Die HEIMTEXTIL auf dem Frankfurter Messegelände vom 12. bis 15. Januar 2016, Teil 1
Siegrid Püschel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das muß man Detlef Braun, dem Geschäftsführer der Messe Frankfurt und für die Konsumgütermessen wie die HEIMTEXTIL verantwortlich, das muß man ihm wirklich lassen, daß er erfolgreich eine alte Übung in ein neues Gewand steckt, sprich: die alte solide Wirtschaftspressekonferenz zu einem Event gestaltet, so daß sich die Teilnehmerzahl der Journalisten diesmal mindestens Verfünffachte.
Daß dies allerdings diesmal besonders ansprechend war, lag eindeutig an seinem Ehrengast, der Schauspielerin Jessica Schwarz, die mit Textilien sehr viel zu tun hat, wie noch zur Sprache kommt. Und auch das 'eindeutig' ist nur halb richtig, denn die gelungene Atmosphäre lag am lockeren Zusammenspiel von Braun und Schwarz, was dann schon einer der Lacher war, denn die beiden verbindet eben auch der Farben-Nachname. Daß keiner anfing zu singen: „Schwarzbraun ist die Haselnuß...“ liegt sicher daran, daß sowieso wenige noch Volkslieder kennen, aber dieses mag man aus besonderen Gründen schon gar nicht hören. Dennoch lag es auf der Zunge, sofort mit der Herleitung von Namen in der deutschen Sprache weiterzumachen, denn Farbennamen haben tatsächlich eine spannende Herleitung.
Aber auch wenn es auf der Messe sogar zentral um Farben geht, ging die Pressekonferenz von anderen Bezügen aus – und es sage keiner, daß persönliche Beziehungen nicht wichtig seien! Auf jeden Fall ist der Odenwälder Bub Detlef Braun in Michelstadt geboren, in Erbach aufgewachsen und die Odenwälderin Jessica Schwarz hat es genau andersherum gemacht, wurde in Erbach geboren und ist Michelstadt aufgewachsen. Doch, das hatte was von Slapstick und ist gleichzeitig noch wahr. Auf jeden Fall war eine Bombenstimmung, weil deutlich wurde, warum dieser Hintergrund wichtig ist und weil auch bei den netten Worten auf dem Podium die knallharten Fakten und Zahlen der Messe nicht zu kurz kamen, die im zweiten Teil folgen.
Aber zuerst Jessica Schwarz, die in Lila und Stiefelchen und Pelzchen um den Hals und langen braunen Haaren eigentlich nur wie eine hübsche Frau aussah. Da konnte man sich wieder einmal wundern. Als Detlef Braun sie nämlich ankündigte, einige Filme aufführte und sie als Charakterdarstellerin vorstellte, hatte er absolut recht. Spätestens seit DAS PARFUM ist sie bekannt und in ihren rund 40 Filmen ragt sie in BUDDENBROOKS unter einer ansehnlichen Darstellerriege absolut heraus und auch in ROMY begeisterte sie. Das aber nur als Hintergrund, denn ihre Anwesenheit hat mit etwas zu tun, was in Hessen durchaus bekannt ist. Vor acht Jahren hat sie mit ihrer Schwester in Michelstadt, sowieso einem der ganz schnuckligen Orte im Odenwald, ein altes Fachwerkhaus erworben und dieses gewissermaßen entkernt, angehoben und als Hotel eröffnet, die träumerei.
Dieses Hotel, gelegen in einem Haus zwischen ihrem Elternhaus (genannt: die Elterei) und der Brauerei des Vaters, dessen Geschäftsführung die Schwester als gelernte Hotelfachfrau übernommen hat, hat auf die Ausstattung der Zimmer und des Hauses besonderen Wert gelegt und ist das, was man Designerhotel nennen kann. Jedes Zimmer anders, jedes charakteristisch und in jedem spielen Textilien und Farben eine besondere Rolle. Warum, das erläuterte die Schauspielerin anhand ihres Lebenslaufes eindrücklich. Denn sie ist blutjung schon als Model in der Welt herumgekommen, von einem Hotel zum anderen und wußte ganz genau, wie für sie ein Hotel aussehen soll, in dem sie sich wohlfühlt. Vor allem das Bett und dort die Bettwäsche ist das Wichtigste, aber natürlich auch das Klima im Zimmer, das ein Wohlgefühl entstehen lassen muß, was mit Textilien, mit Tapeten, mit Farben und Licht für sie eine Einheit bildet.
Innerhalb weniger Minuten bekam man so einen Einblick, wie eine gute Idee zu einer Konsequenz führt, die nun die Schauspielerin zwingt, am Ball zu bleiben und das Hotel mit seiner Ausstattung ernst zu nehmen, denn der Erfolg des Hauses hat dazu geführt, daß vor wenigen Tagen zwei Häuser weiter ein weiteres Haus als Dependance des Hotels gekauft wurde – für die, das ist jetzt naheliegend, natürlich Jessica Schwarz auf der HEIMTEXTIL sich nach Möbeln und Stoffen, nach Matratzen und Sonstigem umschauen wird. Allerdings nicht Dienstag, am Eröffnungstag.
Da führt sie nach der Pressekonferenz die Presse durch den sogenannten Themenpark, der in Halle 6 im Erdgeschoß alles das zeigt, was an Stoffen Neues und Besonderes ist. Das war schon im letzten Jahr ein Ereignis, weil zu den Dingen, um die es geht, eine Ausstellungsarchitektur hinzukommt, die sinnliche Erfahrungen machen läßt, die auf Messen sonst nicht so stattfinden. Man darf auch alles anfassen und das Haptische – darauf legte auch Jessica Schwarz wert – ist einfach bei Entscheidungen, was man kaufen möchte, unabdingbar, d.h. daß Stoffe, Kissen, eben alle textilen Materialien einem gut in der Hand liegen, das sie angenehm sind – und das Erstaunliche ist eben, daß dies nicht für jeden gleich ist, weshalb es so wichtig ist, daß man persönlich aussucht, wenn man persönlich etwas haben will.
Daß sich Jessica Schwarz alles genau anschauen wird, bevor sie für die Ausstattung des zusätzlichen Hauses dann die Kauforder gibt, das versprach sie sich selbst, weshalb sie am Donnerstag nach der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises am Mittwoch – sie ist für den Preis für die Beste Darstellerin nominiert – wiederum die Messe besuchen wird, diesmal aber als Einkäuferin in eigener Sache. Fortsetzung folgt.
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10. bis 13. Januar 2017
