Serie: Rund um die Frankfurter Herbstmesse Tendence 2012 vom 24. bis 28. August, Teil 6

Manfred Schröder

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nun ist sie also vorbei, die Tendence, die Frankfurter Herbstmesse, die seit Jahren Probleme bereitete, vom Datum her, von der Ausrichtung her und überhaupt. Sehr schwierig, die gesamte Messe zu beurteilen, weil das Für und Wider so differenziert ist. Auf jeden Fall sagen die Zahlen, daß rund 46 000 Facheinkäufer und Einzelhändler die Tendence besuchten und die Besucherzuwächse aus Osteuropa und dem Nahen Osten kommen, der Euroraum dagegen schwächer vertreten ist.

 

Wenn nun in diesem Jahr die internationale Konsumgütermesse Tendence mit rund 46 000 Besuchern etwa 6 000 Besucher weniger hat als 2011, sagt das noch nichts über den Erfolg, der von der Höhe des Auftragsvolumens abhängt, was man direkt nach der Messe noch nicht sagen kann, weil die hier angebahnten Kontakte dann über die elektronischen Medien oft erst zu weiteren Aufträgen führt. . Angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen war eine geringere Besucherzahl aus dem europäischen Ausland bereits im Vorfeld erwartet worden. „Trotz der Eurokrise konnten Aussteller teilweise ein Wachstum bei den Orderplatzierungen verzeichnen. Die Stimmung auf der Tendence war vor dem Hintergrund eines volatilen wirtschaftlichen Umfelds durchaus positiv. Die wichtigen Einkäufer waren vor Ort“, so Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt GmbH.

 

Wenn sich die Messeleitung damit in die internationale Politik und Wirtschaftspolitik einklinkt, ist das ein geschickter Schachzug und nicht falsch dazu. Denn es geht weiter: „Damit spiegelt die Tendence die aktuellen makroökonomischen Entwicklungen wider: Dies belegt für Deutschland der gestern veröffentlichte ifo-Konjunkturindex. In den Ländern der Eurozone zeigt sich diese Entwicklung nicht nur in Volkswirtschaften wie Griechenland und Spanien, die aktuell nur eine schwache Binnenkonjunktur aufweisen. Während gerade aus diesen letztgenannten Ländern vermehrt Hersteller nach Frankfurt kommen, um hier nach internationalen Abnehmern zu suchen, kommen aufgrund der schwachen Binnennachfrage deutlich weniger Einkäufer dorther.“

 

Im Umkehrschluß heißt das, daß osteuropäische Staaten wie die Russische Föderation, die Ukraine, die baltischen Länder, aber auch die Vereinigten Arabischen Emirate bei den Besucherzahlen signifikant zulegten. Da helfen Zahlen: Mit 135.000 Bruttoquadratmetern (2011: 130.000*) lag die Ausstellungsfläche trotz eines Rückgangs der asiatischen Aussteller um 3,8 Prozent höher als im Vorjahr. Insgesamt zeigten 1.852 Aussteller aus 66 Ländern (2011: 2.063 aus 67 Ländern*) ihre Produkte und Neuheiten. Die Besucherzufriedenheit bleibt auf unverändert hohem Niveau stabil. Die Tendence konnte Besucher aus 91 Ländern (2011: 103 Länder) begrüßen. Die Top-5-Nationen auf Besucherseite waren die Schweiz, die Niederlande, Italien, Österreich und Frankreich, das heißt unsere Nachbarn.

 

Wenn die Messe sagt: „Die Aussteller sind mit dem Verlauf der Messe mehrheitlich zufrieden.“, bringt sie aus gutem Grunde die Stimmen an die Öffentlichkeit, die eben auf dieser Messe angesichts eines innovativen Programms auch gute und sehr gute Orderzahlen erreichen. Die Firma Koziol ist so ein Aussteller. „Unsere Kunden wollen eine Herbstmesse. Sie ist für uns ein ganz wichtiger Marktplatz im Gespräch mit nationalen und internationalen Kunden. Die Tendence ist der Treffpunkt der Branche im Herbst“, erklärt Stephan Koziol, Geschäftsführer von Koziol ideas for friends. Eine ähnliche Einschätzung trifft Jürgen Reiter, Geschäftsführer von KARE: „Für uns ist die Tendence der wichtigste Ordertermin im Herbst und wir brauchen diese Plattform.“ Zu den äußeren Bedingungen und dem Messeverlauf sagt Oliver Kleine, Geschäftsführer von Leonardo: „Die Europa-Krise ist bestimmt auch ein Faktor, der im Handel Spuren hinterlässt. Ande­rerseits werden Innovationen immer gekauft. Unterm Strich sind wir mit der Quantität der Besucher nicht zufrieden, mit der Qualität schon.“

 

So kann man noch seitenlang die positiven Stimmen von Geschäftsführern von Berufsverbänden und speziellen großen Firmen hören. Man hört aber, geht man durch die Messehallen auch anderes. Da wird über eine „Regionalisierung“ der Messe geschimpft. Da wird die Zurücknahme des Kunsthandwerks auf nur noch wenige Anbieter beklagt. Da werden die „viel zu hohen Preise“ moniert. Da wird über ausbleibenden Besuch von Kunden räsoniert. Mit einem Wort: Das, was jeder wußte, daß die Herbstmesse Tendence ein schwieriges Geschäft geworden ist, hat sich bewahrheitet. Daß die Messeleitung für sich eine Stabilisierung sieht und von den Großen darin unterstützt wird, ist eben auch eine vertrauensbildende Maßnahme. Nur zu klagen, macht die Situation nicht besser. Wichtig wird zur nachträglichen Einschätzung der Tendence auch sein, wie die nächsten Messen über die Bühne gehe. Die Automechanika, die Messe, die die Frankfurter in den Zwischenjahren der zweijährigen IAA selbst stemmen – war eine tolle Idee und trägt noch immer – startet am 11. September und wird über die gesamtwirtschaftliche Einschätzung viel aussagen.

 

Die nächste Tendence findet vom 23. bis 27. August 2013 statt.

 

 

Info:

Hintergrundinformation Messe Frankfurt

Die Messe Frankfurt ist mit 467,5 Millionen Euro Umsatz und weltweit 1.725 Mitarbeitern das größte deutsche Messeunternehmen. Der Konzern besitzt ein globales Netz aus 28 Tochtergesellschaften und rund 50 internationalen Vertriebspartnern. Damit ist die Messe Frankfurt in mehr als 150 Ländern für ihre Kunden präsent. An über 30 Standorten in der Welt finden Veranstaltungen "made by Messe Frankfurt" statt. Im Jahr 2011 organisierte die Messe Frankfurt 100 Messen, davon mehr als die Hälfte im Ausland.

Auf den 578.000 Quadratmetern Grundfläche der Messe Frankfurt stehen derzeit zehn Hallen und ein angeschlossenes Kongresszentrum. Das Unternehmen befindet sich in öffentlicher Hand, Anteilseigner sind die Stadt Frankfurt mit 60 Prozent und das Land Hessen mit 40 Prozent.

 

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