

Gestritten wurde nur bei der Podiumsdiskussion zwischen Hans-Werner Sinn, Präsident des Ifo-Instituts, und Paul de Grauwe von der London School of Economics and Political Science. Die beiden Ökonomen waren sich in der Griechenland-Debatte völlig uneinig. Während Sinn für einen vorübergehenden Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone plädierte, sprach sich de Grauwe klar gegen einen "Grexit" aus. Eine vorübergehende Scheidung würde doch auch im richtigen Leben nicht funktionieren. Doch, antworte Sinn, mitunter kämen die Ex-Partner so wieder zusammen. Wie einfach kann doch Wirtschaftspolitik sein!!!

 

 

Info:

Euro Finance Week

http://www.eurofinanceweek.com/

 

Frankfurt European Banking Congress

http://www.frankfurt-ebc.com/