Dreimal in einer Woche steht die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) in Frankfurt am Main in öffentlichem Interesse, Teil 2/3

 

Geraldine Gerade

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Anlaß der Pressekonferenz war die Wiederwahl des dreiköpfigen Herrenvorstandes, der ja auch der „Gesellschaft der Freunde und Förderer (GFF) der HfMDK vorsteht und nicht den 'Freundinnen', ach nein, wir meinen das nicht sarkastisch, weil wir zum einen wissen, daß die Frauen an der Hochschule sowieso die Musik machen,und zum anderen Männer heutzutage noch eher im Netzwerk der Finanzierer unter sich sind.

 

Denn darum geht es den Freunden, daß durch ihre Arbeit die Bedingungen an der Hochschule optimiert werden, was zwar nicht allein durch Geld geschieht, aber doch die Voraussetzung ist, daß es geschehen kann. Dafür stehen Clemens Börsig, ansonsten noch Vorsitzender der Deutschen Bank Stiftung als Vorsitzender und Wolfgang Kirsch, sonst Vorstandsvorsitzender der DZ Bank, hier Stellvertretender Vorsitzender ein. Der Dritte im Bunde ist Hochschulpräsident Thomas Rietschel, der Kraft Amtes Mitglied des dreiköpfigen Vorstands ist.

 

Im Wettbewerb um die begabtesten Studierenden und die besten Lehrkräfte braucht die HfMDK starke Verbündete. Wir haben in den vergangenen sechs Jahren kontinuierlich die Anbindung der Hochschule an die Stadt und in die Region ausgebaut. Seit ihrer Gründung in 2007 hat sich die GFF gut entwickelt und verzeichnete ein stetiges Mitgliederwachstum auf derzeit 261 Mitglieder. Hierzu zählen Unternehmen und Bürger, die in der Stadt und der Region prominent engagiert sind’, resümiert Dr. Clemens Börsig.

 

Und er konnte im Jahresbericht 2012 Zahlen vorlegen, die Einnahmen von rund 265 000 Euro nachweisen, was fast 50 000 Euro mehr sind als im Jahr zuvor. Davon wurden etwa 100 000 Euro als Stipendien an diejenigen Studierenden ausgezahlt, die aufgrund ihrer soziale Situation ansonsten gar nicht Musik studieren könnten. Es war sehr interessant, die vielen Einzelhilfen zu studieren, die von der Gastprofessur Lied mit 20 000 Euro bis zur Orchestrierung der Konzertexamina für 4 535 Euro gehen oder die Spanne vom Masterstudiengang zeitgenössischer Tanzpädagogik mit 35 000 Euro bis zum Exzellenzpreis der HfMDK für die beste wissenschaftliche Hausarbeit in Doppelvergabe für 1 000 Euro umfaßt.

 

Die GFF hat drei Förderschwerpunkte:

 

1. die Unterstützung der Lehre u. a. durch die Finanzierung von Workshops und Gastprofessuren (aktuell die Meisterkurse mit Helmut Deutsch und Brigitte Fassbaender) sowie von Instrumentenanschaffungen;

2. die Förderung künstlerischer Projekte mit großer Ausstrahlung wie die Jahresopernproduktionen sowie die Zusammenarbeit des Hochschulorchesters mit renommierten Gastdirigenten wie Krzysztof Penderecki und Sebastian Weigle;

3. den Ausbau des Stipendienangebots der HfMDK.

 

Zusätzlich unterstützt die GFF die HfMDK bei der Umsetzung großer und langfristiger Ziele und Projekte, wie „die Realisierung des Kulturcampus“, heißt es in der Verlautbarung.

 

Und der Kulturcampus war dann das Projekt, das am lebhaftesten und neugierigsten diskutiert wurde. Für Außenstehende sei hinzugefügt, daß es um eine insgesamt gewaltige Verlagerung von künstlerischen Institutionen in das Areal um die Bockenheimer Warte geht, die durch den Ausbau der Universität im Campus Westend möglich und nötig wird. Initiiert durch die Freigabe und Rückgabe des ehemaligen IG Hochhauses durch die Amerikaner, die dort ihr Headquater Europa besaßen, und Festlegung dieses ehemaligen und repräsentativen Sitzes der IG Farben durch die damalige SPD-Landesregierung als Universität, haben die meisten Fachbereiche und kleinere Institute der Uni den Umzug vom traditionellen Universitätsgelände in Bockenheim ins Campus Westend vollzogen. Jetzt geht es grundsätzlich darum, den Bebauungsplan für einen Kulturcampus anzugehen, der eine neue Hochschule miteinschließt. Heute aber spielt erst einma das Theaterhaus eine Rolle, das schon beschlossen worden ist und mit 13 Millionen Euro im Etat des Landes steht.

 

Hintergrund ist, daß die Hochschule als Musikhochschule anfing und bei der damaligen Planung der Hochschule an der Eschersheimer Landstraße die darstellende Kunst räumlich noch nicht berücksichtigt wurde und darum Studio-und Probebühnen einfach fehlen. Zudem war die Hochschule einst für den Bedarf von 600 Studenten geplant, derzeit studieren an ihr rund 900 Personen, die statt des vorhandenen Platzes von rund 8 000 eine Ausbildungsfläche von 14 800 Quadratmetern brauchen, was derzeit eine Reihe von (teuren) Anmietungen zur Folge hat, für die extra gezahlt werden muß. Was den Platzbedarf zusätzlich vermehrte, ist die an für sich gute Entscheidung der Landesregierung, dernach die Hochschulen in Hessen autonom sind, statt wie zuvor von der Entscheidungsbefugnis im Ministerium abhängig zu sein, was aber gleichzeitig eine Fülle zusätzlicher Aufgaben, also ein Ansteigen der Verwaltungsarbeit an den Hochschulen mit sich bringt. In Stellen ausgedrückt heißt das für die HfMDK: wo früher eine Stelle reichte, braucht es jetzt 5-6 Personen, damit Stellen.

 

Aktuell ist für den Kulturcampus derzeit erst einmal das Theaterhaus, das auf der Fläche zwischen Bockenheimer Depot, Fabrik und Universitätsbibliothek Anfang 2014 auf drei Ebenen entstehen soll, für die Hochschule und auch für die Absichten der Stadt, laut Oberbürgermeister, als Auftakt zur Verlagerung der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst auf dieser Fläche. Die Absicht ist auf allen Seiten da, für die Finanzierung wird seitens der Landesregierung vor 2017 keine Möglichkeit sein. Bis dahin wird der Bebauungsplan ausgehandelt sein, wird man auch mehr wissen, was mit der Universitätsbibliothek, gebaut von Ferdinand Kramer und denkmalgeschützt, geschehen wird. Die Bibliothek nebst Depot ist so sachkundig für die Buch- und Papierbewahrung errichtet worden, daß keine andere Nutzung sinnvoll erscheint. Die Studenten allerdings, die auf dem Campus Westend studieren, plädieren wie ihre Lehrenden für eine Bibliothek auf dem dortigen Campusgelände, wo zwischen Reuterweg, Hansa-Allee und Adickesallee im Norden Platz für sie reserviert ist.

 

Die Hochschule ist zwar ein Einzelposten, muß aber sowohl finanziell wie auch inhaltlich zusammen mit der Absicht eines Kulturcampus diskutiert werden, was wir fortsetzten.

 

Foto von Björn Hadem: Neuer Vorstand: von links, Wolfgang Kirsch, Clemens Börsig, Thomas Rietschel