![TvdS 3568](/images/2022/5_Mai/hkrus/TvdS-3568.jpg)
Hanswerner Kruse
Fulda (Weltexpresso) - Die Industrial-Rockband Van:tom:s ist das Soloprojekt des Fuldaer Multimediakünstlers Thomas van der Scheck (TvdS), das er am Samstagabend im Kulturzentrum Kreuz vorstellte. Früher hatten seine Musiker weniger Raum, waren an ihren Instrumenten aber nicht so virtuos wie jetzt.
Zunächst soll jedoch SAW, die Vorgruppe aus Baunatal erwähnt werden. Die vier noch recht jungen Rocker zelebrierten mit großer Spielfreude pures Heavy Metal aus den 1970er-Jahren, das mächtig in die Beine fuhr und das Publikum für die Van:tom:s, die Phantome, anwärmten.
![TvdS 3675](/images/2022/5_Mai/hkrus/TvdS-3675.jpg)
TvdS röhrt und schreit von der Rampe seine, von ihm komponierten Songs der aufgelösten Band Hellomatic, die am Freitagabend quasi als Van:tom:s mit neuen Musikern wiederaufersteht. Dazu singt er noch nicht veröffentliche Titel. Sie erzählen durchgehend in Englisch von den Grenzen menschlicher Existenz. Der Sänger ruft die „Kinder der Dunkelheit“ zu sich - doch wir alle tragen das Dunkle in uns, verdrängte Leidenschaften und subversive Instinkte, die es zu beherrschen gilt. Niemand ist gefeit davor, dass sie eines Tages hervorbrechen könnten.
Vielleicht sind deren spielerischer Ausdruck oder sie zu tanzen, eine Möglichkeit ihrer Beherrschung? Leute, die zu Industrial Rock herumtoben, werden wohl ebenso wenig zur Gewalt angestiftet, wie das brave Bürgertum in sinistren Opern, in denen Menschen verraten, betrogen und gemeuchelt werden. Vielleicht sind drastische Inszenierungen wie durch Van:tom:s, sogar eher die Opern der Neuzeit, als die meist recht braven Musicals?
Der Abend im Kreuz jedenfalls ist ein Spiel am Abgrund und mit den Abgründen - aber nach etlichen Zugaben wird es ernst - ohne dass das Publikum es zunächst spürt. Zum überlauten Geklapper einer Schreibmaschine tauchen Worte auf der Leinwand auf, die von Hiroshima und dem ersten Atombombenabwurf berichten: „...Menschen die bei 4000 Grad verdampfen...“ Dann interpretiert Van:tom:s den Song „Hiroshima“, lauter und böser als einst die Gruppe Wishful Thinking. Auf der Leinwand brennende Menschen und lachende GIs. Sarkastische oder gruselige Bilder. Kein Nebel. Kein farbiges Licht. Niemand tanzt. Keine Rufe nach Zugabe. Schließlich verhaltener Beifall.
Oft covert TvdS in seinen Konzerten einen alten Rock ‘n Roll oder Pop-Song, der ihn einst stark beeinflusste oder immer noch beschäftigt. Bei diesem Gig schafft er mit „Hiroshima“ einen mutigen Übergang von der Kunst zum Leben, vom grotesken Spiel zur brutalen Realität: Die Mahnung, eine russische Atombombe auf Kiew wäre das noch entsetzlichere Ende dieses entsetzlichen Krieges. Wie 1945 in Japan.
Foto:
Hanswerner Kruse
Info:
www.van-tom-s.com