Die Nacht der Werbe- und Medienhelden in Frankfurt

 

Notker Blechner

 

Frankfurt (Weltexpresso) - Zu den wichtigsten Marketing-Preisen zählt der Horizont Award. Im Rahmen des Deutschen Medienkongresses wurde er zum 33. Mal in Frankfurt verliehen. Einer der drei Preise ging an die Manager von Opel für die Entstaubung der Marke und die Kampagne "Umparken im Kopf". Für die überraschendsten Erkenntnisse sorgte aber ein amerikanischer Medienmacher.

 

Gastredner Gordon Crovitz, der ehemalige Herausgeber des "Wall Street Journal", widerlegte in der Alten Oper in Frankfurt einige Vorurteile in der Medienbranche. So habe das Internet nicht zu einem Massensterben von Print-Zeitungen und -Zeitschriften geführt. Im Gegenteil: "Verlage haben inzwischen mehr Leser als in den reinen Print-Zeiten." Allerdings verdienen sie weniger.

 

Wer nicht zahlt, wird zur Ware

 

Auch die Werber-Weisheit, dass 50 Prozent der Werbeausgaben Verschwendung seien, gelte inzwischen nicht mehr, behauptete Crovitz. Das Internet habe die Werbung effektiver gemacht. Die Werbetreibenden könnten heute genau sehen, welche Gelder verschwendet seien und welche nicht.

 

Wer in Medien wie Facebook und Google für Inhalte nicht zahle, der würde bald selbst zur Ware, die verkauft wird, meinte gar der Ex-Verleger. Wer nicht "verkauft" werden wolle, müsse für Qualitätsjournalismus zahlen. Crovitz plädierte für "Paid Content"-Modelle. Sein Rat: Verlage sollten den Nutzern im Netz Angebote machen, für die sie auch bereit seien zu zahlen.

 

Funke-Manager Medienmann des Jahres

 

Zum deutschen Qualitätsjournalismus gehört die Funke-Mediengruppe (u.a. "Hörzu", "Hamburger Abendblatt", "Neue Welt"). Deren Geschäftsführer Manfred Braun wurde im Rahmen des Horizont-Awards zum Medienmann des Jahres gekürt. Unter seiner Führung habe sich die Funke-Gruppe von einem regionalen Verlag in ein weit über die Region ausstrahlendes Medienhaus mit eigener publizistischer Stimme gewandelt, lobte Post-Kommunikationschef Christoph Ehrhardt. Dazu beigetragen habe die Übernahme von mehreren Programmzeitschriften, dem "Hamburger Abendblatt" und der "Berliner Morgenpost" von Axel Springer.

 

Braun warb dafür, Print nicht gegen Digital auszuspielen. Der Wandel in der Branche sei nur zu schaffen, wenn man sich konsequent auf das Produkt und den Leser fokussiere. Der Medienmanager hob erste Erfolge bei der Integration der Springer-Titel hervor. Er unterstrich die besondere Bedeutung der neuen Zentralredaktion in Berlin. Mit den neuen Springer-Titeln soll Funke angeblich gute Renditen erfahren. Die Auflagen blieben stabil, verriet Braun Weltexpresso.

 

 

Opel: Die "Umparker im Kopf"

 

Umjubelte Stars des Abends waren die beiden Opel-Manager Karl-Thomas Neumann und Tina Müller. Sie erhielten den Horizont-Award in der Kategorie Marketing. In eindrucksvoller Manier hätten sie die Marke Opel entstaubt und neu ausgerichtet, lobte die Jury. Kampagnen wie "Umparken im Kopf" sowie lustige Spots mit Erfolgstrainer Jürgen Klopp und Schauspielerin Bettina Zimmermann trugen dazu bei, das Image von Opel zu drehen.

 

Opel-Chef Neumann und Marketingchefin Müller freuten sich riesig über den Preis. Das sei einer der größten Ehrungen, die man im Marketing bekommen könne, gestand Müller sichtlich stolz. Über die künftigen Herausforderungen bei Opel und über den VW-Abgasskandal äußerten sich die beiden Top-Manager bei der Dankesrede nicht.

 

Im VIP-Raum bekannte dann Neumann, dass der VW-Skandal schlecht für die Branche sei. Der Diesel würde wegen strengerer Abgasvorschriften künftig teurer. Die Überschreitungen der Grenzwerte bei den Stickoxiden würden wahrscheinlich nicht die einzigen Entdeckungen bleiben. Es gebe es noch viele Grauzonen.

 

Preis für skurille PR-Aktion gegen Neonazis

 

In der Kategorie Agenturen ging der Horizont Award an die Hamburger Werbeagentur Grabarz & Partner. Mit dem Spendenlauf "Rechts gegen Rechts" habe sie die am häufigsten preisgekrönte deutsche PR-Aktion geschaffen. Für jeden Meter, den die Neonazis bei ihrem Protestmarsch zurücklegten, spendete "Rechts gegen Rechts" zehn Euro an Exit Deutschland, das Aussteigerprogramm für Neonazis. So wurde der Horizont Award am Ende doch noch ein bisschen politisch…

 

 

Internet:

Der Horizont Award

http://www.horizont.net/marketing/nachrichten/HORIZONT-Award-2015-Das-grosse-Special-zu-den-Maennern-und-Frauen-des-Jahres-138332