temmeDer 15. Live Entertainment Award In der Frankfurter Festhalle, Teil 2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ja, das war eine Überraschung. Der LEA zu anderer Stunde, aber am selben Ort, der Frankfurter Festhalle, die als Gud Stubb der Stadt immer Charme hat. Wie das kam, daß erst mit der Musikmesse sich eine neue Messe fest etablierte: die Prolight+Sound und dann diese Messe, eigentlich ein Ableger, groß und größer wurde und erst den Frankfurter Musikpreis als Großereignis nach hinten schob und mit der LEA-Preisverleihung diese Messe eröffnete, haben wir zur kürzlichen Verleihung des Frankfurter Musikpreises an Peter Maffey ausführlich dargestellt:  https://weltexpresso.de/index.php/musik/25351-ein-preis-ueberlebt-seinen-anlass
Schön, daß  Prolight+Sound gewachsen ist, sehr traurig, daß die Musikmesse eingestampft wurde. Das aber interessiert an diesem Abend die 'Überlebenden' nicht. Es ist der Abend der Veranstalter!, das muß man sich jedes Mal deutlich machen und auch, wie geradezu lebensgefährlich für diese Branche das kulturelle Aus während der Coronazeit - die eigentlich noch anhält - gewesen ist, noch ist. Von daher war der ganze Abend eben auch ein Statement, daß "wir noch hier sind, daß es weitergeht." Allerdings mußten sich die Preisvergaben auch den monatelangen Schließungen anpassen. Man konnte nicht wie sonst die kleinen, mittleren, großen, ganz großen Veranstaltungsorte prämieren, dazu war zu wenig los gewesen. Aber man sah an diesem Abend, daß Kreativität auch für die Preise gilt, von denen ganz neue aus der Taufe gehoben wurden, von denen wir noch berichten. 

Durch den Abend führten Mareile Höppner und Ingo Nommsen, denen jedoch der Dritte im Bunde, Helmut Zerlett, den musikalischen HIntergrund gab. Er, der Komponist und Musikproduzent, ist uns als derjenige aus den Mitternachtsshows von Harald Schmidt bekannt, wo er Bandleader war, selbst aber auch Hammond-Orgel, Fender Rhodes und Synthesizer spielt. Und so verkörpert Helmut Zerlett auch den Lauf der Zeit wie die Vielfältigkeiten, Musik zu machen. Im Lauf des Abends gab es zwölf Preisverleihungen, die immer wieder auch Österreicher als Preisträger auszeichneten, was deutlich macht, daß der deutschsprachige Raum für Musikereignisse ein einheitlicher ist. Aus den verschiedenen Preisverleihungen, die alle für 2020/2021 gelten, ragte eine hervor, die posthum verliehen wurde. Gab es das schon einmal zuvor? Ich kann mich nicht erinnern. Auf jeden Fall wurde der Preis für das Lebenswerk 2020/2021 an Roland „Balou“ Temme verliehen. Peter Maffays tiefe Stimme erfüllte die Festhalle einmal nicht als Sänger, sondern als jemand, dessen Konzerte der Kölner Veranstalter und frühere BAP-Manager organisierte, dem Maffay wie man hören konnte  tief verbunden war und der am 6. August mit nur 67 Jahren verstorben war. Das war nicht nur eine von Herzen kommende Ansprache, sondern auch eine sehr intelligente Beschreibung der Musikszene in der heutigen Zeit, die durch Corona gebeutelt, aus den vielen vereinzelten Künstlern doch so etwas wie eine Gemeinschaft gemacht hat. Welch wichtige Funktion Temme, der immer nur Balou genannt wurde, mit seinen Firmen Think Big und RTK für die Musiker hatte, für die er deren Tourneen veranstaltete,  brachten dann auch noch Udo Lindenberg, Barbara Schöneberger, Westernhagen und Niedecken für BAP zum Ausdruck. 

Inhaltlich waren die verschiedenen Lobreden der von Temme betreuten Künstler zum Preis für das Lebenswerk, die nun Abschiedsgrüße geworden waren, sehr bewegend, und man bedauerte, einen solchen Mann nicht persönlich gekannt zu haben. Diese würdige Feier hatte nur einen großen Schatten. Keiner dieser Spitzenkünstler mit den warmen Worten war persönlich anwesend. Alle sprachen in Videoaufnahmen, die perfekt abgespielt wurden, aber dennoch zeigten, daß wir alle, durch die Coronarestriktionen erst recht geschärft, das Fehlen des Persönlichen merken, die Abwesenheit der Anwesenheit sozusagen negativ vermerken. War Balou es nicht wert, daß einer dieser, wie gesagt, Spitzenkünstler, seine schönen Worte für den Verstorbenen auf der LEA-Preisverleihung persönlich vortrug? Darüber konnte ich mir noch Gedanken machen, als auf der Videoleinwand Namen verstorbener nationaler und internationaler Künstler erschienen, von deren Tod man jeweils wußte, deren große Zahl auf einen Schlag jedoch erschütterte, zumal darunter viele waren, mit denen man sozusagen ein Leben lang gelebt hatte. 

Fortsetzung folgt. 
 
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