Doro ist in der Batschkapp eine Edel-Ikone, die sich während aller Hitze auch mal genieren kann, Teil 2

 

Heinz Markert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der erste Akt ihres Werdens begann für Doro mit Warlock. Schon während dieser Periode war sie die eigentlich Prägende im Ausmitteln einer Gruppenphilosophie. Es war auch die Entstehungszeit des Metal, der damals eine ursprünglichere Rauheit aufwies als heutigentags.

 

Was sie beim kürzlichen Auftreten in der Frankfurter Batschkapp als Old-School ansagte und worauf sie gern zurückgreift, hat immer noch den ungeschmälerten Reiz der Authentizität der Entstehungszeit, z.B. mit 'Burning the Witches' und 'Metal Racer'. Wenn sie im Verlauf des Abends die ersten Reihen mitbestimmen lässt, was die Gruppe auch spielen soll, wird sofort 'Breaking the Law' von Judas Priest, die Hymne auf die Benachteiligten, die Underdogs der englischen Unterklasse, gefordert. Die alteinwohnenden Erweckungsgefühle werden erneut gezündet. Was Doro in Aktion angeht, sind im Rückgriff auf 'Old-School' Stimme und Instrumentierung durch die Gruppe, die sie nach dem Weggang von Warlock zusammengestellt hat und mit der sie jetzt unablässig und immer erfolgreicher tourt, am perfektesten in Übereinstimmung. Dann findet eine chemische Hochzeit statt.

 

 

Doro wusste immer, worum es ihr geht

 

Das ureigenste Merkmal dieser Sängerin, bzw. Shouterin, mit immer noch ausgeprägter Schreihals-Dosis in der Stimme, ist ein unbeirrtes Wissen um das, worum es ihr definitiv geht. Sie feiert den Kult der Reinheit und Ursprünglichkeit und verbindet die Fans in einem gemeinsamen Fest der Musik. Schon in den Jahren der Kindheit war ihr bestimmt, dass sie aus der gesanglichen Anlage etwas zu machen sich gesandt sah und dies als Auftrag annahm. Das Haften an ihre erste Gruppe Warlock aber hätte auf Dauer bedeutet, dass sie in einem 'Hermetismus' des 'True-Metal', der Lehre von der Reinheit des Genres, stecken geblieben wäre, was leider vielen Gruppen der Anfangszeit beschieden war. Mit ihrer Solokarriere und der eigenst zusammengestellten Gruppe, die zur Zeit sehr stabil zu sein scheint und deren Chefin sie ist, hat sie sich über die Jahre zum größeren Publikum hin geöffnet, denn das Publikum hat für sie eine weltumspannende soziale Funktion.

 

Sie wusste früh schon, was sie wollte und alles, was damit an Kraftaufwand verbunden war, hat sie strikt durchgezogen. Eine Alternative hierzu hätte es für sie zu keiner Zeit gegeben. Sie hielt sich in ihrer Unbeirrtheit an das 'Werde, die Du bist' der alten Griechen (nach Pindar und den Phytischen Oden) und des 'Ecce Homo' Nietzsches.'Wie man wird, was man ist'.- Um der Öffnung willen verließ sie das Ghetto der Old-School, die aber von Zeit zu Zeit immer wieder ganz legitim zum Erweckungserlebnis für das angestammte Publikum wird.

 

Heute hat Doro eine weltumspannende Gemeinde, die offizielle Biographie besagt: sie hat bis 2014 'über 2800 Auftritte auf vier Kontinenten und in 60 Ländern gehabt'. Sie ist rund um den Erdball als Bestimmerin eine der Gefragtesten des Genres. Auch das gigantische Wacken, das wohl größte Metalfestival der Welt, hat sie zum 5. Mal mit Headliner-Status bespielt. 'In Spanien und Russland wird sie heute gar verehrt wie eine Göttin'. Mit Größen wie dem - leider verstorbenen - charismatischen Ronnie James Dio, mit den Scorpions und Motörhead ('Lemmy') hat sie Mammut-Touren absolviert. Immer wieder trifft sie mit den anderen Gefragten des Metalgenres zusammen und liefert sich Duette mit ihnen. 2009 hat sie die Wacken-Hymne abgeliefert mit: 'We are the Metalheads'.

 

Doro wäre nicht Doro, wenn sie nicht auch gefühlvolle Balladen geschaffen und beigesteuert hätte, die ebenso zum Milieu gehören wie der starke Tobak. Das geschieht unter anderem unter dem Rubrum 'True at Heart' in besonderer Weise. Ihr Werk ist umfangreich, es lohnt sich, sich darauf einzulassen. Ihre Auftritte sind ein grandioser Dienst an der Gemeinschaft des metallischen Ordens und darüber hinaus zum leibgeistigen Wohl der nicht so dem inneren Kreis der Gemeinschaft Angehörenden - für die aber auch noch genug Luft und Raum ist, einzutreten. Sie hat eine ihr treu ergebene Fangemeinde. Manche Fans sind über und über mit Doro-Tatoos versehen. In den Konzerten finden sich Anwesende, die ihr über weite Strecken der gesamten Tour treu sind und sich mehrfach an verschiedenen Orten zu ihren Auftritten einfinden. Die Auftritte sind ein Feuerwerk, in dem die rhythmischen Sequenzen und Perioden atemlos abgebrannt werden.

 

Info: Doro, Batschkapp Frankfurt am Main, 29.11.2015